Darkest Dungeon war 2016 ein echter Überraschungshit. Die Mischung aus Roguelike mit knallharten, rundenbasierten Kämpfen und Aufbau-Management war nicht nur ungewöhnlich, sondern auch verdammt gut gelungen.
Bereits im Jahr 2023 ist der zweite Teil für PC erschienen, jetzt folgt die Konsolenfassung für PS4, PS5, Xbox und Nintendo Switch. Und der Nachfolger macht einiges anders: Fort ist die Mischung aus Roguelike und Aufbau-Management, stattdessen fokussiert sich Darkest Dungeon 2 fast komplett auf Ersteres.
Das dürfte viele Fans des Vorgängers sicherlich vor den Kopf stoßen, trotzdem steckt im Nachfolger noch ein richtig gutes Roguelike, das einige interessante Neuerungen mitbringt.
Leb wohl Hamlet, hallo Straße
Nach den Ereignissen von Darkest Dungeon hat eine uralte, bösartige Macht die Welt an den Rand des Abgrundes gebracht. Eine kleine Gruppe an Helden muss die letzte Flamme der Hoffnung zu einem entlegenen Berg bringen, um das Ende der Welt noch abzuwenden und sich dabei kosmischen Gefahren stellen – soweit die grobe Story des zweiten Teils.
Entsprechend ist Darkest Dungeon 2 auch eher wie ein Roadtrip aufgebaut, unsere ehemalige Heimatbasis, das Dorf Hamlet, fällt komplett weg. Im ersten Teil haben wir da noch einen beträchtlichen Teil der Spielzeit verbracht.
Dort wurden unter anderem Gebäude verbessert, neue Helden angeheuert, um Gefallene zu ersetzen, aber auch die geistige Gesundheit unserer geschundenen Abenteurer*innen verwaltet – als Fans des ersten Teils vermissen wir diesen Aspekt schmerzlich.
Stattdessen sind wir jetzt komplett mit der Kutsche auf der Straße unterwegs. Unterlegt wird das Abenteuer dabei wieder mit einer fantastischen englischen Erzählerstimme (auf deutsch gibt es nur Untertitel).
In fünf Kapiteln bahnen wir uns so mit einem Team aus vier Helden den Weg zum Berg, wo jeweils ein Endboss wartet.
Dabei können wir aus mehreren Strecken auswählen, die ihre eigenen Ziele und Hindernisse bieten. Neben Kämpfen und unebenen Straßen, die unsere Kutsche beschädigen (geht sie kaputt, müssen wir sie reparieren und dabei gleichzeitig kämpfen), können wir etwa am Wachturm die ganze Karte aufdecken, im Hort knackige Zwischenbosse bekämpfen oder an Schreinen etwas Hintergrundgeschichte zu den einzelnen Helden erfahren – und dabei neue Fähigkeiten für sie freischalten.
Rasten können wir jetzt nicht mehr unterwegs an Lagern, sondern nur an Gasthäusern auf der Strecke. Hier heilen wir unser Team, managen Stress und Beziehungen und kaufen neue Items.
Die Bewegung durch die Spielwelt ist nicht mehr wie im Vorgänger in 2D gehalten, sondern komplett dreidimensional und sieht dank düsterer Cel-Shading-Optik auch richtig gut aus. Trotzdem wird die Fahrt mit der Kutsche schnell eintönig. Unser Team nutzt die Zeit, um über Sprechblasen am unteren Bildschirmrand miteinander zu reden und etwas Leben wiederherzustellen.
Für uns gibt es aber kaum etwas zu tun, außer über Geröll zu fahren, das hin und wieder ein Item abwirft. Da ein einzelner Run gut und gerne um die zwei bis drei Stunden dauern kann, läppert sich diese öde Fahrzeit schnell.
Steuerung mit dem Controller: Unsere PS5-Fassung ließ sich mit dem DualSense problemlos steuern. Manchmal ist recht viel Klicken erforderlich, wo wir mit einer Maus einfach zum entsprechenden Feld springen könnten, aber das stört nicht groß.
Kein Kampf für schwache Nerven
Den Kern von Darkest Dungeon 2 bilden aber noch immer die rundenbasierten Kämpfe gegen Kultisten, Schweinewesen und cthulhuartige Kreaturen und die haben es wie schon im Vorgänger in sich.
Hier müsst ihr nämlich auf die richtige Position der Charaktere und Gegner achten, Heldenfähigkeiten gut kombinieren – wie den Schuss aus nächster Nähe des Wegelagerers, der Feinde markiert und das Zerschmettern des Waffenknechts, das Heilung für den Einsatz bei markierten Feinden gibt – und die richtigen Entscheidungen treffen. In Darkest Dungeon 2 kann tatsächlich jeder Fehler den Tod bedeuten.
