Seite 2: Das neue Wertungssystem - So werten GamePro und GameStar

Was bewertet ihr denn genau?

Unsere Wertung stuft die Qualität eines Spiels im Vergleich mit seinen direkten Konkurrenten ein - und damit letztlich den Spielspaß. Die Wertung bezieht sich dabei rein auf das eigentliche Spiel, nicht auf die sonstigen Inhalte der Verpackung oder die Läden und Plattformen, bei denen es erhältlich ist. Ob ein Spiel in einer vergoldeten Schachtel oder ausschließlich auf Steam oder Xbox Live erscheint, ist für seine inhaltliche Qualität schließlich unerheblich.

Nicht unerheblich sind solche Infos natürlich für die Kaufentscheidung unserer Leser. Wenn es also eine üppig ausgestatteten Ladenversion oder noch üppigere Collector's Edition gibt, dann weisen wir darauf hin. Außerdem warnen wir vor Ärgernissen wie Always On oder aufgesetzten Mikrotransaktionen. Ob die sich darüber hinaus auf die Wertung auswirken, klären wir bei der Frage: »Was ist mit Always On, Mikrotransaktionen & Co.?«

Wir bewerten Spiele weiterhin mit Zahlen - warum? Wir bewerten Spiele weiterhin mit Zahlen - warum?

Welche Philosophie steckt dahinter?

Unsere Wertung soll den Testbericht nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Das ist unsere Philosophie und unsere Überzeugung. Wer unsere Artikel und die persönlichen Fazits unserer Redakteure nicht liest, wird niemals ein vollständiges Bild von einem Spiel bekommen - egal, wie detailliert und kompliziert der Wertungskasten sein mag. Wir glauben nicht an endlose Excel-Tabellen, und wir glauben auch nicht daran, dass ein Wertungssystem umso besser wird, je mehr Kategorien und Unterpunkte es enthält. Eine Wertung soll einen schnellen Überblick über Stärken und Schwächen liefern, sie soll zusammenfassen, sie soll neugierig machen, aber ohne jedes Detail vorwegzunehmen. Denn die Details stehen dann ja im Text.

Warum wertet ihr überhaupt noch mit Zahlen?

Uns ist klar, dass manche Websites und Magazine Zahlenwertungen inzwischen komplett abgeschafft haben. Dass wir weiterhin auf Zahlen setzen, hat mehrere Gründe. Der einfachste davon: Weil es unsere Leser wollen. Unsere Umfrage hat gezeigt, dass 75 bis 90 Prozent der Teilnehmer Zahlenwertungen bevorzugen, nur 6 bis 17 Prozent würden sie komplett abschaffen. Ein klares Votum.

Unsere anderen Gründe für die Beibehaltung der Zahlenwertung behandelt unser Chefredakteur Heiko Klinge in seiner Kolumne »Zahlen, bitte!«.

Das neue GameStarGamePro-Wertungssystem - Ist ein 100er-System noch zeitgemäß? Video starten 11:50 Das neue GameStar/GamePro-Wertungssystem - Ist ein 100er-System noch zeitgemäß?

Wie funktioniert das neue System?

Die Endwertung des Spiels errechnen wir nicht aus einzelnen Kategorien, sondern vergeben sie frei auf einer Skala von 1 bis 100 (schließlich hat sich bei unserer Umfrage gezeigt, dass diese Skala immer noch mehrheitsfähig ist). »Frei« heißt natürlich nicht »willkürlich«, wir ordnen ein Spiel dennoch weiterhin im Konkurrenzvergleich ein und bewerten klar seine Stärken und Schwächen. Uns ist klar, dass die Unterschiede hierbei manchmal schwammig sein können. Was unterscheidet etwa eine 83 von einer 84? Nun, das Spiel mit der 84 einen Tick besser umgesetzt. Und warum unsere Tester das so sehen, steht im Test.

Gesamtwertung Die Gesamtwertung vergeben wir im neuen Wertungssystem komplett frei auf einer Skala von einem bis 100 Punkten. Das daneben stehende Fazit fasst unsere Begründung kompakt zusammen.

Kategorien Außerdem bewerten wir ein Spiel in fünf Unterkategorien mit einem bis fünf Punkten. Wichtig: Die werden danach nicht zur Gesamtwertung addiert.

Infos zum Spiel Hier informieren wir über die Spielzeit und die verfügbaren Sprachen (wobei wir uns auf Deutsch und Englisch beschränken, weil diese Sprachen unseren Lesern erfahrungsgemäß am wichtigsten sind). Außerdem verrtan wir, ob es weitere Besonderheiten gibt, etwa ein Region Lock oder DRM.

Awards Für besondere Leistungen vergeben wir auch weiterhin Awards.

Ganzer Wertungskasten Und so sieht der Wertungskasten von GamePro.de komplett aus.

