Ob er uns schon mal gesagt habe, was Wahnsinn sei, will Far Cry 3-Bösewicht Vaas wissen. Er sitzt gemütlich auf einer Holzkiste vor dem gähnenden Abgrund eines Cenote, ein mit Süßwasser gefülltes Kalksteinloch, wie es die Majas benutzten, um Kriegsgefangene zu ertränken. Wir liegen vor ihm, nicht ganz so gemütlich, die Hände gefesselt, die Knöchel an einen Zementblock gebunden. »Wahnsinn ist«, erklärt Vaas mit leiser, hypnotischer Stimme, »wenn man dieselbe Scheiße wieder und wieder und wieder macht – und erwartet, dass sich was ändert«.
Während er spricht, führt ein vermummter Pirat einen anderen Gefangenen an den Rand des Cenote. Der Mann fleht um sein Leben. In den Armen trägt er einen Stein. »Die Sache ist«, fährt Vaas fort, als sein Handlanger den schreienden Mann in die Tiefe stößt, »getötet habe ich dich schon mal. Und ich bin sicher nicht verrückt«. Dann fällt ihm noch etwas ein. »Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, was Wahnsinn ist?«, fragt er. Und tritt unseren Zementblock in den Abgrund.
Vaas ist anders. Vaas ist besser
Es sind solche Momente, die Far Cry 3definieren - und die es trotz der zweifellos vorhandenen Schwächen zu einem packenden, ja großartigen Erlebnis machen. Keine Frage: Wahnsinnige Gegenspieler sind inhaltlich ein alter Hut; die gibt’s auch in (fast) jedem Bond-Streifen - und in gefühlten drei Millionen PC-Spielen sowieso. Aber Vaas ist anders. Vaas ist besser. Die Autoren bemühen keine Klischees, kein Trauma aus der Kindheit, keinen absurden Größenwahn, sie lassen ihren Antagonisten einfach in der Rolle des pathologischen Psychopathen aufgehen.
Vaas funktioniert, weil sein Wahnsinn vollkommen aufrichtig wirkt - und weil ihn Simon Jäger (die deutsche Stimme von Matt Damon) so atemberaubend gut synchronisiert, dass wir der deutschen Vertonung doch glatt den Vorzug vor dem übrigens exzellenten englischen Original geben.
Erst Tourist, dann Volksheld
Aber wer ist dieser Vaas Montenegro eigentlich? Und wie kommt der Kerl dazu, uns in einem Cenote zu ertränken? Also von vorne: Jason Brody und seine Kumpel machen Urlaub in Südostasien und kommen dabei auf die tolle Idee, aus einem völlig intakten Flugzeug zu hüpfen. Einen Fallschirmsprung später sind sie auf den Rook Islands - und in der Gewalt von Vaas. Der nämlich verdient mit der Entführung von ahnungslosen Touristen seinen Lebensunterhalt, und wenn ihm ein paar Ami-Kids mit wohlhabenden Eltern unbedingt in den Schoß hopsen wollen …
Das Ende vom Lied: Jason entkommt aus der Gefangenschaft und mutiert im Inselparadies zum Volkshelden, weil die Einheimischen in ihm die Wiedergeburt eines sagenhaften Kriegers zu erkennen glauben. Jason wiederum will aber gar kein sagenhafter Krieger sein; er will doch bloß seine Freunde und seinen kleinen Bruder retten.
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