Als wir uns in der Redaktion mit Apotheonins Spielzimmer verkrümeln und mit einem schwarzen Männchen durch eine bunte Welt laufen, versammeln sich immer mehr Kollegen mit offenem Mund vor dem Bildschirm. Denn optisch ist das Actionspiel ein Augenschmeichler, ein Destillat aus Scherenschnitt, Schattenspiel und griechischer Vasenmalerei. Erfreulicherweise steckt unter der hübschen Fassade auch ein unterhaltsames Abenteuer, das aber noch viel besser sein könnte, wenn es sich mehr trauen würde.
Eine Story zum Einschlafen
Das meiste Potenzial verschenkt Apotheon nämlich schon bei seiner Rahmenhandlung. Göttervater Zeus ist gelangweilt von den Sterblichen und wendet sich von ihnen ab. Das hat gravierende Folgen für das Leben auf der Erde: Meere trocknen aus, Wildtiere schwinden, Pflanzen und Bäume verkümmern - die Menschheit steht am Abgrund ihrer Existenz.
Doch zum Glück gibt es einen tapferen Krieger, der sich gegen die Götter aufbäumt. Der von Rache getriebene Nikeandreos will Zeus und den Rest der olympischen Götter vernichten, um mit ihren Kräften die Welt zu retten. So weit, so belanglos, die Story passt auf die Spitze eines Hoplitenspeeres. Außerdem vermissen wir Zwischensequenzen oder Videoschnipsel.
Mehr als Texttafeln und bemüht eingesprochene Dialoge zwischen dem Helden und den Bewohnern des Olymps darf man nicht erwarten. Die sind übrigens ausschließlich auf Englisch. Fremdsprachenmuffeln entgehen aber nur einige wenige Hintergrundinformationen zur griechischen Mythologie. Historisch bewanderte Abenteurer können die einschläfernden Gespräche guten Gewissens überspringen.
Metroidvania im antiken Griechenland
Im Kern ist Apotheon ein typisches 2D-Metroidvania-Spiel. Wir laufen und kloppen uns also von links nach rechts durch eine nichtlineare Welt. Bis wir Zeus persönlich mit unserer Klinge bekannt machen, müssen wir zuerst sechs andere Götter wie Apollo, Poseidon und Artemis sowie diverse Nebenbosse in den Orkus prügeln. In welcher Reihenfolge wir vorgehen, bleibt uns überlassen.
Auf der Weltkarte suchen wir uns zunächst einen Bereich aus, den wir betreten wollen. Anschließend müssen wir eine Handvoll Nebenquests erfüllen, bevor es dem jeweiligen Herrscher an den Kragen geht. Auf diese Weise zerstören wir Poseidons Göttertempel und besänftigen die Ozeane, um den Weg frei für unser Schiff zu machen und den Dreizack des Meereskönigs zu zerbrechen. Praktisch: In nahezu jedem Bereich gibt es Teleportsteine, sodass wir flugs zwischen den Arealen wechseln können. Das erspart nervige Laufwege.
Schließlich latschen wir uns auch so schon die Sohlen wund, denn die einzelnen Levels sind überraschend weitläufig und beherbergen zahlreiche Schätze und Geheimkammern. Wer die Augen offen hält, entdeckt etwa versteckte Schalter, die kleine Passagen öffnen. In den begehrten Schatztruhen finden wir meist bessere Waffen und Rüstungsteile, aber auch verschiedene Materialien wie Knochenreste und Minzblätter, die wir im Crafting-Menü zu nützlichen Tränken vermischen.
Kurzzeitig mehr Schaden austeilen oder unverwundbar durch die Feindreihen metzeln? Kein Problem! Wir dürfen sogar Bärenfallen sowie provisorische Bomben basteln und Geisterwölfe beschwören - die passenden Zutaten vorausgesetzt. An Nachschub mangelt es jedenfalls nicht. Im Laufe des rund 15 Stunden langen Abenteuers zerdeppern wir genügend Vasen und Kisten, um mit dem darin gefundenen Krempel einen Flohmarkt eröffnen zu können.
Außerdem sammeln wir Klimpergeld, das wir beim Händler in neue Herstellungsrezepte und Waffen investieren. Sinnvoller ist es jedoch, die Talerchen zum Kampfmeister zu tragen. Durch Training erhöht sich unsere Angriffsgeschwindigkeit sowie der ausgeteilte Schaden. Beides ist im späteren Spielverlauf überlebenswichtig.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.