Casual-Rollenspiel
Selbst wenn man die PC-Gothic-Wurzeln außen vor lässt: Das Charaktersystem wäre sogar für einen Diablo-Klon sehr simpel. Schließlich gehört es zur Kernfaszination eines Rollenspiels, den Helden immer weiter zu verbessern. Das erlaubt zwar auch Arcania: Gothic 4, aber eben nur sehr eingeschränkt. Dadurch schrumpft Gothic 4 zum Casual-Rollenspiel, dessen Mechanik alleine kaum zum Weiterspielen reizt. Die Rolle des Motivationsmotors müssten also die Handlung oder die Quests übernehmen - was wie erwähnt ebenfalls nicht so ganz hinhaut. Arcania mag funktionieren, fesseln kann es nicht.
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Schwachpunkt Präsentation
Arcania wurde parallel auf PC und Konsole entwickelt, Spellbound wollte nicht in die gleiche Konvertierungs-Falle wie das Risen-Team tappen. Das macht sich vor allem bei der Bedienung positiv bemerkbar. Offenkundig hatte man beim Design der Inventar- und Händler-Bildschirme immer auch die Konsolenversion im Hinterkopf. Die Schrift ist angenehm groß und die Controller-Tasten sind sinnvoll belegt. Vorbildlich! Daran können sich selbst Riesen wie Bioware ein Beispiel nehmen - die Menüs in Dragon Age: Origins etwa sind bei weitem nicht so Konsolero-freundlich. Dem Gegenüber steht allerdings die Grafikengine, die offenbar mit der Hardware der Xbox 360 zu kämpfen hat. Zwar gibt es teils wunderschöne Licht- und Schatteneffekte, doch der Preis dafür ist furchtbares Ruckeln. Vor allem in detailliert ausgestatteten Innenräumen wird das Geschehen extrem runtergebremst - das kriegen Konkurrenztitel besser hin und auch der eilig nachgeschobene Patch ändert daran wenig. Zudem stören manchmal etwas steife Animationen, obendrein sehen die Einwohner alle ziemlich ähnlich aus.
Getrauert wird nicht
Die 5.1-Surround-Kulisse von Arcania passt, vor allem in den Kämpfen. Allerdings fehlen einige Umgebungsgeräusche. Bei Stürmen etwa wackeln die Bäume wie verrückt, man hört aber - nichts. Dafür ist die Vertonung von Arcania: Gothic 4 gelungen, die Profisprecher passen meist zu ihren Charakteren. Wer mag, schaltet seine Konsole auf Englisch und hört dann die entsprechenden Dialoge. Allerdings gibt es auch in den Gesprächen Schwachpunkte. Als wir einer Rangerin vom Tod ihres Gefährten erzählen, verleiht sie ihrer Trauer in nur einer Textzeile Ausdruck. Danach geht’s gleich weiter mit dem Smalltalk. Das ist doppelt schade, denn die derben Dialoge werden der Serie ansonsten durchaus gerecht und gehören zu den besseren Seiten von Arcania. Okay, Tiefgang, Charakterentwicklung, Dramaturgie und oft auch Logik kann man getrost vergessen, aber zumindest macht bei den flotten Wortwechseln mit ihrem rotzigen Witz das Zuhören Spaß. Wohlgemerkt das Zuhören, denn zu sehen gibt es außer steif animierten Gestalten nichts. Nennenswerte Inszenierung findet in Arcania nicht statt. Noch nicht mal bei großen Ereignissen: Dass der Namenlose gerade einen Machtwechsel in Stewark verschuldet hat, löst nicht etwa eine imposante Revolte nebst zünftiger Siegesfeier aus, sondern allenfalls eine Handvoll dröger Dialoge.
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