Battleborn war für uns nicht leicht zu bewerten, denn der Helden-Shooter von Gearbox polarisiert stark. Die einen lieben die spielerische Tiefe, die anderen schreckt die Komplexität schon nach den ersten ein, zwei Runden ab. Je nachdem, zu welchem Spielertyp man gehört, gehen die Meinungen daher weit auseinander - auch intern bei unseren Redakteuren.
Unsere Wertung ist logischerweise der Kompromiss dieses Konflikts, kann damit aber automatisch weder den Battleborn-Fans noch den Battleborn-Kritikern wirklich gerecht werden.
Die ebenso ausführlichen wie gegensätzlichen Fazits unserer beiden Haupttester Mirco und Jürgen sollen euch deshalb zusammen mit dem Test helfen, einordnen zu können, ob ihr Battleborn großartig oder nur mittelmäßig finden werdet. Denn - wenigstens da sind wir uns einig - es ist definitiv kein Spiel für jeden!
Das sagen die Tester
Mirco Kämpfer
@MirCommander
Battleborn ist mittelmäßig
Ich bin ein Fan von Koop-Shootern, ich mag Borderlands, Destiny und The Division. Ich liebe den bunten Grafikstil von Battleborn und das motivierende Skill-System - und trotzdem mochte der Funke bei mir nicht überspringen. Vor allem die Kampagne ist für mich aufgrund der monotonen Missionsziele und des Frustfaktors durch fehlende Checkpoints eine Enttäuschung.
Hinzu kommt, dass ich online nur eine von drei vorgegebenen Storymissionen spielen darf, anstatt meine Wunschmission selbst festzulegen. Dadurch spiele ich im schlimmsten Fall dreimal den gleichen Auftrag hintereinander. Das nervt. Ich persönlich hätte mir lieber eine abwechslungsreiche und zusammenhängende Kampagne im Stil eines Borderlands gewünscht. Die darf man jedoch keinesfalls erwarten, auch wenn Battleborn vom gleichen Entwickler stammt.
Doch für wen ist Battleborn nun geeignet? Fakt ist: Wer schnell mal eben ein Ründchen spielen will, der wird mit dem Helden-Shooter nicht warm, denn es dauert eine ganze Weile, bis man sich in die komplexe Spielmechanik eingefuchst und die jeweilige Rolle der unterschiedlichen Helden verinnerlicht hat. Die überladenen Menüs sowie die Übersichtsprobleme durch die effektgeladenen Gefechte sorgen bei Einsteigern für ein hohes Frustpotenzial.
Dafür motiviert das Freischaltsystem: Ich freue mich auf jeden neuen Helden und jedes neue Item. Allerdings muss man hier auf Dauer extrem viel Zeit ins Erfahrungspunkte-Grinden investieren. Für Gelegenheitsspieler oder jemanden wie mich, der abends ein, zwei Stunden zocken möchte und kurzweilige Ballereien bevorzugt, ist das eher nichts. Generell sollte jeder, der ein schnelles Erfolgserlebnis sucht und auf fremde Mitspieler per Matchmaking angewiesen ist, einen weiten Bogen um Battleborn machen.
Jürgen Stöffel
@JuergenStoeffel
Battleborn ist großartig
In letzter Zeit fragen mich immer wieder Leute, was denn dieses »Battleborn« sein soll. Und ich gerate dann jedes Mal in Erklärungsnot, denn dieses Spiel lässt sich nicht so leicht beschrieben. Es ist irgendwie ein Shooter, aber auch eine MOBA und irgendwie erinnert es auch an Overwatch, ist aber vom Gameplay her wieder was ganz anderes. Battleborn lässt sich einfach schlecht in eine Kategorie drücken und deswegen auch schwer bewerten. Denn für wen ist Gearbox Hero-Shooter jetzt genau gemacht?
