Frühlingsgefühle in der GamePro-Redaktion: Bei schmelzendem Schnee, all dem Sonnenschein und Vogelgezwitscher werden wir zwangsläufig ein wenig gefühlsduselig. Wir beschäftigen uns mit -- Achtung! -- Emotionen. Das kürzlich erschienene Mass Effect 3hat die leidenschaftliche Diskussion über die Bedeutung der Gefühlsebene unseres liebsten Hobbies gerade erneut entfacht.
In der Vielfalt der Meinungen wurde eines ganz deutlich: Die emotionale Nähe zu unseren Spielcharakteren wirkt sich erheblich auf unsere Spielerfahrung aus und fließt beinahe unbemerkt in den letztendlichen Eindruck mit ein. Sprich: Ein Spiel, das uns emotional so richtig mitreißt, werden wir in Erinnerung behalten -- und zwar in 99 Prozent der Fälle in sehr guter Erinnerung. Beispiel Mass Effect: Was haben wir in der Rolle von Shepard nicht alles mit unseren Begleitern erlebt! Wir haben Seite an Seite gekämpft, unsere Leben füreinander riskiert, Freunde verloren, unzählige Stunden diskutiert und manchmal sind wir uns sogar körperlich näher gekommen, haben so etwas wie Liebe empfunden.
Andere aktuelle Titel locken zwar mit Bombast-Grafik und filmreifer Inszenierung, bleiben aber im Hinblick auf eine emotionale Geschichte und authentische, vielschichtige Charaktere blass. Dabei sind es diese emotionalen Kernelemente, die Gefühls-Schwergewichte wie Max Payne, Mass Effect oder Heavy Rainso erfolgreich gemacht haben.
Diese Spiele, egal welchem Genre man sie zuordnen kann, ziehen einen Großteil ihrer Motivation aus den elementaren Gefühlsregungen Furcht, Hass, Trauer, Überraschung, Freude und Liebe. Das sind Titel, die uns vor Angst zusammenzucken lassen, in denen uns das plötzliche Ableben einer Spielfigur todtraurig stimmt, mit Charakteren so liebenswert, dass wir sie umarmen könnten, wären sie doch nur real. Hach.
Die emotionalsten Momente der Videospielgeschichte - Diese Titel drücken auf die Tränendrüse ansehen
Wir haben uns mit Taschentüchern bewaffnet auf die Suche nach den emotionalen Meilensteinen der Spielgeschichte begeben und die ganz eigene Faszination der jeweiligen Titel beleuchtet. Dabei muss man allerdings differenzieren: In Zeiten von Pongund Co war es allenfalls die Spielmechanik, die uns motivierte oder frustrierte.
Tetrisversetzt uns zwar in Rage, wenn der dringend benötigte I-Block einfach nicht erscheinen will, aber trotzdem hegen wir keine Antipathie gegen den Pixelhaufen selbst. Er hat uns nichts getan, sich nicht einmal darum bemüht, irgendeine Reaktion in uns auszulösen. Wenn wir den Game Boy brüllend gegen die Wand schmettern, dann, weil uns die zufallsgesteuerte Spielmechanik ärgert -- nicht weil uns eine durchkomponierte Dramaturgie dahin geführt hätte.
Leben für die Geschichte
Erst als sich in den 80er Jahren die ersten Spiele-Genres definierten und die Technik weit genug fortgeschritten war, um auch komplexere Abläufe auf den Bildschirm zu zaubern, kam die Stunde der Geschichtenerzähler. Nicht das erste, aber eines der bekanntesten Spiele aus dieser Zeit ist The Legend of Zeldavon 1986. Als tapferer Held Link ziehen wir auf der Suche nach den acht Fragmenten des Triforce durch Hyrule um die schöne Prinzessin Zelda vor dem fiesen Ganon zu retten.
Die beiden Produzenten Shigeru Miyamoto und Takashi Tezuka (heute Entwicklungschefs bei Nintendo) entschieden sich bewusst dafür, das Erleben der Geschichte vor den damals beliebten Highscore zu stellen. Der Antrieb, die Prinzessin und das Königreich zu retten, entspringt also der persönlichen Motivation, die Story mitzuerleben. In den Hochzeiten von Arcade-Automaten und Highscores ein großes Risiko, aber es hat sich gelohnt: Bis heute hat sich das Action-Adventure 6,5 Millionen Mal verkauft.
Der enorme Erfolg von The Legend of Zelda ebnete den Weg für diese damals völlig neue Spielerfahrung, führte auch bei anderen Entwicklern zu einem Umdenken und insgesamt zu einem neuen Bewusstsein: Videospiele sind ein ernstzunehmendes Medium, das neben den traditionellen Inhaltsvermittlern Roman und Film mit ganz eigenen, exklusiven (weil interaktiven) Mitteln in der Lage ist, Geschichten zu erzählen.
Im Jahr 1990 erschien ein weiterer Meilenstein der Spielgeschichte, der bei vielen Spielern auch heute noch absoluten Kult-Status genießt: The Secret of Monkey Island. Das Grafik-Adventure von Lucas Arts bestach seinerzeit durch fantastische Optik, schicke Animationen, einfallsreiche Rätsel und eine angenehm einsteigerfreundliche Steuerung.
Doch der Erfolg von Monkey Island lag woanders begründet: Die Kombination aus sympathischen Charakteren, schrägem Humor und der für damalige Verhältnisse filmnahen Präsentation. Während typische Adventures ihren Spielspaß vornehmlich aus kniffligen Rätseln zogen, waren es bei Monkey Island die ur-komischen Situationen, in die sich der naive Piratenanwärter Guybrush Threepwood ständig hineinmanövrierte.
Aufschlussreiche Gespräche mit Hunden, einem blinden Ausguck oder »Männern von fragwürdiger Moral« gehören genauso auf die Affeninsel wie die taffe, charmante Piratenbraut Elaine. Die lustigen Dialoge und das schlaksig-dusselige Auftreten des Spielhelden machen Guybrush auch mehr als 20 Jahre danach zu einem der liebenswertesten und sympathischsten Charaktere der Videospielgeschichte.
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