Die Ära des Steuerkreuzes
Der verstorbene japanische Spieleentwickler Gunpei Yokoi war ein findiger Mann. Er hat nicht nur die Game&Watch-Reihe und später den Game Boy erfunden (und somit Nintendo zum Handheld-Monopol verholfen), sondern auch das Steuerkreuz. Statt eines Knüppels kommen beim ergonomischen Digitalpad oder kurz D-Pad vier Tasten zum Einsatz, die kreuzförmig verbunden sind. Zusammen mit zwei Aktionstasten (A und B) sowie Select- und Start-Buttons entsteht so die Mutter aller Gamepads, die Nintendos erster Heimkonsole beiliegt.
Mitte 1983 erscheint der »Family Computer« - kurz Famicom - in Japan. Am rot-weißen Gerät hängen zwei fest verkabelte Controller. Umsetzungen von Spielhallenklassikern wie Donkey Kong und Popeye sind dank Steuerkreuz exakt kontr
Für den Westen benennt der Hersteller das Gerät in Nintendo Entertainment System - kurz NES - um und überarbeitet das Konsolendesign. Auch die weinroten Gamepads werden äußerlich generalüberholt. Der ikonische NES-Controller dient mit seinem kantigen Design noch heute als grafisches Leitmotiv für das Thema Retro.
Das schnörkellose Äußere und die minimalistische Ausstattung sind einfach zeitlos. Dem Beispiel von Nintendo folgen viele Nachahmer. Allen voran der Erzkonkurrent Sega. Nach mäßigem Erfolg der Konsolenserie SG-1000 stellen die Sonic-Erfinder 1985 das Master System mit ähnlich simplen Gamepad in japanische Händlerregale. 1988 schüttelt Sega das Mega Drive aus dem Ärmel, das das Spielhallenerlebnis dank starkem 16-Bit-Prozessor nach Hause holt. Das mitgelieferte Pad erhält drei Action-Buttons, Steuerkreuzscheibe und sogar Ergonomie. Zwei abgerundete Ausbuchtungen für die Handballen sorgen für angenehmeres Spielen.
Nintendo überträgt derweil ihr bewährtes Steuerungskonzept auf eine mobile Neuentwicklung. Der 1989 in Japan erschienene Game Boy macht dank mitgeliefertem Tetris eine ganze Generation zu spielsüchtigen Klötzchenstaplern. Steuerkreuz und zwei Action-Tasten bilden auch hier die simple Erfolgsgrundlage. Der Mario-Erfinder kontert 1990 die 16-Bit-Konkurrenz von Sega. Das Super Famicom (bei uns Super Nintendo bzw. SNES) kommt auf den Markt und bringt gleich sechs Action-Buttons mit. Nintendo verlegt zwei der Knöpfe an die Oberseite des Controllers und erfindet damit die Schultertasten.
Das abgerundete SNES-Pad schmiegt sich an kleine wie große Hände und wirkt trotz vieler Buttons aufgeräumt. Ganz anders als etwa der klobige Controller des Atari Jaguar von 1993, der zusätzlich ein nutzloses Tastenfeld mit 12 Buttons beherbergt. Auch für das Mega Drive folgt 1993 ein erweitertes Pad mit sechs Tasten. Selbiges dient zudem als Blaupause für den Controller der 1994 erscheinenden Konsole Saturn. Die 1994 in Japan (hier 1995) veröffentlichte Hardware hat aber mit einem unerwarteten Konkurrenten zu kämpfen.
Nach gescheiterter Zusammenarbeit zwischen Nintendo und Sony entschließen sich Letztere, ihre eigene Konsole auf die Beine zu stellen - die 1994 erscheinende PlayStation. Beim Controller nehmen sich die Entwickler viele Anleihen von der Konkurrenz: Vier Action-Buttons, Steuerkreuz und satte vier Schultertasten. Damit die Peripherie dennoch genug Halt in der Hand bietet, besitzt das Pad zwei abgewinkelte Griffhörner. Auch drei Konsolengenerationen später hat es Sony nicht gewagt, an diesem Controller-Design zu rütteln.
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