»Every kind of Badass«, meint das Spiel selbst in seinen Trailern und irgendwie hat es damit auch recht. Denn eines ist Battleborn nämlich nicht: ein Gelegenheitsspiel! Wer hier etwas erreichen will, muss sich voll auf das Spiel einlassen und öfter als nur mal zwei Runden nach Feierabend in den Titel investieren. Denn die Helden und das Gameplay sind sehr komplex und über das Talent- und Ausrüstungs-System kommt noch mehr Tiefgang in den Hero-Shooter
Wer auf dem Schlachtfeld Erfolg haben will, muss sich regelrecht in die Materie hineinwühlen, Guides studieren und selbst durch gnadenloses Trial-and-Error den idealen Helden und die perfekte Taktik austüfteln. Dadurch polarisiert Battleborn stark, denn die ersten Runden werden für die meisten Spieler eher ernüchternd ausgehen und vielen schnell den Spaß verderben. Und für Leute, die lieber mal kurz ein paar nette Ballereien und schnelle Erfolgserlebnisse bevorzugen, ist Battleborn auch nicht das richtige Spiel.
Wer aber mal wieder einen Titel mit Tiefgang sucht, der noch ein paar Ecken und Kanten hat, enorme Langzeitmotivation bietet, vor abgedrehtem schwarzen Humor sprüht und dem Spieler nicht alles auf dem Silbertablett serviert, für den ist Battleborn womöglich genau das richtige Spiel. Eben ein Spiel für echte »Badasses«, die es gern mal etwas härter mögen.
Unser Test zu Battleborn
Shooter und Actionspiele mit MOBA-Anleihen sprießen derzeit wie Pilze aus dem Boden, die meisten hängen jedoch momentan noch in der Betaphase. Als einer der ersten Genrevertreter hat es jetzt Battleborn – ebenfalls nach mehreren Betatests – in die Spielerhände geschafft.
Für den Helden-Shooter setzen die Entwickler von Gearbox auf Zutaten, die schon bei ihren Borderlands-Spielen funktioniert haben: Man nehme eine mit Humor vollgepumpte Kampagne, knallbunte Optik, irre Charaktere und natürlich schnelle Action. Bei Battleborn kommen jetzt die Gene eines klassisches MOBA-Spiels dazu.
Doch ganz so simpel ist die Erbgut-Verschmelzung offenbar nicht, denn die ambitionierte Genremischung aus unkomplizierter Shooter-Action und taktischem Arena-Kampf inklusive Turmbau und Gebietskontrolle will sehr viel auf einmal. Für manchen wahrscheinlich zu viel.
Battleborn - Screenshots ansehen
Umfangreiches Helden-Roster
Wo Battleborn schon mal punkten kann, ist das üppige Heldenaufgebot: Über 25 ulkige Figuren warten darauf, ausprobiert zu werden, wobei jeder Held drei individuelle Spezialfähigkeiten einsetzen darf. Da gibt's zum Beispiel den winzigen Pinguin Toby (steuert einen bis an die Zähne bewaffneten Mech), den Adler Benedict (greift bevorzugt zum Raketenwerfer) sowie den mit Heilkräften gesegnete Pilzkopf-Supporter Miko.
Oder wir entscheiden uns für den frostigen Verteidiger Kelvin, der einem pummeligen Eiszapfen gleicht – für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Blöd nur, dass wir anfangs nur auf eine Handvoll generischer Standard-Heroen wie den Soldaten Oscar Mike zurückgreifen dürfen. Allerdings schalten sich nach und nach weitere Helden frei. Zum Beispiel durch so genannte Challenges. Wer etwa 50 Assists schafft, bekommt nach rund vier Spielstunden einen zusätzlichen Kämpfer. Andere Herausforderungen lassen sich jedoch schneller lösen.
Obendrein gibt es für das Absolvieren der rund siebenstündigen Kampagne neue Helden. Oder man spielt einfach vor sich hin und steigt so im Kommandorang (so heißen in Battleborn die übergreifenden Charakterlevel) auf, denn auch so bekommt man über kurz oder lang alle Recken. Wobei die Betonung hier auf »lang« liegt, geschenkt wird einem nämlich nichts.
Mehr:Helden-Check - Welcher Charakter passt zu Dir?
