Was für ein seltsames Jahr! Eigentlich sollte die neue Konsolen-Generation schon längst an Fahrt gewonnen haben, die PS4 und Xbox One haben wir aber auch 2022 noch nicht hinter uns gelassen.
Der große Sprung im Vergleich zur Last Gen blieb also aus, was aber nichts daran ändert, dass wir einige Grafikkracher erleben durften, die unheimlich schick anzusehen sind und immer besser mit den Fähigkeiten moderner Fernseher (wie 120 Hz und variable Bildfrequenzen) umgehen können.
So haben wir unsere Favoriten zusammengestellt:
Bei unseren Grafik-Highlights des Jahres haben wir uns auf technisch aufwendige 3D-Optik konzentriert und sorgfältig abgewägt, welche Spiele dahingehend das beste Gesamtpaket liefern.
Kriterien, die bei der Entscheidungsfindung eingeflossen sind, waren beispielsweise eine stimmungsvolle Beleuchtung, realistische Schatten, authentische Animationen, lebensnahe Charaktermodelle und hochwertige Texturen.
Nicht unerwähnt bleiben aber auch die kleinen Fehlerchen, die einen höheren Platz in der Rangliste verhindert haben.
Das ist unsere Top 7 im Ranking:
7 – Stray
- Genre: Action-Adventure
- Engine: Unreal Engine 4
- Plattform: PS5, PS4, PC
Auch wenn es nur schwer zu glauben ist, aber das Katzenabenteuer Stray stammt aus der Feder von einem kleinen Indie-Studio, bei dem gerade einmal 28 Entwickler*innen beschäftigt sind. Die haben eine wirklich hübsche Dystopie zusammengezimmert, die mit ihren leuchtenden Neonschildern, zugemüllten Straßenecken und zerfallenden Metallbauten durchgängig an düstere Science-Fiction-Highlights wie Cyberpunk 2077 oder Filme wie Blade Runner 2049 erinnert.
Stray demonstriert sehr gut, was trotz geringem Budget mit einem modernen Grafikgerüst wie der Unreal Engine 4 und tollen Texturen, die heutzutage in umfangreichen Bibliotheken gesammelt werden, möglich ist. Auch das Gespür für kleine Details ist wirklich bemerkenswert, etwa wenn die samtpfotige Hauptfigur auf das Gewicht eines Rucksacks reagiert, der ihr angelegt wird.
Bei aller Ehre müssen wir aber auch festhalten, dass das süße Stubentigergehopse nichts Neues wagt. Die Animationen der Katze und ihrer Android-Freunde sind ziemlich hölzern, die Beleuchtung und Schatten weitgehend statisch. Nichtsdestotrotz hat sich Stray seinen Platz in unserer Liste gesichert und konnte sich gegenüber Großproduktionen wie Saint’s Row, Modern Warfare 2 und Dying Light 2 behaupten, die in ihrer Gesamtheit bei weitem nicht so stimmig waren.
6 – A Plague Tale: Requiem
- Genre: Action-Adventure
- Engine: von Asobo Studio selbst entwickelt
- Plattform: PS5, Xbox Series X|S, PC, Nintendo Switch (Cloud-Version)
A Plague Tale: Requiem versetzt uns in eine grafisch realistisch gehaltene Nachbildung des Mittelalters. Wir bekommen gigantische Landschaften mit unberührter Natur zu Gesicht, stromern durch verlassene, hochgradig detaillierte Burgen und verstecken uns in dynamischen, unglaublich präzise geworfenen Schatten.
Wie auch schon in A Plague Tale: Innocence sind zudem die Texturen absolute Hingucker, besonders die Klamotten der Hauptfiguren überzeugen mit einer fein strukturierten Oberfläche. Ein kratziges, selbstgehäkeltes Wams sieht auch wirklich unangenehm rau aus. Hinzu kommen fein gesetzte Lichtstimmungen und ein geschickter Einsatz von Nebel. Wenn wir etwa durch Berge von Pestleichen waten, sieht das auch wahnsinnig schaurig aus.
Frei von Fehlern ist das Action-Adventure aber keineswegs: Im Test gerieten wir immer wieder in Situationen, in denen die Framerate eingebrochen ist, einen 60 fps-Modus gibt es zudem nicht. Außerdem sind die steifen Gesichtsanimationen der Charaktere in der Zeit stecken geblieben. Die waren schon im Vorgänger ein Kritikpunkt und haben sich kaum verbessert.
Hier könnt ihr unseren Tech-Check lesen, in dem wir außerdem den 40 fps-Modus für 120 Hz-Fernseher getestet haben:
5 – The Callisto Protocol
- Genre: Survival-Horror
- Engine: Unreal Engine 4
- Plattform: PS5, PS4, Xbox Series X|S, Xbox One, PC
An dem Sci-Fi-Horror-Spiel des Dead Space-Miterfinders Glen Schofield hatten wir in unserem Test ganz schön viel zu bemängeln. Am besten ist der Titel bei der Präsentation weggekommen, denn die kann beinahe durchweg überzeugen.
