14 Jahre ist es inzwischen her, dass Crisis Core bei uns erschienen ist und die Vorgeschichte zu Final Fantasy 7 erzählt hat. Wer allerdings damals keine PSP hatte, ging leer aus, das Action-RPG kam nämlich exklusiv für Sonys Handheld-Konsole. Jetzt bringt Square Enix den Titel als Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion endlich für moderne Konsolen und hat dabei auch ordentlich an Optik und Gameplay geschraubt. Herausgekommen ist eine Mischung aus Remaster und Remake, das schicke neue Grafik mit veraltetem Spieldesign mischt.
Eine ebenso theatrale wie emotionale Story
Trotz aller Neuerungen hat sich an der Story des Originals in Reunion übrigens nichts geändert. Uns erwarten also noch immer tief emotionale Szenen auf der einen und theatrale Dialoge auf der anderen Seite. Wo sonst können wir Sätze wie “Trage Träume im Herzen. Wenn du ein Held sein willst, brauchst du Träume und Ehrgefühl.” mit solch inbrünstiger Ehrlichkeit hören?
Hier könnt ihr euch den Test auch in Videoform anschauen:
Die Geschichte von Crisis Core beginnt sieben Jahre vor den Ereignissen von Final Fantasy 7. Dabei schlüpfen wir in die Haut des Shinra-SOLDATEN Zack Fair, den Fans von FF7 bereits als Nebencharakter kennen dürften. Zack träumt eigentlich nur davon, ein Held zu werden, wird aber in einen Konflikt verwickelt, als der beste Freund seines Mentors Angeal desertiert. Zwar sind die regelmäßig wechselnden Motivationen der Charaktere nicht immer nachvollziehbar und zu viel Realismus sollte man auch nicht erwarten, trotzdem hat die Story einen stimmigen emotionalen Kern. Das liegt nicht zuletzt am sehr persönlichen Konflikt der Charaktere. Und auch die Auftritte bekannter Figuren wie Sephiroth oder Aerith werden viele Fans glücklich machen.
Da die Handlung nicht angepasst wurde, richtet sich Reunion aber auch primär an Fans des originalen Final Fantasy 7. Für Neulinge dürften einige Storyelemente ebenso verwirrend sein wie für alle, die mit FF7 Remake eingestiegen sind. Immerhin erzählt Crisis Core Ereignisse, die im Remake noch gar nicht aufgegriffen oder nur angedeutet wurden. Neueinsteiger könnten sich hier also sogar spoilern.
Die Neuerungen von Reunion
Wo die Story unverändert bleibt, wurden die meisten Elemente des Remasters mehr oder weniger angepasst. Am ehesten sticht hier natürlich die grafische Überarbeitung des Spiels ins Auge. So ganz kann es zwar nicht mit modernen AAA-Titeln wie Final Fantasy 7 Remake mithalten, was die Entwickler*innen hier aber aus einem knapp 15 Jahre alten PSP-Spiel geholt haben, kann sich wirklich sehen lassen. Neben den komplett überarbeiteten Charakteren und Texturen sorgt vor allem die verbesserte Beleuchtung für jede Menge Stimmung. Auch die hochskalierten, vorgerenderten Zwischensequenzen sehen durchaus noch gut aus. Allerdings wirken sie verwaschen, hier kommt die Auflösung eher an 1080p als an 4K ran.
Abseits davon gibt es noch jede Menge Quality of Life-Verbesserungen für Fans des Originals. Hier sind sie kurz zusammengefasst:
- Überarbeitete Menüs: Nicht nur das Hauptmenü ist jetzt näher an FF7 Remake, auch im Kampf wurde die Auswahl der Aktionen angepasst. So gibt es einen dedizierten Angriffs-Button und Zauber werden über ein Schnellmenü ausgewählt.
- Komplett synchronisiert: Im Original waren nur wichtige Szenen vertont, jetzt gibt es im gesamten Spiel eine sehr gute Synchro. Leider gibt es nur englische oder japanische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln.
