Bangai-O: Missile Fury im Test - Was geht denn hier ab?

Raketen! So sieht eine Standard-Konterattacke in Bangai-O HD aus.

Es gibt diese Spiele, bei denen fragt man sich unwillkürlich nach dem Sinn. Bangai-O HD: Missile Fury ist so ein Kandidat. Zugegeben: Es ist der mittlerweile dritte Teil einer Serie, doch ich persönlich bin erst jetzt mit diesem überdrehten Shooter in Berührung gekommen und war deshalb auch mehr als überfordert. Im Englischen prägen Zocker den Begriff »bullet-hell« für diese Art von Arcade-Ballerei. Will heißen: In Bangai-O HD fliegen euch Kugeln, Raketen und andere Geschosse gleich im Dutzenpack, wenn nicht gar hundertfach um die Ohren. Story oder erklärende Worte sind überflüssig. Es geht schlichtweg um die Action und wie lange man mit seinen Reflexen in der Hölle aus bunten Farben überleben kann. Aber macht so etwas Spaß?

Eigenartig: In einem Abschnitt kämpft man gegen riesige Ameisen.

100 zusammenhanglose Level können ballerwütige Zocker absolvieren und jeder ist knackiger als der vorhergehende. Als fliegender Kampfroboter, der mehr Projektile Richtung Gegner spucken kann als eine ganze Armee navigiert man einmal durch enge Korridore, dann wieder auf freien Flächen. Schnelle Reflexe und noch schnellere Finger sind Grundvoraussetzungen, um in Bangai-O HD zu bestehen. Dauernd prasselt eine wahre Flut an Feindfeuer auf euch ein. Zwar kann man auch normal zurückballern, doch eure effektivste Waffe ist die Konterattacke. Die schickt genau die Zahl an Raketen zum Gegner, die gerade auf euch zielen. Das führt zu einer aggressiven Herangehensweise. Meist wartet man, bis möglichst viele Projektile auf einen zufliegen, bis man den Gegenangriff zündet und einen ganzen Raketenfächer retour sendet. Oder man friert kurzerhand die Zeit für einen Moment ein, oder nutzt den ebenfalls sehr hilfreichen Dash. Der Treibstoff für solche Aktionen sind Früchte, die besiegte Gegner ausspucken. Klar: Ein Roboter braucht Obst als Treibstoff! Das allein zeigt schon, dass sich Bangai-O HD nicht lange mit Logik aufhält. Was zählt ist die ausufernde Reizüberflutung. Das Spielgeschehen ist durchgehend knallbunt, dauernd explodiert der halbe Bildschirm und permanent zucken unzählige Projektile durch die Luft. Bangai-O HD ist optischer Wahnsinn pur. Und manchmal weiß man selbst nicht, was gerade am Fernseher los ist.

Ist ein zweiter Spieler mit dabei, wird das Effektfeuerwerk umso mächtiger.

Deshalb ist Bangai-O HD definitiv kein Spiel für jedermann. Das Ding richtet sich an Zocker, denen selbst herkömmliche Arcade-Shooter zu lahm sind. Man muss die optische Überforderung lieben, um mit Bangai-O HD seinen Spaß zu haben. Und man muss Shooter als eine Sammlung von Geschicklichkeitsübungen sehen, denn Bangai-O HD verzichtet fast gänzlich auf Story, die Levels sind eher abstrakt gehalten und keineswegs miteinander verbunden. Es wirkt als hätten sich die Entwickler einfach mit einem Leveleditor blindlings ausgetobt. Probiert unbedingt vor dem Kauf die Demo aus, denn das ist so ein typisches Game, das man von der Spielidee und -intention her entweder hasst oder liebt. Wer aber mal eine etwas andere Shooter-Erfahrung haben will, wird bestens bedient. Der Umfang fesselt willige Pad-Akrobaten ziemlich lange vor den Schirm. Die wie gesagt über 100 Abschnitte sind angenehm abwechslungsreich, mit eingestreuten Bossfights und verschiedenen Umgebungen. Wahlweise geht es auch zu zweit per Online-Co-Op ans Eingemachte. Und wem das noch nicht reicht, der bastelt sich per mitgelieferten Editor einfach eigene Levels und tausch die dann mit anderen Bangai-O-Fans.