Als es das erste Mal der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde, war das Interesse noch verhalten. Nur eine verhältnismäßig kleine Anzahl Spieler verfolgte die ersten Schritte der noch vergleichsweise simplen Software. Wenige Wochen später landeten die ersten Videos auf Youtube. Nicht einmal ein Jahr dauerte es, da waren über eine halbe Million Einheiten verkauft und der Entwickler vielfacher Millionär.
Nein, das war kein Ergebnis minutiös geplanter PR, großspuriger Presse-Events oder einer Hochglanz-Trailer-Schwemme. Es ging eigentlich bloß um ein Würfelspiel, das sich quasi selbst vermarktete. Eines, bei dem es nicht um die höchste Anzahl an Augen, sondern um die kunstvollsten und kreativsten Stapel-Varianten ging. Eines, das fünf Jahre nach diesen Anfängen nicht mehr aus dem Videospiele-Universum wegzudenken ist: Minecraft.
Geburt eines Phänomens
Was viele Spieler auch heute noch schwer begeistert, erblickte als »Baby« des schwedischen Entwicklers Markus »Notch« Persson am 17. Mai 2009 mit dem so genannten Creative Singleplayer Modus das Licht der Spielewelt. Damals ahnt Persson noch nichts von der kollektiven Verzückung, die sein eigentlich äußerst simples Spiel auslösen würde: Ein eckiger Spieler-Avatar (intern »Steve« genannt) kloppt in einer zufällig generierten Welt Klötze, nur um sie nach Belieben an anderer Stelle wieder hinzustellen. Simpel!
Die staubtrockene Kurzbeschreibung verrät allerdings nicht, dass dieses einfache Prinzip die Freiheit bedeutet, zu bauen was wir wollen, wo wir wollen und wie wir wollen - der eigenen Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Wir hauen Holz, schürfen nach Metallen, legen Gärten an, bauen ganze Maschinen. Das wird durch ein effektives Crafting-System ermöglicht: Haben wir uns beispielsweise eine Höhle als Unterschlupf gebuddelt, können wir aus Holz eine Tür für den Eingang basteln und diese auch gleich einsetzen.
Ein Holzstock in Verbindung mit Kohle ergibt eine Fackel, wir sitzen nicht mehr im Dunkeln. Das hat auch gleich einen gesundheitsfördernden Effekt, da in den finsteren Ecken des Spiels - oder eben bei Nacht - allerlei Monster erscheinen, die uns nach dem Leben trachten. Diesen Spieß drehen wir dann mit einem selbstgebauten Schwert um. Oder mit Selbstschussanlagen. Oder Lava-Fallen. Oder TNT-Gruben. Und auf Multiplayer-Servern lässt sich unsere ganze Kreativität mit oder gegen Mitspieler einsetzen. Haben Sie schon mal mit einer TNT-Kanone gegnerische Befestigungen zerbröselt? Ein Heidenspaß!
Inspiration und erste Entwicklung
Als Kinder haben wir alle irgendwann mal im Sandkasten nach Schätzen gebuddelt. Dieses Verhalten ist auch Erwachsenen nicht fremd. Einige gehen heutzutage los und suchen mit Metalldetektor, Spitzhacke und Schaufel nach Glitzerkram. Andere dagegen graben bequem von zu Hause aus in Computerspielen wie Infiniminer um die Wette.
Entwickler Zachary Barth schreibt 2009 dieses Spiel, in dem zwei Teams in einer zufällig generierten Klötzchenwelt nach Metallen buddeln und dafür Punkte bekommen. Barth macht jedoch den verhängnisvollen Fehler, den Quellcode zu seinem Spiel aus Versehen zu veröffentlichen. Schnell entstehen Klone oder es wird gegen den Entwicklerwillen am Balancing geschraubt. Barth verliert die Lust am Spiel und gibt die Entwicklung schließlich auf.
Ein begeisterter Spieler von Infiniminer ist damals Markus »Notch« Persson. Er stört sich aber nach einiger Zeit an konzeptuellen Schwächen wie der monotonen Blockgestaltung und den eingeschränkten Baumöglichkeiten. Persson kramt einen eigenen, älteren Prototyp für ein Bau-Spiel namens RubyDung hervor. Das Spiel sollte einmal eine Mischung aus Dwarf Fortress und Dungeon Keeper werden, allerdings ist Notch mit der Umsetzung der Egoperspektive unzufrieden und hat RubyDung deshalb wieder eingemottet. Mit Infiniminer kommt die Lösung: Genau so sollte sein Bau- und Buddelspiel funktionieren!
Am 10. Mai 2009 beginnt Persson mit der Entwicklung von Cave Game, in dem er das Spielprinzip von Infiniminer mit Elementen aus RubyDung verknüpft. Nur vier Tage später benennt er das Spiel in Minecraft: Order oft the Stone um, eine Hommage an den Webcomic »Order oft the Stick«. Später bleibt davon nur noch Minecraft übrig, um eventuelle Verwechslungen mit besagtem Comic auszuschließen. Am 17. Mai 2009 wird schließlich Minecraft in der Version 0.0.11a veröffentlicht.
Mehr Spieler, mehr Spannung
Steve hüpft fröhlich von Klotz zu Klotz. Was blinkt denn da hinten? Oh, Diamanten! Noch ein Hüpfer über diesen Block, dann zwei Blöcke hingestellt, drauf gesprungen... Zzzzzzzzzzz! BUMM! Kommt Ihnen bekannt vor? Der hinterhältige Partyknaller kam in Gestalt eines Creepers still und leise an Steve herangeschlichen und beendete seine Erkundungstour rabiat. Hätte Steve einen oder mehrere Mitspieler gehabt, dann hätten Sie ihn vielleicht rechtzeitig warnen können.
Am 08. Juni 2009 veröffentlicht Persson den Multiplayer-Modus zu Minecraft, allerdings wie der Einzelspieler-Part noch im Kreativ-Modus, es ist also nur gemeinsames Bauen möglich. Inventar oder Crafting gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ab August 2009 arbeitet Notch an einer Erweiterung von Minecraft durch Survival-Elemente.
Anfangs nur auf den Einzelspieler-Part beschränkt, werden über einen Zeitraum von rund fünf Monaten jede Menge spannende Updates in die Survival-Test genannten Spielmodus gepackt: Zombies, Skelette, der berühmt-berüchtigte Creeper, Nutztiere, ein Inventar, Lebensbalken, Regen und TNT. Spieler müssen nun die Blöcke auch abbauen, nicht bloß platzieren. Und wer über den Jordan geht, muss neu beginnen - es sei denn man hat einen gesicherten Spielstand.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.