- Überarbeitetes Kampfsystem: Zack spielt sich jetzt um einiges geschmeidiger und flüssiger. Auch die Kamera wurde angepasst.
- Super-Angriffe aufhaltbar: Besonders starke Angriffe von Bossen laden sich jetzt auf und können abgeschwächt oder verhindert werden.
- Überarbeitetes DBW (mehr dazu weiter unten): Zwischensequenzen können wir jetzt überspringen und Limiträusche frei innerhalb des Kampfes einsetzen, statt dass sie automatisch ausgelöst werden.
- Neue Animationen: Die Animationen für Beschwörungen wurden komplett neu gebaut.
All das trägt dazu bei, dass Reunion nicht nur moderner aussieht. Es spielt sich auch um einiges flüssiger, was besonders in den zahlreichen Kämpfen des Action-RPGs zum Tragen kommt.
Technische Performance: Crisis Core lief bei uns im Test auf PS5 stets flüssig und ohne Bugs. Während das Gameplay auch bei vielen Effekten stets 60 fps erreicht, sind die Zwischensequenzen nur in 30 fps gerendert. Diese Performance peilt das Spiel auf den verschiedenen Konsolen an:
- PS5 und Xbox Series X: 4K bei variablen 60 fps
- PS4 Pro und Xbox One X: 4K bei variablen 30 fps
- Xbox Series S: 1080p bei variablen 60 fps
- PS4, Xbox One und One S: 1080p bei variablen 30 fps
- Nintendo Switch: 720p bei variablen 30 fps
Nicht ganz so modern, wie es aussieht
Gleichzeitig merkt man dem Spiel aber seine PSP-Wurzeln weiterhin deutlich an. Trotz der aufpolierten Grafik sind die Gesichter der Charaktere oft sehr steif, bis auf ihre Münder bewegt sich dann beim Reden kaum etwas. Und auch die Umgebungen sind häufig ziemlich leer. Ohnehin sind viele Gebiete winzig. Hier bewegen wir uns zumeist durch schlauchartige Level in kurzen Missionen.
Was dem Spiel aber an Größe fehlt, macht es mit optionalen Inhalten zum Erkunden ganz gut wieder wett. So können wir mit fast jedem Charakter sprechen und manchmal nützliche Infos oder neue Nebenmissionen freischalten oder auch an kleinen Minispielen teilnehmen: Wenn wir dann um die Wette Kniebeuge machen, Materia im Schnelllauf sammeln oder die richtige Anzahl an Passanten erraten müssen, sorgt das für durchaus unterhaltsame Auflockerung.
Allgemein fühlt sich Crisis Core aber deutlich wie ein Spiel an, das eher in kleinen Dosen als am Stück gespielt werden will. Besonders auffällig ist das bei den Nebenmissionen, die sich an jedem Speicherpunkt starten lassen. Insgesamt 300 davon gibt es im Spiel. Das klingt erstmal nach verdammt viel, allerdings dauert auch keine von ihnen länger als fünf Minuten. Wir müssen lediglich jedes Mal ein kleines Gebiet erkunden, einen Boss finden und ihn besiegen. Zwar wird die Struktur schnell eintönig, aber zumindest sind diese Missionen rein optional. Wer allerdings die beste Ausrüstung des Spiels haben will, wird um sie nicht herumkommen. Sogar zusätzliche Rüstungs-Slots und Beschwörungen sind hier versteckt.
Hier wird besonders deutlich, dass Crisis Core ursprünglich für eine Handheld-Konsole geschaffen wurde. Die meisten Nebenmissionen lassen sich problemlos abschließen, während wir etwa auf den Bus warten. Auf PlayStation und Xbox fehlt diese Freiheit natürlich, dafür kann die Switch hier durch ihre Mobilität punkten. Ohnehin solltet ihr bei Crisis Core Reunion nicht das Level an Überarbeitung eines Final Fantasy 7 Remakes erwarten. Dafür ist das zugrunde liegende Spieldesign trotz kleinerer Anpassungen zu veraltet.
