Nebenaufgaben in der Parallelwelt
Natürlich gibt es diverse Nebenmissionen. Wir suchen etwa überall in Paris nach Nostradamus-Codes, kraxeln dabei an den Fassaden von Kirchen entlang, nutzen unser Adlerauge um verborgene Glyphen zu finden und erhalten dann Hinweise auf das Versteck des nächsten Puzzlestücks. Oder wir reisen in eine Alternativwelt - das Paris um die Jahrhundertwende. In der Logik der Spielwelt ist das lediglich ein Server voller ungenutzter Erinnerungsdateien.
Im Rahmen der Story erleben wir in dieser Parallelwelt kurze, spektakulär inszenierte Kletter-Missionen, bei den Nebenaufgaben müssen wir dort unter Zeitdruck so viele Datenfragmente wie möglich aufsammeln. Teils müssen wir dabei Suchscheinwerfern ausweichen oder gar Tornados entkommen. Diese schrägen Aufträge lockern das Historienabenteuer angenehm auf. Aber auch hier verdienen wir keine spannenden Boni, sondern lediglich eine Möglichkeit, unsere Ausrüstung etwas zu verbessern. Und wir spüren außerdem besonders deutlich, dass das Parkour-System trotz neuer Steuerung weder besser noch schlechter als in den Vorgängern funktioniert.
Die Möglichkeit, gezielt nach unten zu klettern ist zwar nett, weil sie endlich einen sicheren Abstieg von jedwedem Kletterpunkt ermöglicht. Doch beim ganz normalen Sprinten und Klettern hakt es nach wie vor nervig oft. Arno erklimmt etwa Mauern oder Leitern, an denen wir eigentlich vorbeilaufen wollten oder weigert sich stur, durch Dachluken oder Fenster zu steigen.
Im Kern ein tolles Spiel
Als Serienkenner wissen wir freilich, dass wir einfach lernen müssen, bestimmte Hindernisse sehr langsam und methodisch zu erklimmen und dem Spiel manche Macke einfach zu verzeihen. Darin liegt ja auch die Crux bei diesem Test. Es wäre so einfach, all die Momente aufzuzählen, an denen das Spiel nicht so funktionierte, wie wir es uns erhofften. Es wäre so einfach, all die kleinen Technikschwächen und Logiklöcher bloßzustellen.
Aber am Ende hatten wir jede Menge Spaß beim Spielen. Am Ende hat es uns wirklich motiviert, im Rahmen der abwechslungsreichen Missionen den Verlauf der französischen Revolution zu erleben. Immer, wenn wir die Nase voll vom Schleichen hatten, wartete eine dieser rasanten Bombast-Mission auf uns zumindest in der ersten Hälfte unseres Abenteuers hatte das allmähliche Aufrüsten Arnos seinen Reiz, bis es dann später leider an Relevanz verlor.
Das eigentliche Spiel, also das Schleichen, Klettern und Kämpfen, fühlt sich aber trotz all der Neuerungen im Detail sehr vertraut an. Das störte uns nicht wirklich, fiel uns aber auf. Schwerer wiegt da das Gefühl, mit dem Abschluss der Story alles Wichtige erlebt zu haben. Die Nebenaufgaben und Sammelziele taugen locker als Beschäftigung, reizen uns aber nicht, sie alle abzuschließen. Wozu auch? Die einzigen spannenden Boni, nämlich Kostüme bekannter Serienhelden, sind ohnehin fast alle nur den Spielern vorbehalten, die sich auf einer spielbegleitenden Internetplattform registrieren.
Viele Schatztruhen in der Spielwelt öffnen sich obendrein erst, wenn wir mit der Begleit-App für Smartphones und Tablets viel Zeit in seichte Minispiele gesteckt haben. Dass uns das Spiel immer wieder zum Benutzen dieser App animiert und dass in dieser App dann dreist für eine kostenpflichtige Premium-Version dieser Software geworben wird, stößt uns obendrein echt sauer auf. Denn letztendlich verbirgt sich hier das Assassinen-Metaspiel, das in vorherigen Ablegern stets Teil des Hauptspiels war.
Die App zum Spiel
Die kostenlose Begleitapp zum Spiel dient zum einen als Erweiterung der Ingame-Karte auf ihr können wir auch während wir auf der Konsole oder am PC spielen in aller Ruhe auf der Karte umsehen, Arnos Ausrüstung begutachten oder Detailinfos zu einzelnen Missionen aufrufen. Nebenher gibt es einige simple Minispiele, zum einen das im Test beschriebene Managen der Assassinen-Bruderschaft, was praktisch genau wie in den Vorgängerspielen funktioniert: Wir heuern Assassinen an, schicken sie auf Missionen, warten in Echtzeit bis zu einer Stunde auf deren Erfüllung und leveln die Typen dann mit gewonnener Erfahrung auf. Im Hauptspiel schaltetn wir dadurch Truhen und simple Mini-Aufgaben frei.
Dazu kommt noch ein simples Glyphen-Suchspiel, bei dem wir unter Zeitdruck versteckte Symbole auf Modellen Pariser Wahrzeichen suchen. Damit bietet die App seichten Nutz- und seichten Unterhaltungswert. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die App immer wieder zum Kauf der Premium-Version animiert, die mehr Statistiken zum Spiel preisgibt und das Assassinen-Metaspiel etwas erweitert. Ob der dafür aufgerufene Preis von etwa zwei Euro gerechtfertigt ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir würden ihn jedenfalls nicht zahlen.
Gemeinsam ein besseres Erlebnis?
Ein großes Fragezeichen bleibt für uns derzeit noch der Koop-Modus, der eine zentrale Rolle im Spiel einnimmt. Nicht umsonst können wir nur dann alle Fähigkeiten freischalten, wenn wir auch diese 18 Zusatzaufgaben mit bis zu drei Verbündeten bewältigen. Sie sind zwar auch allein spielbar, doch weil wir darin stets mehrere Ziele gleichzeitig haben schreien sie danach, gemeinsam erlebt zu werden.
Wir konnten sie aufgrund technischer Probleme beim Testevent nur kurz ausprobieren und dann verliefen sie sehr chaotisch. Jeder Spieler sprintete stur von einem Ziel zum nächsten, Teamplay kam trotz spezieller Koop-Talente keines auf. Doch mit genügend Übung und einer eingespielten Spielergruppe könnten diese Missionen tatsächlich dauerhaft motivieren und den Langezeitspaß von Unity deutlich erhöhen.
Bis wir diese Möglichkeit ausführlich ergründet haben - und zwar unter realen Bedingungen nach demVerkaufsstart - ist das neue Assassin's Creed einfach nur ein sehr gutes Open-World-Abenteuer mit großen Stärken, vielen kleinen Macken und mit einem Spielgefühl, dass uns letztendlich reichlich bekannt vorkommt. Eine Revolution gibt es hier nur im Verlauf der Handlung - aber nicht im Spiel.
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