Entwickler Rebellion ist im Jahr 2025 ziemlich umtriebig. Erst im Januar erschien mit Sniper Elite: Resistance der neueste Teil der Haus- und Hofmarke des Studios, Ende März steht nun aber der in meinen Augen deutlich interessantere Titel an.
Denn mit Atomfall wagt sich Rebellion in Genregebiete, die bislang Platzhirsche wie Fallout oder Stalker besetzen. Mein Ersteindruck auf der gamescom im August 2024 war schon recht positiv, jetzt konnte ich Atomfall noch ein wenig länger ausprobieren.
Das habe ich gespielt
Auf einem Event in London konnte ich knapp zwei Stunden lang eine nahezu fertige PC-Version spielen und dabei hauptsächlich ein größeres Areal erkunden.
Echter Hintergrund, erdachte Zeitlinie
Als thematischer Unterbau für das Spielt dient ein echtes historisches Ereignis. Im Oktober 1957 brannte im britischen Windscale ein Kernreaktor, die entstehende radioaktive Wolke zog über das Umland bis nach Europa.
Atomfall spielt in einer alternativen Zeitlinie ein paar Jahre nach dem Windscale-Unfall und zeigt, was passiert wäre, wenn die Katastrophe noch schlimmer ausgefallen wäre. In der dortigen Quarantänezone lässt uns das Survival-Spiel nach Antworten auf die Frage suchen, was zum Teufel dort eigentlich wirklich passiert ist.
Grundsätzlich handelt es sich hier um ein Actionspiel, in dem ihr aus der Ego-Perspektive als Protagonist mit Amnesie die Sperrzone nach Hinweisen erkundet und dabei diverse Haupt- und Nebenaufgaben löst. Natürlich liegen Vergleiche mit den bereits erwähnten Stalker- oder Fallout-Spielen allein schon thematisch nahe, allerdings hat die Anspielzeit bereits deutlich gemacht, dass Atomfall auch eigene Akzente setzen kann.
Bei der Spielwelt zum Beispiel. Statt karger Ödnis gibt es in Atomfall nämlich lauschige britische Landschaften garniert mit markanten Details wie den roten Telefonzellen. Die Spielwelt ist zudem kein riesiges zusammenhängendes Gebiet, sondern teilt sich in mehrere größere Areale auf, die an bestimmten Punkten miteinander verbunden sind.
Ich habe mich bei der Preview hauptsächlich in den Casterfell Woods aufgehalten, es gibt aber beispielsweise auch noch das Städtchen Wyndham oder eine unterirdische Bunkeranlage. Auch wenn es natürlich viele Parallelen zu Fallout und Co. gibt, hat mir der "britische Touch" sehr gut gefallen und es hat Spaß gemacht, das Gebiet zu erkunden.
8:31
Ein kurzer Blick in die Spielwelt von Atomfall, und wir wollen dringend mehr erfahren
Leise oder laut?
Meine Hauptaufgabe in den Casterfell Woods war es, eine Frau namens Mother Jago zu finden, die sich nicht nur ganz gut mit Kräutern auskennt, sondern auch Hinweise auf die Ursachen für die Windscale-Katastrophe haben könnte.
Nach einem kleinen Spaziergang durch das Areal und ein paar kurzen Scharmützeln mit Banditen habe ich sie dann auch gefunden und befragt, Hinweise wollte sie mir aber nur geben, wenn ich ihr ein wertvolles Buch beschaffe, das ihr ein Druidenclan gemopst und in deren Festung gebracht hat.
Wie ich jetzt in diese Festung im Südwesten des Abschnitts komme, ist mir überlassen. Es gibt mehrere Zugänge und natürlich die Möglichkeiten, leise oder laut vorzugehen. Entscheidet man sich für letztere Variante, wird natürlich gekämpft und das vor allem im Nahkampf.
Ich habe in Casterfell Woods jedenfalls etliche Holzlatten, Knüppel oder Äxte gefunden, manche einfach so in der Spielwelt, andere in den Händen von Gegnern. Die Kloppereien spielen sich meiner ersten Einschätzung nach gut, allerdings auch etwas hölzern.
Auch Schusswaffen kommen zum Einsatz. Im Inventar habe ich unter anderem einen rostigen Revolver und einen Karabiner gehabt. Beim Gunplay merkt man in jedem Fall Rebellions Sniper Elite-Expertise, es zielt und schießt sich jedenfalls sehr ordentlich. Munition soll im Spiel vergleichsweise rar sein, und für die Pistole und Co kann ich das auch bestätigen.
Für den von mir aufgeklaubten Bogen habe ich während der Preview-Session hingegen mehr als genug Pfeile gefunden, musste dafür aber auch die Augen aufhalten.
Ein Survival-Spiel – aber nicht in jeder Hinsicht
Atomfall soll auch ein Survival-Spiel sein, das stimmt allerdings nur zum Teil. Natürlich muss ich in der feindlichen Umgebung wenig überraschend überleben, dafür aber lediglich die Energieanzeige und den Puls meiner Spielfigur im Auge behalten.
Ist letzterer zu hoch – zum Beispiel durchs die Gegend sprinten – funktionieren bestimmte Aktionen wie das Zielen deutlich ungenauer, das ist ja auch in Rebellions Sniper Elite-Serie so. Regelmäßig essen, trinken oder schlafen müsst ihr in Atomfall hingegen nicht, was ich als sehr angenehm empfunden habe – derartige Mechaniken nerven mich nämlich in den meisten Fällen.
