Erinnert sich noch jemand daran, als das allererste Assassin's Creed erschien? Da kam dieses Open-World-Spiel daher und konfrontierte uns mit einer geradezu unerhörten Spielidee: Der Reise in die genetische Vergangenheit eines Protagonisten. In der Rahmenhandlung spielten wir den jungen Barkeeper Desmond Miles, der als Gefangener des mächtigen Großkonzerns Abstergo die in seinem Erbgut gespeicherten Erinnerungen seiner Vorfahren nacherlebt.
Diese Idee allein - verrückt! Und dann noch das eigentliche Hauptspiel, in dem wir als Assassine Altaïr Jerusalem und Damaskus zur Zeit des dritten Kreuzzugs erkunden, behände Türme und Felsen erklimmen und kunstvoll Kreuzritter um die Ecke bringen. Nie zuvor haben wir etwas Derartiges gespielt. Selten hat uns die Grundidee und Vielschichtigkeit eines Videospiels derart fasziniert. Assassin's Creed, das merkten wir sofort, hatte das Zeug dazu, etwas ganz Großes zu werden.
So entstand dieser Test
Wir haben Assassin's Creed Unity im Rahmen eines Testevents in Paris gespielt, zu dem wir von Ubisoft eingeladen wurden. Der Publisher übernahm die Kosten für unsere Reise und die Unterkunft. Drei Tage lang hatten wir bei diesem Event die Gelegenheit, Unity auf der Xbox One zu spielen und dabei eigene Bilder und Videos anzufertigen. Wir spielten das Spiel in ca. 22 Stunden durch und probierten danach ausführlich die Nebenaktivitäten sowie die Begleit-App aus. Einzig den Koop-Modus konnten wir aufgrund von Netzwerkproblemen nicht länger spielen, weshalb wir diese Komponente des Spiels noch nicht in unserer Wertung einbeziehen.
Wir spielten auf Entwicklerkonsolen und die uns vorliegende Version von Unity entsprach laut Ubisoft nahezu hundertprozentig der Verkaufsversion inklusive Day-One-Patch. Bemerkenswerte Bugs und Probleme gab es nicht, allerdings beklagten wir während unserer 30-stündigen Testsession insgesamt vier Totalabstürze. Mit den Verkaufsversionen für PS4 und Xbox One, die uns mittlerweile erreichten und die wir jeweils einige Stunden lang spielten, konnten wir diese Abstürze bislang aber nicht nachvollziehen.
Assassins Creed Unity auf PS4
Auf der Sony-Konsole läuft Unity nicht ganz so gut wie auf Xbox One, das mussten wir mittlerweile feststellen. Es kommt dort zwar nicht unbedingt zu häufigeren Rucklern, doch wenn sie auftreten, fallen sie dramatischer aus als auf der Xbox One-Konsole. Insbesondere bei großen Menschenmassen und offenen Plätzen schmiert die Bildrate ab - teils auf 20 Bilder pro Sekunde. Dass wir uns mit dieser Feststellung etwas Zeit ließen liegt daran, dass die schlimmeren Ruckler erst im späteren Spielverlauf deutlich werden.
Dazu kommt, dass Ruckler sehr subjektiv empfunden werden. Manche Spieler mögen die Performance der PS4-Version als unspielbar betrachten, andere als völlig okay. Wer GTA 4 auf der PS3 kennt, weiß ungefähr, wie die derzeitige Grafikleistung ausfällt. Ubisoft ist sich dieser Probleme bewusst und hat aufgrund der Technikprobleme extra eine Update-Webseite ins Netz gestellt. Bislang wurden zwei Patches veröffentlicht, die jedoch nix an der PS4-Grafikleistung ändern. Ein dritter soll Abhilfe schaffen. Bis dahin ziehen wir der PS4-Fassung deshalb zwei Wertungspunkte ab.