Ein actionlastiges Kampfsystem in kleinen Dosen
Bevor die Action in Crisis Core aber so richtig losgehen kann, werden wir in den ersten Stunden erst einmal mit massenweise Tutorials zugeschüttet. Keine Sorge, die lassen sich später im Posteingang des Spiels noch einmal nachlesen, ihr müsst euch also nicht sofort alles merken. Hier kriegt Zack auch regelmäßig E-Mails, die er lesen kann. Die sind aber rein optional und liefern lediglich Hintergrundinfos zu einigen Charakteren.
Haben wir uns durch den ersten Wulst an Tutorials dann einmal durchgeklickt, erwartet uns in Crisis Core ein actionreiches Echtzeit-Kampfsystem. Ganz so komplex wie FF7 Remake, wo wir häufig zwischen Charakteren hin- und herwechseln mussten, ist es dabei nicht. Wir steuern hier lediglich Zack und müssen auch ohne KI-Begleiter auskommen. Hier fehlt etwas die Abwechslung, die FF7 Remake bringt. Trotzdem machen die schnellen Kämpfe Spaß, da sie sich äußerst flüssig spielen.
Das grundlegende System ist dabei einfach: Zack kann per Tastendruck angreifen, ausweichen oder blocken. Im Remaster gibt es jetzt außerdem zwei zusätzliche Schnellmenüs. Wir müssen also nicht mehr wie noch auf PSP mit den Schultertasten durch alle verfügbaren Aktionen klicken. Stattdessen kann Zack jetzt über eine Leiste Verbrauchsgegenstände wie Tränke auswählen. Das zweite Menü öffnen wir mit der Schultertaste und können hier aus den ausgerüsteten Materia wählen.
Mit Materia setzen wir entweder Zauber (die MP-Leiste verbrauchen) oder Spezialfertigkeiten (die FP-Leiste verbrauchen) ein. Es gibt aber auch passive Boni, die uns mehr Lebenspunkte oder Angriffskraft geben. Wir müssen also gut überlegen, wie wir die insgesamt sechs Materia-Slots belegen. Zumindest können wir aber auch insgesamt fünf Loadouts erstellen, zwischen denen wir dann außerhalb des Kampfes wechseln können.
Dank der Mechanik “Materia-Fusion” bekommen wir außerdem jede Menge Möglichkeiten zum Experimentieren. Hier werden zwei Materia miteinander verschmolzen: Entweder erhalten wir eine stärkere Form einer der Ausgangsmateria oder sogar eine vollkommen neue. Damit lassen sich Zauber oder Boni erstellen, die teils sogar komplett übermächtig sind. Wer wollte nicht schon mal seine Trefferpunkte um 999% erhöhen? Das Ganze ist natürlich komplett optional. Wer hier aber viel Zeit reinsteckt und auch noch viele der Nebenmissionen abschließt, kann sich das Spiel wahlweise sehr einfach machen.
Selbst wenn wir nur mit Standard-Materia kämpfen, sind die Gefechte aber sehr schnell vorbei. Meist müssen wir es nur mit zwei bis drei Gegnern gleichzeitig in einem abgesteckten Areal aufnehmen, auch hier zeigt sich die PSP-Grundlage des Spiels. Bosskämpfe dagegen können durchaus merklich fordernder sein, etwa wenn wir gegen Beschwörungen wie Ifrit oder Bahamut antreten. Die haben nicht nur viel Leben, sondern können auch mächtige Spezialattacken einsetzen, die uns tausende Trefferpunkte abziehen.
Schön ist, dass diese Attacken im Remaster jetzt nicht mehr aus dem Nichts kommen. Stattdessen laden Feinde sie einige Sekunden auf und ein Balken zeigt ihre Stärke an. Das heißt, sie fangen auf 100% an, durch Attacken kann Zack den Wert aber senken und den Angriff abschwächen. Bekommen wir ihn innerhalb der Zeit sogar auf 0%, wird die Attacke komplett abgewendet. Das fügt den Bosskämpfen eine interessante taktische Komponente hinzu.