Ganz auf Wertungskategorien wollen wir aber nicht verzichten, und auch das hat seine Gründe. Denn wir wollen ja nach wie vor klar darstellen, wo die Stärken und Schwächen eines Spiels liegen. Deshalb gibt es zusätzlich zur Endwertung fünf Wertungskategorien mit zugehörigen Pro- und Contra-Punkten: Präsentation, Spieldesign, Atmosphäre/Story, Balance und Umfang. Jede dieser Kategorien bewerten wir mit einem bis fünf Punkten. Noch mal: Daraus errechnet sich nicht die Gesamtwertung. Wir wollen lediglich klar abbilden, welche Stärken und Schwächen das Spiel hat. So sehen unsere Leser auf einen Blick, ob ihnen das Spiel gefallen könnte. Und dann sollen sie gefälligst den Text lesen. ;)

Was bewertet ihr in den einzelnen Kategorien?

Die (bis zu fünf) Pro- und Contra-Punkte in den einzelnen Kategorien stellen die wichtigsten Argumente dar, die zur Endwertung geführt haben. Diese errechnet sich aber nicht aus den Kategorienwertungen, sondern wird frei vergeben. Das heißt, dass ein Spiel auch dann eine hohe Wertung bekommen kann, wenn es in einer der Kategorien weniger Punkte bekommen hat. Etwa ein Dear Esther, das in puncto Spieldesign wenig vorzuweisen hat, dank seiner Atmosphäre und Story aber dennoch ein einzigartiges Erlebnis bietet.

Präsentation Hier bewerten wir das Gesamtbild aus Grafik und Sound. Die Präsentation ist keine rein technische Wertung. Ein Spiel kann auch dann eine hohe Punktzahl bekommen, wenn es nicht die neuste 3D-Engine nutzt. Detaillierte und butterweich animierte 2D-Grafik kann schließlich qualitativ genauso hochwertig sein wie schicke Shader und Partikeleffekte. Wenn es ein Spiel nur auf Englisch gibt, werden wir darauf hinweisen, aber nicht automatisch abwerten - vor allem Indie-Spiele erscheinen nun mal gerne zuerst oder sogar ausschließlich auf Englisch.

Spieldesign Die Grundfragen lauten hier: Wie durchdacht ist die Spielmechanik - und gibt es Systeme, die nicht funktionieren? Wir bewerten also beispielsweise das Charaktersystem eines Rollenspiels, die Ballphysik eines Sportspiels, die Rätsel eines Adventures oder das Waffenhandling und das Leveldesign eines Shooters. Komplexität ist dabei nicht ausschlaggebend, auch simple Spiele können hohe Wertungen bekommen, wenn sie durchdacht sind und reibungslos funktionieren. Umgekehrt kann auch ein hochkomplexer Strategiekoloss eine schlechte Wertung bekommen, wenn seine Mechanik knirscht. Bei Fortsetzungen bewerten wir auch die Fortschritte im Vergleich zum Vorgänger. Ein FIFA, das kaum Fortschritte macht (also ein »Vollpreis-Patch«) kann hier durchaus eine schlechtere Wertung bekommen als sein Vorgänger.

Atmosphäre/Story Hier bewerten wir unter anderem, wie gut die Charaktere geschrieben sind, ob es Logiklücken gibt, ob das offene Ende nervt, und wie stimmungsvoll und lebendig die Spielwelt ausfällt. Eine simple Story wollen wir hier nicht automatisch abstrafen, sondern vielmehr danach urteilen, wie zentral die Handlung für das jeweilige Spiel ist. Telltales The Walking Dead etwa lebt von seiner Story und sollte sich hier keine Blöße geben, ein Minecraft hingegen fesselt ganz ohne Geschichte. Auch ein Mangel an Entscheidungsfreiheit bedeutet nicht automatisch eine schlechte Wertung, eine lineare Story kann ebenfalls spannend sein. Blöd ist nur, wenn man Entscheidungen trifft, sie sich aber nicht auswirken.

Balance Hier beurteilen wir, ob ein Spiel unfair oder zu anspruchslos ist, ob es Frustmomente gibt, ob das Tutorial eines komplexen Spiels alles Nötige erklärt, ob das Spielgeschehen immer nachvollziehbar bleibt, und wie gut das Spiel den Spieler führt. Die Balance umfasst zudem die Ausgewogenheit von Waffen, Items und Talenten (Gibt es übermächtige/-flüssige?) sowie die Ausgewogenheit der Klassen in Multiplayer-Shootern. Übrigens: Ein hoher Schwierigkeitsgrad und häufige Tode sind kein Grund für eine automatische Abwertung - wenn das Spiel klar macht, woran man gescheitert ist, und dem Spieler so die Chance gibt, sich zu verbessern. Blöd ist nur, wenn man ständig »Game Over« sieht und partout keine Ahnung hat, was man anders machen soll.

Umfang Der Name ist Programm, diese Kategorie dreht sich vor allem um die Frage: Wie viel steckt hier drin? Hier bewerten wir also beispielsweise die Länge einer Shooter-Kampagne, und ob wirklich alle Spielmodi eines Sportspiels Spaß machen. Ebenfalls wichtig ist der Wiederspielwert, auch ein »dünneres« Spiel kann hier eine höhere Wertung bekommen, wenn es immer wieder zum Neubeginn einlädt. Umgekehrt wollen wir umfangreiche Spiele nicht automatisch mit hohen Wertungen belohnen, wenn sie ihre Spielzeit künstlich strecken - etwa mit übertriebenem Grinding oder langen Wartezeiten.

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