Emotionen in Videospielen - Wenn Spiele uns zum Weinen bringen

Ihr habt bei Heavy Rain geheult? Macht nichts, wir auch. Welche Titel noch auf die Tränendrüse drücken, und warum das so wichtig ist, erfahrt ihr in unserem herzergreifenden Emotions-Special.

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Frühlingsgefühle in der GamePro-Redaktion: Bei schmelzendem Schnee, all dem Sonnenschein und Vogelgezwitscher werden wir zwangsläufig ein wenig gefühlsduselig. Wir beschäftigen uns mit -- Achtung! -- Emotionen. Das kürzlich erschienene Mass Effect 3hat die leidenschaftliche Diskussion über die Bedeutung der Gefühlsebene unseres liebsten Hobbies gerade erneut entfacht.

Die Mass-Effect-Reihe ist eines der Paradebeispiele für emotionales Storytelling. Die Mass-Effect-Reihe ist eines der Paradebeispiele für emotionales Storytelling.

In der Vielfalt der Meinungen wurde eines ganz deutlich: Die emotionale Nähe zu unseren Spielcharakteren wirkt sich erheblich auf unsere Spielerfahrung aus und fließt beinahe unbemerkt in den letztendlichen Eindruck mit ein. Sprich: Ein Spiel, das uns emotional so richtig mitreißt, werden wir in Erinnerung behalten -- und zwar in 99 Prozent der Fälle in sehr guter Erinnerung. Beispiel Mass Effect: Was haben wir in der Rolle von Shepard nicht alles mit unseren Begleitern erlebt! Wir haben Seite an Seite gekämpft, unsere Leben füreinander riskiert, Freunde verloren, unzählige Stunden diskutiert und manchmal sind wir uns sogar körperlich näher gekommen, haben so etwas wie Liebe empfunden.

Andere aktuelle Titel locken zwar mit Bombast-Grafik und filmreifer Inszenierung, bleiben aber im Hinblick auf eine emotionale Geschichte und authentische, vielschichtige Charaktere blass. Dabei sind es diese emotionalen Kernelemente, die Gefühls-Schwergewichte wie Max Payne, Mass Effect oder Heavy Rainso erfolgreich gemacht haben.

Diese Spiele, egal welchem Genre man sie zuordnen kann, ziehen einen Großteil ihrer Motivation aus den elementaren Gefühlsregungen Furcht, Hass, Trauer, Überraschung, Freude und Liebe. Das sind Titel, die uns vor Angst zusammenzucken lassen, in denen uns das plötzliche Ableben einer Spielfigur todtraurig stimmt, mit Charakteren so liebenswert, dass wir sie umarmen könnten, wären sie doch nur real. Hach.

Wir haben uns mit Taschentüchern bewaffnet auf die Suche nach den emotionalen Meilensteinen der Spielgeschichte begeben und die ganz eigene Faszination der jeweiligen Titel beleuchtet. Dabei muss man allerdings differenzieren: In Zeiten von Pongund Co war es allenfalls die Spielmechanik, die uns motivierte oder frustrierte.

Pong faszinierte durch seine Spielmechanik. Wer braucht da schon Emotionen? Pong faszinierte durch seine Spielmechanik. Wer braucht da schon Emotionen?

Tetrisversetzt uns zwar in Rage, wenn der dringend benötigte I-Block einfach nicht erscheinen will, aber trotzdem hegen wir keine Antipathie gegen den Pixelhaufen selbst. Er hat uns nichts getan, sich nicht einmal darum bemüht, irgendeine Reaktion in uns auszulösen. Wenn wir den Game Boy brüllend gegen die Wand schmettern, dann, weil uns die zufallsgesteuerte Spielmechanik ärgert -- nicht weil uns eine durchkomponierte Dramaturgie dahin geführt hätte.

Leben für die Geschichte

Erst als sich in den 80er Jahren die ersten Spiele-Genres definierten und die Technik weit genug fortgeschritten war, um auch komplexere Abläufe auf den Bildschirm zu zaubern, kam die Stunde der Geschichtenerzähler. Nicht das erste, aber eines der bekanntesten Spiele aus dieser Zeit ist The Legend of Zeldavon 1986. Als tapferer Held Link ziehen wir auf der Suche nach den acht Fragmenten des Triforce durch Hyrule um die schöne Prinzessin Zelda vor dem fiesen Ganon zu retten.

