Das Meta-Game: Beute, Waffen und Moneten
For Honor überschwemmt uns geradezu mit Währungen, Rängen, Wappen, Outfits, Befehlen oder Ressourcen. Das Meta-Game scheint zunächst sperrig und unüberschaubar, erschließt sich aber mit fortschreitender Spielzeit.
Das erste, was man zu sehen bekommt, wenn man vom Hauptmenü in den Multiplayer wechselt, ist die Fraktionskrieg-Weltkarte. Hier tragen Ritter, Wikinger und Samurai matchübergreifend ihren fortwährenden Konflikt aus. Beim allerersten Spielstart schwört man einer dieser Parteien die Treue. Das wirkt sich zwar nicht auf die Charakterauswahl aus, bestimmt aber, welcher Fraktion unsere zukünftigen Leistungen zugutekommen.
Die Ergebnisse sämtlicher PvP- und Bot-Runden (ausgenommen private Custom-Matches) fließen nämlich automatisch in den Fraktionskrieg ein. Nach jedem Match erhalten alle Spieler je nach Leistung sogenannte Kriegsressourcen, die sie anschließend auf der Weltkarte einsetzen können, um Gebiete der eigenen Fraktion zu verteidigen oder andere anzugreifen.
Alle sechs Stunden gibt es ein Territoriums-Update, bei dem die Frontlinie entsprechend der eingesetzten Kriegsressourcen verschoben wird - die Gebiete werden der Partei zugesprochen, die dort am meisten investiert hat. Übrigens: Der Faction War findet plattformübergreifend statt - PS4- und Xbox-Krieger kämpfen also um die gleichen Fronten wie PC-Spieler.
Alle zwei Wochen endet eine sogenannte Runde, nach der alle Spieler Ingame-Belohnungen erhalten, wie Abzeichen oder Waffenteile, abhängig von der Performance ihrer Fraktion. Am Ende einer ganzen Saison (nach zehn Wochen) werden erneut Boni ausgeschüttet und der Fraktionskrieg zurückgesetzt.
All Your Base Are Belong To Us
Es geht aber nicht nur darum, Zahlen und farbige Linien zu verschieben: Das Meta-Spiel wirkt sich auch auf den Look der Karten aus, auf denen gespielt wird. Jede der 12 Maps hat mehrere Design-Varianten, die von der kontrollierenden Fraktion abhängig sind.
So bringen die Wikinger zum Beispiel den Winter samt Schneefall und Eis-Texturen mit. Auf einer von den Samurai eroberten Ritterburg wehen statt Legions-Wappen wiederum fernöstlich anmutende Banner und dschungelartige Vegetation macht sich breit.
In der Theorie ist der Faction War ein tolles und motivierendes Feature, nur leider gestaltet sich die Praxis nicht sonderlich spannend - vor allem, weil sich die Leistung eines einzelnen kaum bemerkbar macht. Nur wer sich in großen Gruppen und Communities organisiert, kann wirklich spürbaren Einfluss auf den Kriegsverlauf nehmen.
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Eine Wundertüte sind derweil noch die besonderen Events, die auf der Taktik-Ansicht ausgegraut sind. Was passiert, wenn der Feind bis an das Hauptquartier einer Fraktion heranrückt? Kommt es zu einer besonderen Belagerungsschlacht? Vielleicht entfaltet sich das volle Potenzial des endlosen Meta-Krieges erst im Laufe der Zeit, aktuell motiviert uns der Faction War jedenfalls nicht genug. Gut, dass Ubisoft uns noch weitere Karotten vor die Nase hält.
Kaufen, kaufen, kaufen
For Honor ist ein Shopping-Paradies. Wer seinen Spielehelden gerne bis ins letzte Detail ausstaffiert und bemalt, wird an der Charakter-Anpassung seine helle Freude haben. Der Nachteil: Alles kostet. Und zwar Stahl, die Haupt-Ingame-Währung des Spiels.
