Erster oder Zweiter Weltkrieg?
Ohnehin entspricht die Darstellung des Ersten Weltkriegs in Battlefield 1 nicht dem, was ich Geschichtsunterricht gelernt habe: Nahezu jeder Soldat ballert mit einer vollautomatischen Waffe, Tanks und Flugzeuge tauchen nicht vereinzelt sondern in Massen auf dem Schlachtfeld auf. Die Spielszenen erinnern viel eher an den Zweiten Weltkrieg. Darüber dürften sich jedoch nur Hobbyhistoriker wirklich ärgern.
Dice stellt in Battlefield 1 ganz eindeutig den Spielspaß über historische Genauigkeit - mit Erfolg. Wieder in den eigenen Reihen sammle ich einige Beifahrer ein und starte einen Angriff auf einen weiteren Flaggenpunkt. Mit dem Panzerwagen fahren wir in die Ruinen eines zerstörten Dorfes und nehmen die dort verschanzten Deutschen aufs Korn.
Der Plan geht wunderbar auf und der Flaggenpunkt ist schon fast in britischem Besitz, als unser Fahrzeug plötzlich samt uns Insassen in Flammen aufgeht.
Der Riese am Himmel
Ein Blick in den Himmel offenbart, was uns so plötzlich vernichtet hat. Über uns schwebt ein gigantischer Zeppelin. Das Luftschiff ist ein sogenannter Behemoth (deutsch: Koloss). Diese riesigen Kampfmaschinen können mit ihrer Feuerkraft ganze Matches entscheiden und spawnen für das jeweils unterlegene Team kurz vor der Niederlage - sozusagen als letztes Mittel, die Runde noch herumzureißen. Auf anderen Maps soll es statt des Zeppelins einen Panzerzug oder ein Dreadnought-Schlachtschiff geben. Alle Behemoths sind komplett frei steuerbar und bewegen sich nicht auf vorgegebenen Bahnen, wie die AC-130 in Battlefield 4.
3:23
Battlefield 1 - Die Klassen: Sturmsoldat, Versorger, Sanitäter, Späher, Pilot & Panzerfahrer vorgestellt
Beim Respawn schnappe ich mir erneut ein Flugzeug, um der fliegenden Zigarre die Luft raus zu lassen. Doch inzwischen ist Nebel aufgezogen. In der dicken Suppe ist selbst der gigantische Zeppelin schwer auszumachen. Außerdem muss ich gefährlich nah heranfliegen, denn die Kugeln meines MGs fliegen gefühlt nur so weit, wie ich einen Kirschkern spucken kann.
Schon beim dritten Anflug erwischt mich deshalb das feindliche Abwehrfeuer. So erlebe ich nur in der Übersichtskarte, wie der Zeppelin schließlich von unserer Flak zerlegt wird und in einer spektakulären Animation zu Boden stürzt. Dort richtet er nicht nur verheerende Schäden an Gebäuden und Spielern an, sein Wrack verbleibt auch als neues Objekt auf der Map und dient zum Beispiel Infanterie als Deckung.
Das erweiterte Zerstörungs-System von Battlefield 1 wirkt sich übrigens auch auf das Terrain aus. So lässt sich neben Gebäuden jetzt auch der Boden weitgehend dynamisch deformieren. Durch Explosionen hervorgerufene Krater und Granattrichter können als Deckung genutzt werden und kompensieren so teilweise die fehlende Deckung, die durch eingestürzte Gebäude flöten gegangen ist.
Blut am Bayonett
Bevor das Match endet, will ich auch noch den Kampf als Infanterist ausprobieren, deshalb stürze ich mich als nächstes mit der Assault Klasse ins Gefecht. Der Assault ist mit seinem SMG für den Nahkampf ausgestattet. Mit seiner geballten Ladung, einer besonders schlagkräftigen Granate, wird er außerdem Fahrzeugen gefährlich. In den folgenden Minuten liefere ich mir reihenweise packende Kämpfe in den Ruinen St. Quentins. Battlefield-Veteranen fühlen sich auch in Battlefield 1 sofort wie zuhause: Steuerung, Körpergefühl und Waffenverhalten sind genau so hervorragend wie in den Vorgängern.
Das Bewegungs-Repertoire der Soldaten wurde jedoch etwas erweitert. So können wir uns jetzt an Kanten hochziehen und so z.B. höhere Mauern überwinden. Fast alle Häuser verfügen außerdem über Türen, die man per Knopfdruck öffnen und schließen oder per Sprint einrennen kann.
Ich probiere auch den neuen Bayonettangriff aus. Dafür muss ich nur auf einen Gegner zulaufen, die Sprint-Taste und den Knopf für den Nahkampfangriff drücken und schon rammt mein Krieger dem Gegenüber das Bayonett auf unappetitlich efektive Weise in den Leib.
Inwiefern es wirksame Möglichkeiten gibt, so eine Attacke zu kontern, kann ich aber nicht mehr herausfinden, denn wenige Minuten später ist mein erstes Match in Battlefield 1 auch schon vorüber. Und trotz eines überwältigenden Sieges bin ich absolut nicht zufrieden: Ich wollte doch noch so viele Dinge sehen, ausprobieren und herausfinden. In meiner einen Partie habe ich nur einen Bruchteil dessen gesehen, was Battlefield 1 zu bieten hat. Aber das hat auch schon gereicht, um jetzt schon zu wissen, das für mich an diesem Spiel kein Weg vorbei führen wird.
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