Battlefield 5 im Test - Ein Battlefield mit Leib und Seele

Battlefield 5 zeigt im Test einmal mehr, dass Multiplayer die große Stärke von Dice ist. Und der Solo-Modus? Naja.

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Battlefield 5 im Test für Xbox One und PS4. Battlefield 5 im Test für Xbox One und PS4.

Battlefield 5 ist eine Rückkehr zu den Serienwurzeln, nämlich ins Setting des Zweiten Weltkriegs. Und wer die letzten beiden Battlefield-Teile 4 und 1 (für die wirre Nummerierung können wir nichts!) gespielt hat, der kann schon vermuten, was ihn beim neuen Shooter von Dice erwartet: Multiplayer hui, Singleplayer pfui.

Denn während die schwedischen Entwickler bei den Mehrspielermodi der zwei Vorgänger stets die ganz große Spielspaß-Kelle auspackten, gerieten die Solo-Kampagnen trotz guter Ansätze zu maximal soliden Anhängseln, die zwar unterhaltsam, aber in keiner Weise erinnerungswürdig oder gar spielerisch herausragend waren.

Und um es kurz zu machen: Battlefield 5 reiht sich in diese Riege nahtlos ein. Deswegen raten wir allen, die den Titel allein wegen des Solo-Modus kaufen wollen, zur Vorsicht. Das Konzept der Singleplayer-Kampagne ähnelt dem von Battlefield 1, die Missionen erzählen also keine große zusammenhängende Story, sondern drei voneinander unabhängige "Kriegsgeschichten", alle mit eigener kleiner Storyline und Hauptcharakteren.

Trotz hervorragender Technik und tollen Schlachtfeldpanoramen ist der Singleplayer-Modus von Battlefield 5 eine Enttäuschung. Trotz hervorragender Technik und tollen Schlachtfeldpanoramen ist der Singleplayer-Modus von Battlefield 5 eine Enttäuschung.

In "Unter keiner Flagge" werdet ihr als militärisch unerfahrener Ex-Bankräuber in die nordafrikanische Wüste geschickt, um dort deutsche Stellungen zu sabotieren. "Nordlys" versetzt euch in die Rolle einer jungen Widerstandskämpferin, die die Pläne einer deutschen Vergeltungswaffe aufdeckt, und in "Tiralleur" kämpft ihr als Mitglied einer französischen Kolonialtruppe gegen die deutschen Besatzer in Frankreich. Dazu kommt eine nur teilweise spielbare Intro-Mission, die allerdings schon nach knapp 15 Minuten abgefrühstückt ist.

Story-Ansatz vs. Baller-Gameplay

Grundsätzlich gebührt Dice wie schon in Battlefield 1 ein großes Lob für den generellen Story-Ansatz, denn statt uns gefühlt zum hundertsten Mal die Landung in der Normandie oder die Eroberung Berlins nachspielen zu lassen, konzentriert sich die Kampagne auf unbekanntere Schauplätze und Themen.

Auch die spielbaren Figuren sind im interessant, weil Dice neben der eigentlichen Kriegsthematik kleinere persönliche Geschichten (etwa das Verhältnis zu anderen Familienmitgliedern) in die Storylines einwebt. Dabei wird stets betont, dass es sich bei allen Charakteren lediglich um kleine Rädchen im großen Ganzen handelt, und nicht etwa um übermächtige Supersoldaten und ihre kriegsentscheidenden Taten.

Die klasse inszenierten Zwischensequenzen treiben die Kriegsgeschichten voran, dabei gibt es lediglich deutsche Untertitel. Die klasse inszenierten Zwischensequenzen treiben die Kriegsgeschichten voran, dabei gibt es lediglich deutsche Untertitel.

Eine großartige Prämisse also, aus der Dice dann allerdings nur wenig macht. Denn zum einen sind sämtliche Geschehnisse der einzelnen Episoden vorhersehbar, wodurch wenig bis keine Spannung aufkommt. Und zum anderen wird der Ansatz, hier in der Rolle von vermeintlich schwächeren Charakteren zu sein, durch das Gameplay komplett konterkariert. Denn wie in fast jedem anderen Weltkriegs-Shooter ballert ihr auch in Battlefield 5 hunderte gesichtslose Wehrmachtssoldaten aus ihren Springerstiefeln.

Nun könnte man natürlich sagen, dass das Genre nicht vielmehr hergibt. Aber gerade Dice mit seinen Möglichkeiten hätte es doch zumindest mal versuchen können. Zumal es durchaus einige schöne Einfälle gibt. Die Gebiete sind beispielsweise sehr ausladend, was unterschiedliche Spielstile (schleichend oder ballernd) möglich macht. In der Widerstandskämpfer-Mission könnt ihr auf Knopfdruck auf Skiern durch den Level hetzen, oder als Tiralleur mit einer Leuchtpistole den Angriff eurer Kameraden befehlen.

Das hakt bei der Kampagne

Trotz der abwechslungsreichen Level und der opulenten Optik bleibt die Umsetzung aber unbefriedigend. Die Levelziele beschränken sich etwa stets darauf, irgendetwas zu zerstören, zu sabotieren oder zu finden. Sobald wir entdeckt werden, wissen die Gegner genau, wo wir uns aufhalten, auch wenn wir mehrfach die Position wechseln.