Stahl verdient man durch das Absolvieren von Multiplayer-Matches. Wer über den Champion-Status verfügt (den wir aber ebenfalls mit Stahl bezahlen müssen), bekommt noch einen kleinen Bonus obendrauf. Mit der Währung rekrutieren wir neue Helden (und können sie dann anpassen), kaufen optische Gimmicks wie Ornamente und neue Exekutions-Animationen oder erstehen Scavenger-Pakete mit zufälligen Waffen- oder Rüstungsteilen. Schön: Wer keinen Stahl zum Rekrutieren eines neuen Helden hat, kann ihn trotzdem spielen. Nur die Charakter-Anpassung ist bis zur Freischaltung gesperrt.
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Trotz des Loot-Systems wackelt die Balance in For Honor nicht, denn sowohl gekaufte als auch gefundene Items sind abhängig vom Helden-Level, höherwertige Ausrüstung gibt's nur, wenn man den Charakter auch lange genug gespielt hat.
Zudem bringt jedes Teil sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Eine Schwertklinge mit einem Bonus auf den Angriffswert bringt also zum Beispiel Abzüge bei Ausdauer oder Verteidigung mit sich. Nicht benötigte Items verschrotten wir und nutzen das so gesammelte Crafting-Material, um unsere Ausrüstung zu verbessern.
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Während Gameplay-relevante Inhalte wie Helden und Scavenger-Pakete zu moderaten Preisen verkauft werden, sind die Kosten für kosmetische Gegenstände hoch und machen langes Grinding nötig, wenn es mal ein Elite-Outfit oder eine neue Helmverzierung sein soll. Und so wundert es nicht, dass man im Ingame-Shop auch echtes Geld gegen Stahl eintauschen kann - das teuerste Paket gibt es für satte 100 Euro. Wer will, kann sich also auch alles schönkaufen statt schönspielen. So ein Shop in einem Vollpreisspiel stößt so manchem sauer auf. Spielerisch unfair oder gar Pay2Win ist For Honor aber zu keinem Zeitpunkt.
Mittelalter-Umkleide
Jeder Held in For Honor hat ein eigenes Level, jeder Charakter steigt also unabhängig auf - allerdings nur bis Level 20. Danach erhält er seine erste Ruhm-Stufe (Ruhm 1 oder Reputation 1) und fängt wieder bei Level 1 an. Das System ähnelt damit den Prestige-Rängen aus Call of Duty, allerdings nimmt For Honor den Aufstieg automatisch vor und man verliert keine zuvor bereits freigeschalteten Gegenstände.
Außerdem gibt es noch das Bewaffnungs-Level. Anhand dieses Wertes kann man ablesen, wie gut der Held ausgerüstet ist. Dabei werden die Stufen aller aktuell angelegten Teile wie Helm, Schild oder Parierstange addiert. Im Multiplayer werden diese Gear-Werte aller Mitspieler im VS-Bildschirm neben der Helden-Stufe angezeigt.
Ja, die ganze Struktur aus Shop, Level- und Loot-System ist kleinteilig und gerade zu Beginn nicht besonders übersichtlich. Aber die schier endlosen Anpassungsoptionen und Belohnungen motivieren dazu, immer weiter am eigenen Lieblingshelden zu tüfteln. Ein neues Farbschema, ein neues Axtblatt? Gleich mal anprobieren!
Server-Technik: Wenig ruhmreich
Weitaus weniger mit Ruhm bekleckert hat sich Ubisoft beim Matchmaking - ein Problem, von dem Rainbow-Six-Spieler bereits ein Lied singen können. So klagen viele Spieler zum Release von For Honor über Verbindungsabbrüche oder Zwangspausen im laufenden Spiel und Probleme bei der Gruppenbildung und dem Einladen von Freunden.
Hier gibt es noch erheblichen Nachbesserungsbedarf, wenn Ubisoft seinen neuesten Schwertstreich erfolgreich als Multiplayer-Dauerbrenner etablieren will.
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