Von Storyvehikeln und DNS-Zeitreisen
Sieben Jahre später hat sich der Reiz an der pfiffigen »Zeitreise via DNS«-Idee etwas abgenutzt. Jahr für Jahr erschienen neue Serienteile, Assassin's Creed entwickelte sich vom Videospiel zur Marke, wurde zur internationalen »Franchise« inklusive Modelinien, Begleitromanen und Spin-Offs für jede erdenkliche Spieleplattform. Jeden November servierte uns Ubisoft neue, stimmungsvolle Spielwelten, fügte der Rezeptur immer neue Features und Nuancen hinzu, machte aber leider nix aus der spannenden Rahmenhandlung.
Desmonds Geschichte endete verworren und unbefriedigend, der ganze Science-Fiction-Unterbau der Reihe bewegt sich obendrein in ziemlich abgedrehten Sphären, Aliens und Weltuntergang inklusive. Da war es schön, als Black Flag im letzten Jahr eine neue Rahmenhandlung wagte und uns einen Mitarbeiter des Entwicklerstudios Abstergo Entertainment spielen ließ. Der bereiste die Vergangenheit einer Assassinen-Linie, damit sie zu interaktivem Entertainment verwursten werden konnte - natürlich inklusive fieser Verschwörungen.
Das war unterhaltsam, stellte eine willkommene Abwechslung zum Karibikabenteuer der Haupthandlung dar und machte uns neugierig darauf, in welche Richtung Ubisoft diese neue Rahmenhandlung in Assassin's Creed Unity weiter entwickeln würde. Inzwischen kennen wir die enttäuschende Antwort: praktisch gar nicht. In Unity starten wir nun als Spieler eines Abstergo-Titels, der uns in die Haut des Franzosen Arno Dorian versetzt. Nur wird unsere Sitzung von einer Dame namens Bishop gehackt und wir werden auf bislang unveröffentlichte Teile von Arnos Erinnerungen losgelassen.
Unser Ziel: Herausfinden, wo ein Templer-Großmeister seine letzte Ruhestätte hat. Dieses Storyvehikel wird recht unspektakulär inszeniert, sorgt nur selten für interessante Szenarien und bleibt bis zum Schluss irrelevant für unseren Spielspaß. Weder macht uns dieser Hauch von Rahmenhandlung neugierig, noch bringt er die Serie insgesamt voran. Unserer Meinung nach hätte Ubisoft drauf pfeifen und sich komplett auf Arnos Geschichte konzentrieren können. Die ist übrigens ganz ordentlich.
Arno Dorian - Frankreichs Ezio
Wie jedes Assassin's Creed lässt sich auch Unity anfangs sehr viel Zeit, um all die Spielsysteme und Schlüsselpersonen zu etablieren. Unsere ersten Schleicherfahrungen als Arno machen wir etwa, als der gerade mal acht Jahre alt ist, im Palast von Versailles umhertollt und für seine Freundin Elise Äpfel stibitzt. Doch mit der Kindheitsidylle ist es rasch vorbei, als Arnos Vater am gleichen Tag Opfer eines Mordanschlags wird.
Arno, der sich die Schuld daran gibt, lebt fortan bei Elises Familie und entwickelt sich zum charismatischen Draufgänger, der uns stark an Ezio aus Assassin's Creed 2 erinnert: Laut, selbstbewusst und sorglos geht er seinen Interessen nach und seinen Pflichten aus dem Weg. Diese Unbekümmertheit ist es dann auch, die seinem Ziehvater das Leben kostet und Arno ins Gefängnis bringt. Er hätte ihm eine rettende Warnung überbringen können, war aber zu sehr damit beschäftigt, Elise hinterherzusteigen.
Tja, da sitzt er nun, gefangen in der Bastille und eines Mordes angeklagt, den er nicht begangen hat. Bis dahin haben wir bereits über eine Stunde gespielt, so richtig in Fahrt kommt Unity bislang aber noch nicht. Doch dann geschehen zwei bemerkenswerte Dinge: Die Bastille wird von Revolutionären gestürmt und ein Mitgefangener erkennt das wahre Potenzial des jungen Burschen.
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