Wir schlendern durch ein runtergekommenes Weltraumgefängnis, knüppeln dabei klasse animierte Mutanten über den Haufen und bestaunen dynamische Schattenspielchen. Unzählige, hochwertig modellierte und damit plastisch wirkende Details zieren die metallischen Flure des Black Iron Prison, darunter vollgesudelte Rohre, wummernde Generatoren und blutbeschmierte Krankenliegen. Und auch die Gesichter der Charaktere verdienen Anerkennung, in einigen Einstellungen sind sie von den realen Vorbildern kaum zu trennen.
Es gibt aber dennoch Abzüge in der B-Note, denn gänzlich stabil ist die Framerate nicht. Vor allem beim Laden eines neuen Areals ruckelt es kurz, in einigen Action-Sequenzen geht The Callisto Protocol komplett in die Knie. Es wäre also durchaus mehr drin gewesen. Auch fehlte uns irgendwann die visuelle Abwechslung. Aufgelockert wird das Spiel nur selten, etwa wenn wir verschneite Außenareale oder einen künstlich angelegten Wald besuchen.
4 – God of War Ragnarök
- Genre: Action-Adventure
- Engine: von Santa Monica Studios selbst entwickelt
- Plattform: PS5, PS4
God of War Ragnarök ist nicht nur der letzte große Blockbuster des Jahres, sondern aller Voraussicht nach auch der fulminante Abschied von der PS4. Das haben wir auch in unserer Analyse festgestellt:
Ragnarök greift auf ein umfangreiches Repertoire an realistischen Lichttechniken zurück, verfügt über eine toll gestaltete Spielwelt und spielt eine der größten Stärken der Reihe exzellent aus: Bombast. Egal, ob Kratos gerade gegen einen riesigen Wolf kämpft oder einem der Nord-Götter den Arsch versohlt - überall knallt es, Tempel gehen zu Bruch und Partikel fliegen durch die Luft.
Darüber hinaus glänzt der Titel mit tollen Animationen, die dem Action-Spektakel jede Menge Wucht verleihen, sowie einer erstklassigen Performance auf der PS5 in allen Grafik-Optionen. 120 Hz, VRR – God of War Ragnarök holt alles aus den modernen TV-Techniken für stets flüssiges Geprügel heraus.
Auch dazu haben wir einen Artikel veröffentlicht:
Allerdings verkörpert God of War Ragnarök trotz all des Lobs die Cross Gen-Problematik wie kein anderes Spiel: Am laufenden Band werden Ladezeiten kaschiert, zum Beispiel sobald sich Kratos und Atreus in ihr Ruderboot legen oder durch Felsspalten quetschen, aufgrund der Inhaltsgleichheit sind solche Passagen auch auf der PS5 enthalten. Außerdem kann God of War Ragnarök in keiner Disziplin die Konkurrenz mit Innovation überflügeln. Da geht beim ersten echten PS5-Ableger der Reihe, sollte er denn irgendwann kommen, bestimmt mehr.
3 – Horizon: Forbidden West
- Genre: Action-Adventure
- Engine: Decima
- Plattform: PS5, PS4
Der Nachfolger des gefeierten Horizon: Zero Dawn geht wohl als eines der Spiele in die Gesichte ein, an denen herumgenörgelt wurde, weil sie zu gut aussehen. Das Open World-Action-Adventure setzt uns nämlich so scharfe Texturen vor die Nase, dass sie fast schon in den Augen wehtun.
Mehr Angriffspunkte konnten wir jedoch nicht entdecken, als wir mit Aloy optisch abwechslungsreiche, brillant ausgeleuchtete Biome (von der sandigen Wüste bis zur frostigen Schneeregion) erkundet haben und auf die Jagd nach Robo-Dinosauriern gegangen sind. Die sind erneut detailliert modelliert, an ihren Körpern lassen sich zahlreiche Achsen, Speichen und Kugellager erkennen.
Zudem ist die Weitsicht schlichtweg phänomenal, Guerilla Games hat eine atemberaubende Technik entwickelt, den Detailgrad bei weit entfernten Gebirgsformationen und Baumreihen weit oben zu halten. Darüber hinaus gibt es klasse Effekte, etwa partikelreiche Elektroexplosionen, und schicke Animationen zu bestaunen. Sei es nun bei den eleganten Speerhieben der Protagonistin oder den Klauenangriffen ihrer fusionsmotorisierten Gegner.