Als eines der ersten Spiele stellte The Legend of Zelda die Geschichte in den Vordergrund. Als eines der ersten Spiele stellte The Legend of Zelda die Geschichte in den Vordergrund.

Die beiden Produzenten Shigeru Miyamoto und Takashi Tezuka (heute Entwicklungschefs bei Nintendo) entschieden sich bewusst dafür, das Erleben der Geschichte vor den damals beliebten Highscore zu stellen. Der Antrieb, die Prinzessin und das Königreich zu retten, entspringt also der persönlichen Motivation, die Story mitzuerleben. In den Hochzeiten von Arcade-Automaten und Highscores ein großes Risiko, aber es hat sich gelohnt: Bis heute hat sich das Action-Adventure 6,5 Millionen Mal verkauft.

Der enorme Erfolg von The Legend of Zelda ebnete den Weg für diese damals völlig neue Spielerfahrung, führte auch bei anderen Entwicklern zu einem Umdenken und insgesamt zu einem neuen Bewusstsein: Videospiele sind ein ernstzunehmendes Medium, das neben den traditionellen Inhaltsvermittlern Roman und Film mit ganz eigenen, exklusiven (weil interaktiven) Mitteln in der Lage ist, Geschichten zu erzählen.

Die kuriosen Charaktere und witzigen Dialoge zählen zu den Stärken der Monkey-Island-Reihe. Hier ist das HD-Remake des Klassikers zu sehen. Die kuriosen Charaktere und witzigen Dialoge zählen zu den Stärken der Monkey-Island-Reihe. Hier ist das HD-Remake des Klassikers zu sehen.

Im Jahr 1990 erschien ein weiterer Meilenstein der Spielgeschichte, der bei vielen Spielern auch heute noch absoluten Kult-Status genießt: The Secret of Monkey Island. Das Grafik-Adventure von Lucas Arts bestach seinerzeit durch fantastische Optik, schicke Animationen, einfallsreiche Rätsel und eine angenehm einsteigerfreundliche Steuerung.

Doch der Erfolg von Monkey Island lag woanders begründet: Die Kombination aus sympathischen Charakteren, schrägem Humor und der für damalige Verhältnisse filmnahen Präsentation. Während typische Adventures ihren Spielspaß vornehmlich aus kniffligen Rätseln zogen, waren es bei Monkey Island die ur-komischen Situationen, in die sich der naive Piratenanwärter Guybrush Threepwood ständig hineinmanövrierte.

Aufschlussreiche Gespräche mit Hunden, einem blinden Ausguck oder »Männern von fragwürdiger Moral« gehören genauso auf die Affeninsel wie die taffe, charmante Piratenbraut Elaine. Die lustigen Dialoge und das schlaksig-dusselige Auftreten des Spielhelden machen Guybrush auch mehr als 20 Jahre danach zu einem der liebenswertesten und sympathischsten Charaktere der Videospielgeschichte.

Die fünf sympathischsten Spielehelden

Guybrush Guybrush Threepwood der mächtige - - oder eher lustige - - Pirat der Monkey Island Saga amüsiert uns noch heute mit seinen komischen Sprüchen, fragwürdigen Schlussfolgerungen und seinem unwiderstehlichen Charme.

Mario Der kleine, dicke Klempner gehört zu den unermüdlichsten Charakteren der Spielewelt und verbiegt keiner die Grammatik so liebenswert wie er. Deswegen hat sein „It’s a me“ einen Platz in unseren Herzen verdient.

Ezio Ezio Auditore da Firenze, den Helden aus drei Assassin’s-Creed-Teilen, haben wir von den ersten tapsigen Gehversuchen bis hin zur Leitung des Ordens begleitet, haben seine Verluste und Erfolge miterlebt und deswegen hat er sich den Platz in der Liste redlich verdient.

Shepard Kaum einer rettet die Welt charismatischer als Commander Shepard in Mass Effect. Selbst wenn nicht jede getroffene Entscheidung die richtige war, gehört er doch zu den sympathischsten Spielfiguren.

Wheatley Das liebenswerte Plappermaul Wheatley ist nicht nur immer für einen Lacher gut sondern steht uns in den Aperture Science Laboren auch mit Rat und Tat zur Seite. Die nervöse Blechkugel gehört deshalb zu unseren Lieblingen.

1 von 5

nächste Seite


zu den Kommentaren (17)

Kommentare(13)
Kommentar-Regeln von GamePro
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.