Die Helden-Sammelei ist der stärkste Motivationsmotor des Spiels. Nach jeder Partie ertappen wir uns dabei, noch ein Ründchen weiterzuspielen, um so noch mehr Erfahrungspunkte anzuhäufen und vielleicht einen weiteren Helden freizuschalten. Dass das so motivierend ist, liegt nicht zuletzt an den besagten unterschiedlichen Fähigkeiten. Denn während jeder Partie leveln wir unseren Recken erneut von Level 1 auf Level 10 auf und entscheiden uns bei jedem Stufenaufstieg mitten im Gefecht für eine von zwei Skill-Verbesserungen, was teilweise maßgeblich unsere Spielweise verändert.
Wollen wir zum Beispiel, dass sich die Granate von Oscar Mike beim Aufprall in mehrere Sprengkörper aufteilt und verheerenden Flächenschaden anrichtet? Oder geben wir uns mit einem kleineren Sprengradius zufrieden, verwandeln die Granate dafür aber zur Napalmbombe? Soll unser Tarnanzug bei Aktivierung sofort unseren Schutzschild aufladen, oder uns doch lieber einen Schadensbonus für einen geplanten Angriff aus dem Hinterhalt gewähren?
Das Upgradesystem verleiht dem Spiel den nötigen Tiefgang, gerade in Online-Matches ist es sinnvoll und oftmals auch nötig, seine Skills mit denen der Kollegen abzustimmen. Im späteren Spielverlauf mit steigendem Charakterrang schalten wir zudem noch mit den sogenannten Mutationen ein weiteres, drittes Upgrade frei. Die vielen Facetten der Charaktere kennenzulernen und schließlich zu meistern macht den Reiz und letztlich die Langzeit-Motivation von Battleborn aus. Denn bis man alle Helden intus hat, dürften viele Spielstunden vergehen.
Nebenschauplatz Kampagne
Bei der Kampagne bekleckert sich Gearbox nicht mit Ruhm, sie dient ganz offensichtlich eher als extralanges Tutorial. Wer den Umfang, die Abwechslung und das Leveldesign eines Borderlands erwartet, wird enttäuscht werden. Im Prinzip ballern oder knüppeln wir uns wahlweise allein oder mit bis zu vier Mitspielern (dann ist es deutlich einfacher) durch insgesamt acht, jeweils immerhin rund 40 Minuten lange Missionen.
Tipp: Die beste Ausrüstung für jede Lage
Die bestehen meist aus einer großen Karte, auf der wir gerade einmal drei verschiedene Missionsziele abhaken: Das Eskortieren eines KI-Begleiters oder das Beschützen eines Reaktorkerns gehören da noch zu den einfallsreicheren Aufträgen. Meist geht es ausschließlich darum, alles zu plätten, was rot auf dem Radar aufblinkt.
Allein drei der acht Missionen drehen sich darum, eine Feindwelle nach der anderen abzuwehren. Das ist nicht nur eintönig, sondern mitunter auch frustrierend, denn in Battleborn gibt es keine Checkpoints. Haben wir alle Teamleben verbraucht oder gelingt es uns nicht, einen Roboter unbeschädigt zum Kartenrand zu geleiten, ist die Mission gescheitert und 30 bis 40 Minuten Spielzeit waren für die Katz. Zwar bekommen wir auch beim Game Over ein paar Erfahrungspunkte, das ständige Versagen nagt jedoch am Geduldsfaden.
Einfach noch mal probieren geht aber nicht, weil wir im Online-Koop keine bestimmte Mission der Kampagne auswählen können, sondern nur für drei zufällige Karten voten dürfen. Wem diese drei Aufträge nicht gefallen, der verlässt während des Matchmakings einfach die Lobby – und lässt damit die Gruppe im Stich. Und das ist schade, denn obwohl wir die Kampagne auch alleine spielen können, ist sie hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades stark auf das Koop-Erlebnis ausgelegt, sodass die meisten Battleborn-Spieler auf Mitstreiter angewiesen sein werden.
Der Kampagne fehlt es jedoch nicht nur an Abwechslung, sondern auch an denkwürdigen Ereignissen und einer interessanten Geschichte. Die meiste Zeit plappern ein paar Charaktere im Hintergrund und geben mal mehr, mal weniger witzige Oneliner zum Besten. Nach sieben Stunden und dem letzten Bosskampf fällt es uns jedoch schwer, einen Höhepunkt der Handlung zu nennen.
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