Nur die Haarpracht der rothaarigen Kämpferin hätte ein bisschen mehr Feinschliff vertragen können, ihre Locken zappeln wie auch schon im Vorgänger wie elektrisierte Würste herum. Daran könnte das Team in Zukunft gut und gerne ein wenig feilen.
Zu Horizon: Forbidden West haben wir einen Vergleich zwischen der PS4- und PS5-Version veröffentlicht:
2 – Fortnite
- Genre: Battle Royale-Shooter
- Engine: Unreal Engine 5
- Plattform: PS5, Xbox Series X|S, PC (mit Grafik-Upgrade)
"Fortnite in der Liste der grafisch besten Spiele!?" – wird sich vielleicht die ein oder andere Person unter euch fragen und sich damit in unser Redaktions-Team einreihen. Denn das Grafik-Upgrade auf die aktuelle Version der Unreal Engine 5 erschien wie aus dem Nichts und hat unser Technik-Herz im Sturm erobert.
Erstmals in einem richtigen Spiel wird die Umgebung von Epics brandneuer Lumen-Technik ausgeleuchtet, die realistische Lichtverhältnisse dank eines Ray-Tracing-ähnlichen Verfahrens liefert.
Hinzu kommen gestochen scharfe, perspektivisch korrekte Schatten sowie die sogenannte Nanite-Technologie, die komplex modellierte Levels und Gebäude ermöglicht. Bei einer alten Burg ist zum Beispiel jeder einzelne Mauerstein ein richtiges 3D-Objekt, Furchen in Baumrinden sind vollständig dreidimensional. Die Welt von Fortnite wirkt dadurch ungemein authentisch, am liebsten würden wir durch den Bildschirm greifen und mit den Fingern über jede noch so kleine Rille streichen.
Wollt ihr mehr über die neuen Features der Unreal Engine 5 erfahren, könnt ihr euch den Artikel zum Fortnite-Update anschauen:
Fortnite hat mit der Art und Weise, wie es neue Technologie für Spieler*innen greifbar macht, nur knapp die Pole Position verpasst. Die hochgradig dynamischen Licht- und Schatten-Spiele, die auf dem Bildschirm ablaufen, wenn wir beispielsweise die Mauer eines Bauernhauses einreißen, sehen zwar wahnsinnig schick aus, allerdings schwächelt der Multiplayer-Titel in für das Genre typischen Aspekten. Texturen sind sehr niedrig aufgelöst und tolle Zwischensequenzen mit lebensechter Mimik und Gestik bekommen wir auch nicht zu sehen. Dafür muss ein anderes Spiel herhalten.
1 – The Last of Us Part 1
- Genre: Action-Adventure
- Engine: von Naughty Dog selbst entwickelt
- Plattform: PS5
Auch wenn die Technik des Remakes von The Last of Us nur ein kleines Upgrade gegenüber dem zweiten Teil darstellt, ist es immer noch ein Upgrade eines absoluten Grafikmeisterwerks. In der Rolle des mürrischen Schmugglers Joel ziehen wir mit der jungen Ellie in eine postapokalyptische Welt aus, die in Sachen Detailfülle, Vegetationsdichte, Texturqualität und Beleuchtung ihres Gleichen sucht.
Ein Postkartenmotiv reiht sich an das nächste, mehr als ein Mal vergaßen wir daher, dass wir hier immer noch durch zerbröckelnde US-Metropolen trampeln, in denen Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten.
Am beeindruckendsten sind jedoch die grandiosen Charaktermodelle aller Figuren im Spiel und ihre realistische Mimik. Naughty Dog hat es (mal wieder) geschafft, hundertprozentig glaubwürdige Gesichtsregungen zu animieren und kleinste Muskelbewegungen entsprechend der Intensität der dargestellten Emotion zu dosieren.
Als Ellie zum Beispiel Joels verstorbene Tochter erwähnt, lässt dieser seiner Wut freien Lauf. Wann immer die Kamera auf ihn schaltet, wollen wir hier am liebsten im Erdboden versinken, da wir das Gefühl haben, gerade von unseren eigenen Eltern gemaßregelt zu werden. Absoluter Wahnsinn!
Die Technik von The Last of Us Part 1 überzeugt aber nicht nur mit toller Grafik und einer sehr stabilen Framerate, sondern auch durch einen gewaltigen Sprung beim Sound. Feuert Joel zum Beispiel seinen Revolver in der Nähe einer Lagerhalle ab, entsteht ein anderer Hall als bei einem offenen Feld, da die Beschaffenheit der gesamten Umgebung Einfluss auf den Klang nimmt. Solchen Realismus konnten wir in noch keinem Spiel hören!
Hier findet ihr unseren umfangreichen Tech-Check zu The Last of Us Part 1:
Unser Fazit zum Grafik-Jahr 2022:
Die Grafik welches Spiels hat euch 2022 so richtig umgehauen?
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