Die Aliens kommen! Und ihre Absichten in Earth Defense Force 5 sind nicht friedlich: Mit gigantischen Raumschiffen werfen sie ebenso gigantische Monster ab, um alle Menschen zu vernichten. Nicht enden wollende Schwärme von übergroßen Spinnen oder Ameisen sind da noch das kleinere Übel. Manchmal ist der Himmel überflutet mit Kampfdrohnen, die aussehen wie fliegende Untertassen. Unterstützung erhalten sie von meterhohen Robotern, die einfach alles in ihrem Weg zerstampfen.
Und als wenn das alles noch nicht genug wäre, wüten Kaiju durch die Häuserschluchten, die mit Godzilla verwandt sein könnten. Die Invasoren fahren alle Geschütze auf. Aber die Earth Defense Force tut das auch! Als einzelne Bodeneinheit der Truppe verteidigt ihr die Erde und ballert aus der 3rd-Person-Sicht alles um, was sich bewegt - und erlebt dabei ein liebevolles Trash-Fest erster Güte.
B-Movie zum Mitspielen
Solch eine ehrliche und gleichzeitig wunderbar absurde Spielidee kann nur in einem optimalen Umfeld entstehen: dem Low-Budget-Segment. Die EDF-Reihe war ursprünglich Teil der japanischen Simple-2000-Serie für die PlayStation 2. Die Zahl steht für den Preis. 2.000 Yen sind umgerechnet etwa 16 Euro. Dementsprechend reichte das Budget nicht für aufwendige Produktionen, aber sie gab den Entwicklern Narrenfreiheit.
Das kleine Team von Sandlot entschied sich für die Inszenierung einer Alien-Invasion, die damals aber mit einer grausig niedrigen Framerate lief. Trotzdem war der Reiz schon spürbar: EDF ist die spielbare Version eines B-Movies aus den 60ern, inspiriert von Starship Troopers. Hauchdünne Handlung mit herzhaft schlecht eingesprochenen, theatralischen Dialogen über Funk inklusive. Haushohe Monster haben sowieso Tradition in der japanischen Popkultur. Aber UFOs, die aussehen wie mit Alufolie überzogen? Oder Riesenroboter mit Tentakel-Armen?
Das strahlt auch für das westliche Publikum einen gewissen Reiz aus, gerade für Freunde von trashiger Science-Fiction. Zwar ist die EDF-Reihe nie aus ihrer Nische herausgekommen, doch eine treue Fangemeinde sorgt dafür, dass alle paar Jahre eine neue Version erscheint.
Amateurhaft. Aber mit Stil.
Der Trashfaktor lässt das Spiel auf dem Papier furchtbar wirken, aber tatsächlich macht es gerade deshalb Spaß. Die visuellen Effekte sind schön übertrieben und sorgen für ein wuchtiges Trefferfeedback. Ein Schuss in einen Haufen Riesenameisen lässt unzählige Insektenteile durch die Luft regnen.
Schwebende Drohnen segeln bei Beschuss explodierend vom Himmel. Mutterschiffe zerbersten in gleißendem Licht auf dem Erdboden. Während der Massenschlacht wirbeln Fahrzeuge durch die Luft, Bäume werden abgeholzt, und Wolkenkratzer stürzen ein.
Dabei wirkt die Physik keineswegs realistisch, sondern ist bewusst etwas absurd. Beim Aufprall einer Rakete kann es Monster schonmal Hunderte von Metern durch die weitläufigen Areale wirbeln. Und Gebäude? Die stürzen wie Kartenhäuser zusammen. Was bei anderen Spielen ein Kritikpunkt wäre, passt hier wunderbar zum B-Movie-Charme.
Masse, aber nicht immer Klasse.
Action gibt's satt, bloß sonderlich abwechslungsreich ist das Spiel nicht. Über 100 Missionen gibt es, aber ihr Ziel bleibt immer gleich: Die Karte komplett von Gegnern säubern. Wettereffekte wie Regen oder Nebel können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meist urbanen Umgebungen sich nach kurzer Zeit wiederholen.
Auch die hohe Zahl von über 1.000 aufrüstbaren Waffen ist Augenwischerei. Schrotflinten, Raketenwerfer, Maschinengewehre und Energiewaffen gibt es zwar in üppigen Varianten, aber viele davon tauchen erneut mit veränderten Werten auf. Der Zufall entscheidet, welche Waffe ihr nach Missionsabschluss freischaltet.
Das kann später ärgerlich werden, wenn man dann doch nur Kram einsammelt, den man eigentlich schon hat. Da hilft nur, vor jeder Mission den Schwierigkeitsgrad höher zu stellen, denn: Je höher die Stufe, desto mehr Loot!
Spannend wird es bei Vehikeln: Mit einem Panzer, Helikopter oder sogar einem Mecha in die Schlacht zu ziehen, macht eine Menge Laune. Noch interessanter sind die vier unterschiedlichen Charakterklassen. Der einfache, ausgewogene Ranger ist die einsteigerfreundlichste Figur. Der Fencer ist hingegen langsam, weil schwer gepanzert, aber eignet sich deshalb besonders für den Nahkampf mit Hiebwaffen.
Die Air Raider halten sich eher im Hintergrund. Sie können zum Beispiel Luftunterstützung anfordern. Schwach gepanzert, aber dafür sehr wendig sind schlussendlich die Wing Divers. Durch ihre Jetpacks haben sie eine hohe Bewegungsfreiheit und können auch aus der Luft angreifen. Je nach Klasse ist eine andere Vorgehensweise bei den verschiedenen Gegnertypen notwendig.
Dank der Gatling-Gun wird der Fencer locker mit einer ganzen Armee heranstürmender Insekten fertig. Die Wendigkeit der Wing Diver macht sich hingegen bei schlauen Feinden bezahlt. Es gibt zum Beispiel überdimensionale Aliens in hartnäckigen Rüstungen, die Gebäude als Deckung benutzen. Einheiten am Boden müssen diese erst einmal umgehen, aber Wing Diver fliegen einfach drüber und greifen aus der Luft an.
Gemeinsam in die Schlacht
Allein kann es durchaus schnell langweilig werden, aber im Multiplayer trumpft die Alien-Invasion ordentlich auf. Online können sich bis zu vier Spieler in Koop-Missionen stürzen, in denen die Charakterklassen taktisch sinnvoll eingesetzt werden sollten.
Der Koop funktionierte bei uns im Test einwandfrei, obwohl sich unsere Mitstreiter auf der anderen Seite der Erdkugel befanden. Als Air Raider dem Fencer Rückendeckung geben, während die Wing Diver Kreaturen ablenken? Läuft. Zwar nur zu zweit, aber dafür lokal und nicht minder unterhaltsam ist der Splitscreen-Modus. Der ohnehin eher zweifelhafte Detailgrad der Grafik schraubt dann zwar spürbar noch weiter runter, aber so ein verregneter Sonntagnachmittag ist beim gemeinsamen Monster Plätten im Nu vorbei.
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