Es mangelt an Gegnertypen, lediglich eine munitionsfressende Tank-Variante mit Flammenwerfer sorgt für ein Fünkchen Abwechslung. Und auch die Checkpoints sind unsauber gesetzt, oft mussten wir nach dem Biss ins Gras einen großen Teil einer Mission noch einmal spielen.

Standardkost: Im Solomodus hüpfen wir hin und wieder auch hinter ein Geschütz und holen Flugzeuge vom Himmel. Standardkost: Im Solomodus hüpfen wir hin und wieder auch hinter ein Geschütz und holen Flugzeuge vom Himmel.

Der beste Part an der Kampagne ist das Gunplay, denn das fühlt sich tadellos an. Aber auch das ändert letztendlich nichts an der Tatsache, dass sich Dice den sehr guten Story-Ansatz mit 08/15-Spielablauf wieder einreißt.

Drei bis vier Stunden könnt ihr für Einführung und die drei Missionen einplanen. Wer danach noch Lust hat, geht auf die Suche nach Sammel-Items (Briefe), die überall in den Levels versteckt sind. Für den Dezember ist bereits eine vierte Kriegsgeschichte angekündigt, interessanterweise aus deutscher Sicht. Ob die aber signifikant besser als die zum Start verfügbaren sein wird, wagen wir noch zu bezweifeln.

Gewohnt grandios: Der Multiplayer

Der Solo-Modus von Battlefield 5 ist also eine herbe Enttäuschung, glücklicherweise wetzt der phänomenale Multiplayer-Part diese Scharte aber aus. Mehr noch, mit seinen kleinen aber feinen Neuerungen setzt er einen neuen Höhepunkt in der Seriengeschichte und macht extrem viel Spaß.

Und das hat viele Gründe. Das generelle Spieltempo wurde beispielsweise im Vergleich zu Battlefield 1 etwas verlangsamt, und die Kill-Zeiten heruntergeschraubt. Das resultiert in einem sehr angenehmen Spielgefühl, das uns insgesamt besser gefällt als im direkten Vorgänger.

Explosionen, Geschosse, Geschrei: Die Mittendrin-Atmosphäre in Mehrspielergefechten ist gigantisch. Explosionen, Geschosse, Geschrei: Die Mittendrin-Atmosphäre in Mehrspielergefechten ist gigantisch.

Aber nicht nur an der Temposchraube hat Dice gedreht, sondern auch etliche neue Gameplay-Elemente eingefügt. Jede der vier bekannten Battlefield-Klassen Sturmsoldat, Sanitäter, Versorgungssoldat und Aufklärer kann nun beispielsweise an bestimmten Punkten der Maps sogenannte Befestigungen bauen, beispielsweise Sandsackwälle oder stationäre Geschütze. Das ist vor allem in Situationen hilfreich, in denen wir einen bestimmten Punkt verteidigen müssen oder uns der Feind andere Schutzmöglichkeiten bereits weggeballert hat - auch in Battlefield 5 sind große Teile der Karten zerstörbar.

Wo uns ein Haus beispielsweise zu Beginn eines Matches noch Schutz geboten bietet, klaffen nach einem Panzerangriff riesige Löcher in den Mauern oder sie werden gar komplett eingerissen. Das trägt dann spürbar zur sehr guten Dynamik der Matches bei, die Befestigungen können zudem besonders in knappen Matches das Zünglein an der Waage sein. Umso erstaunlicher ist, dass wir in unseren Test-Matches noch kaum Spieler beim Errichten von Befestigungen beobachten konnten. Möglicherweise muss sich die Community erst noch an die Möglichkeiten gewöhnen.

Die Fahr- und Flugzeuge sind im Multiplayer-Part einmal mehr das Salz in der Suppe, erfordern teilweise aber auch Eingewöhnungszeit. Die Fahr- und Flugzeuge sind im Multiplayer-Part einmal mehr das Salz in der Suppe, erfordern teilweise aber auch Eingewöhnungszeit.

Für das Salz in der Suppe sorgen Battlefield-typisch die Fahrzeuge. Und hier hat Battlefield 5 eine ganze Menge zu bieten, nämlich Jeeps, Panzer, Flugzeuge und mehr. Die Steuerung geht bei den meisten Untersätzen gut von der Hand, jedenfalls besser als in anderen Serienteilen. Kleinere Kettenfahrzeuge haben wir beispielsweise sofort unter Kontrolle. Andere wie etwa die Flugzeuge erfordern ein wenig Eingewöhnungszeit, da hier beide Sticks für die Steuerung und teils wilde Manöver genutzt werden.

Fliegerasse müssen sich in Battlefield 5 übrigens ein bisschen umstellen, denn Jäger und Bomber müssen regelmäßig neue Munition aufnehmen und sich dabei recht stark dem Boden nähern, was sie wiederum sehr angreifbar macht. Auch die Panzersteuerung wurde etwas angepasst, denn der Turm dreht sich nun beispielsweise langsamer, je schwerer der Tank ist.

Das macht es dann wiederum für Infanteristen leichter, das Stahlungetüm beispielsweise mit der Standard-Bazooka des Sturmsoldaten lahmzulegen. In Sachen Balance fügen sich die Fahrzeuge dementsprechend gut ein, in unseren Testsessions kam uns kein Vehikel besonders übermächtig vor.

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