Sollten wir doch mal sterben, bietet Crisis Core auch überaus faire Rücksetzpunkte. Zwar kann Zack seine TP, MP und FP nur an Speicherpunkten regenerieren, das Spiel speichert aber auch automatisch. Bekommen wir also einen Game Over-Screen, können wir einfach direkt ab Kampfbeginn wieder einsteigen.
Einstellungen und Barrierefreiheit: Crisis Core bietet nur wenige Einstellungen, um das Spielerlebnis anzupassen. Insgesamt gibt es zwei Schwierigkeitsgrade: Normal und schwer. Außerdem können die Tasten bedingt neu belegt werden, hier gibt es aber nur eine Vorauswahl. Auch Vibration, Untertitel und die automatische Textwiedergabe können ein- und ausgeschaltet werden.
Zufallsprinzip DBW
Mit dem “DBW” (Digitale Bewusstseinswellen) hat es auch eine etwas umstrittene Mechanik des Originals wieder ins Spiel geschafft. Das ist eine Art Slotmaschine, die im Kampf am Bildschirmrand stetig mitläuft. Stimmen dort bestimmte Bilder oder Zahlen überein, bekommt Zack verschiedene Boni: So muss er etwa kurzzeitig keine MP ausgeben oder erhält Zugriff auf Beschwörungen und starke Limitrausch-Attacken, die wir dann per Knopfdruck innerhalb des Kampfes auslösen können.
Da das DBW zufallsgeneriert ist, sorgt das durchaus für Abwechslung in den Kämpfen. Allerdings sind die Boni umgekehrt auch nicht immer nützlich, etwa wenn wir uns gerade geheilt haben und in der nächsten Sekunde Lebenspunkte per Zufallsbonus zurückbekommen. Vereinzelt lösen die Slots auch Zwischensequenzen aus, die das Kampfgeschehen pausieren und uns aus den sonst sehr flüssigen Gefechten rausbringen. Zwar können wir sie auch einfach überspringen, sie geben jedoch Zacks Beziehungen zu den anderen Charakteren mehr Tiefe.
Auch das Aufleveln funktioniert über das DBW. Hat Zack genug Erfahrungspunkte gesammelt (die leider nirgendwo angezeigt werden), kann er aufleveln, wenn die Kombination “777” angezeigt wird. Das ist aber komplett vom Glück abhängig. Es kann also schon einmal vorkommen, dass wir innerhalb von Sekunden zweimal aufleveln und dann wieder eine ganze Weile nicht. Zwar hat das bei uns nie dazu geführt, dass wir unterlevelt waren, die Mechanik wird aber nicht jedem gefallen.
Fazit
Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion bietet insgesamt etwa 16 bis 18 Stunden Story. Wer alles erleben und die zahlreichen Nebenmissionen abschließen will, wird etwa 30 bis 40 Stunden beschäftigt sein. Dank des New Game Plus-Modus können wir die Story auch noch einmal mit unserer bereits freigeschalteten Ausrüstung erleben.
Insgesamt sieht man dem Spiel sein Alter im Remaster kaum noch an. Besonders die grafische Überarbeitung ist fantastisch gelungen und auch die flüssigen Kämpfe machen Spaß, wenn man sich nicht am DBW-System stört. Trotzdem sind die PSP-Wurzeln noch deutlich im Spieldesign verankert, was besonders in den winzigen Gebieten und den kurzweiligen aber eintönigen Nebenmissionen deutlich wird.
Für Fans des originalen (!) Final Fantasy 7 und alle, die Crisis Core zuletzt auf der PSP gezockt haben, ist das Remaster definitiv zu empfehlen. Es ist eine gelungene Überarbeitung eines Spiels, das sich schon zu seinem Release klar an Final Fantasy-Fans gerichtet hat. Wer allerdings mit FF7 gar nichts anfangen kann oder erst mit dem Remake eingestiegen ist, könnte in Crisis Core etwas verloren sein.
Crisis Core: Final Fantasy 7 Reunion erscheint am 13. Dezember 2022 für PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One, Nintendo Switch und PC.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.