Permadeath wie im ersten Teil gibt es aber nicht mehr. Stirbt euer ganzes Team auf einem Run – was unter Garantie mehr als einmal passieren wird – müsst ihr einfach von vorne anfangen und eure getöteten Helden werden zurückgesetzt, statt dass ihr neue anheuert. Das nimmt den Frust raus, wenn geliebte Charaktere sterben, sorgt aber auch dafür, dass wir keine so enge Bindung zu ihnen aufbauen.
Unterwegs sammeln wir außerdem Kerzen, mit denen wir vor jedem Run dauerhafte Boni wie neue Helden, permanente Heldenverbesserungen oder neue Items freischalten. Dadurch werden wir mit jedem Durchlauf stärker.
Barrierefreiheit und Schwierigkeitsgrade: Darkest Dungeon 2 bietet kaum Einstellungen für Barrierefreiheit. Lediglich Vibration und Controllerempfindlichkeit beim Fahren mit der Kutsche können angepasst werden. Auch die recht lauten Sounds aus dem DualSense lassen sich nicht regulieren. Hier können wir die Funktion nur komplett in den Einstellungen der Konsole abschalten.
Klassische Schwierigkeitsgrade gibt es ebenfalls nicht. Wir können aber zusätzliche Challenges freischalten oder uns am ersten Gasthof ein Item namens “Die strahlende Flamme” holen. Mit jedem missglückten Run gibt uns das stärkere Boni, die das Spiel leichter machen.
Daneben wurde das Kampfsystem auch noch um zahlreiche Effekte wie Atemlosigkeit, Überzeugung oder Tarnung erweitert – sogar so viele, dass es ein ganzes Glossar gibt, das wir im Kampf jederzeit per Knopfdruck öffnen können:
Das kann am Anfang etwas erschlagend wirken, wozu auch die zahlreichen neuen Items beitragen. Gab es im ersten Teil gerade mal 10 Arten von Proviant zum Mitnehmen, bietet der Nachfolger knapp 50 Kampf-Items. Nach ein paar Stunden Einspielzeit macht die zusätzliche Komplexität des Kampfsystems aber definitiv Spaß, denn sie fordert noch mehr taktisches Geschick.
Technische Performance: Auf der PS5 lief das Spiel bei uns die meiste Zeit einwandfrei. Hin und wieder gibt es allerdings kleine Stotterer beim Erzähler, wenn das Spiel in ein neues Areal wechselt. Außerdem hat sich das Spiel in unseren rund 25 Stunden Spielzeit für den Test zweimal aufgehängt, als wir Beziehungen aufdecken wollten. Hier half nur ein Neustart.
Durch die Langzeitauswirkungen werden die Kämpfe noch einmal fordernder, denn das Stress-System aus dem ersten Teil kehrt zurück. Managen wir das Stresslevel unseres Teams nicht, können seine Mitglieder einen Nervenzusammenbruch erleiden und ordentlich Leben verlieren, was wiederum negative Charakterzüge nach sich zieht.
Daneben entwickeln sich jetzt auch Beziehungen der Charaktere untereinander, die sowohl negativ als auch positiv sein können.
Bei positiven Beziehungen heilen bestimmte Fähigkeiten den Stress eines anderen Helden, bei negativen Beziehungen ist das Gegenteil der Fall – oder Helden fallen sich sogar gegenseitig in den Rücken.
Diese Änderung ist für uns ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann uns das neue System nämlich schnell mal einen kompletten Run versauen. Da neben gründlichem Management auch immer eine ordentliche Portion Glück zu den Runs dazugehört, kann das wiederum schnell frustig werden. Andererseits spornt es uns auch an, wenn wir es schaffen, trotz aller Widrigkeiten zu bestehen.
Darkest Dungeon 2 kommt um den Vergleich mit dem Vorgänger nicht drum herum
Durch den Erfolg von Darkest Dungeon waren natürlich auch die Erwartungen an die Fortsetzung hoch. Im direkten Vergleich kommt der zweite Teil für uns nicht an die fast perfekte Gameplay-Mischung des ersten Teils ran, trotzdem bekommt ihr hier einen sehr soliden zweiten Teil spendiert.
Wenn ihr euch mit den Änderungen anfreunden könnt, den ersten Teil nicht gespielt habt, oder schon damals mehr Lust auf Roguelike statt Management-Gameplay hattet, können wir euch Darkest Dungeon 2 aber definitiv empfehlen.
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