"Augen aufhalten" hatte ich ja weiter oben mit Blick auf die Pfeile schon erwähnt und dieser Aspekt ist mir beim Anspielen sowohl positiv als auch negativ aufgefallen. Positiv, weil man überall in der Spielwelt zahlreiche Materialien finden kann, aus denen sich dann Gegenstände wie Wundverbände craften lassen – den vorherigen Fund der entsprechenden Blaupausen vorausgesetzt.
Und gleichzeitig aber auch negativ, weil an zwei Stellen der Preview-Version extrem genaues Hinsehen tatsächlich notwendig war, weil die entsprechenden Gegenstände sehr klein und leicht übersehbar waren und ich erst nach dem dritten oder vierten Vorbeilaufen darüber stolperte – da war unter anderem auch das angesprochene Buch für die Kräuterfrau dabei.
Äußerst praktisch hingegen ist der Metalldetektor, den der Protagonist dabeihat. Mit dem können nämlich vergrabene Kisten aufgespürt werden, was mit einem kleinen Minispiel verbunden ist. Sobald alle Lämpchen auf dem Gerät rot leuchten, seid ihr an der richtigen Stelle und findet dann meist weitere Crafting-Materialien.
Befriedigendes Skillen, interessanter Handel
Mit etwas Glück sind auch Trainings-Stimulanzen dabei, die es unter anderem auch für erledigte Aufgaben gibt. Mit den Stimulanzen kann ich den Charakter in insgesamt vier Talentbäumen verbessern, ihn beispielsweise besser kämpfen, Fallen entschärfen oder generell mehr einstecken lassen.
Allerdings sind manche Skills von Beginn an gesperrt und müssen erst über versteckte Bücher freigeschaltet werden – ein weiterer Anreiz, die Gebiete gründlich abzusuchen. Das sorgte beim Anspielen bereits für ein befriedigendes Fortschrittsgefühl, abzuwarten bleibt allerdings, ob die überschaubare Skillzahl möglicherweise nicht zu schnell freigeschaltet ist.
Interessant und anders als in vergleichbaren Spielen ist auch das Handelssystem in Atomfall. Es gibt nämlich keine Währung, die ich bei in der Spielwelt verteilten Händlern ausgeben kann, stattdessen wird getauscht. Um also einen oder mehrere Gegenstände aus dem Händlerportfolio zu bekommen, muss erst einmal ein entsprechender Gegenwert aus dem eigenen Inventar abgegeben werden, bevor ein Handel zustande kommt. Anfangs ist der Kurs ziemlich mies, das lässt sich später noch über einen Skill verbessern.
Noch viele offene Fragen – im und zum Spiel
Die Story des Spiels kann ich nach der vergleichsweise kurzen Anspielzeit noch nicht wirklich beurteilen. Atomfall macht aber einige nette Mysterien auf, denen ich unbedingt auf die Spur kommen will.
An den markanten roten Telefonzellen nahm ich etwa seltsame Anrufe entgegen, die mir raten, niemandem zu vertrauen oder etwas namens Oberon zu töten. Gegen Ende meiner Session gelangte ich zudem in einen riesigen Komplex namens Interchange, der weitere Hinweise und Antworten versprach.
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Atomfall: Neues Video verrät, was euch im Survival-Action-Spiel des Sniper Elite-Studios erwartet
Technisch machte die von mir gespielte Version schon eine gute, wenn auch keine überragende Figur. Die Landschaften und Spielumgebungen sind schick gestaltet, manche Animationen oder die Gesichter von Charakteren dagegen ziemlich hölzern und auch die Gegner-KI wirkte auf mich nur überschaubar intelligent. Manche Feinde blieben etwa einfach stehen, nachdem sie mich entdeckt hatten, sodass ich sie bequem aus der Distanz erledigen konnte.
Im Spiel gibt es aber mehrere Schwierigkeitsgrade und praktische Funktionen wie eine einstellbare Autosave-Frequenz, weswegen sich hier alle ihre eigenen Herausforderungen passend zusammen basteln dürften.
Atomfall erscheint am 27. März 2025 für die PlayStation 5, die Xbox Series X/S, den PC und kommt direkt zum Launch auch in den Game Pass.
Einschätzung der Redaktion

Tobias Veltin
@FrischerVeltin
Insgesamt fällt es mir noch etwas schwer, Atomfall in Gänze einzuschätzen, dafür habe ich trotz zwei Stunden Gameplay dann doch noch zu wenig vom Spiel gesehen. Das grundsätzliche Mysterium gefällt mir jedenfalls und zieht schnell in das krude Szenario mit seinen bizarren Charakteren und Geheimnissen hinein. Auch die Mechaniken wie die Kämpfe wirken solide umgesetzt, in den Arealen gibt es zudem einiges zu entdecken. Potenzial hat dieses britische Fallout also in jedem Fall.
Ob diese Jagd nach Hinweisen allerdings über die gesamte Spielzeit motivieren kann und auch beim Gameplay genügend Varianz geboten wird, muss sich erst noch zeigen. Gerade wegen dieser offenen Fragen bin ich aber auch sehr gespannt auf das fertige Spiel und freue mich auf den Release Ende März.
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