Aliens: Colonial Marines im Test - B-Movie zum Selberspielen

Bruchlandung für Gearbox: Im Test erweist sich Aliens: Colonial Marines für PlayStation 3 und Xbox 360 als einfallsloser Fließband-Shooter mit vorsintflutlicher Grafik und entsetzlicher Vertonung.

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Reden wir nicht lange um den heißen Brei: Aliens: Colonial Marines ist eine Blamage. Es ist eine Blamage für Entwickler Gearbox, die einen uninspirierten und technisch desolaten Ego-Shooter abgeliefert haben. Es ist eine Blamage für Publisher Sega, der dem Ganzen mit einer sagenhaft schlechten Vertonung sozusagen noch die B-Movie-Krone aufsetzt.

Und es ist eine Blamage für die Alien-Franchise, denn Colonial Marines fährt mit dem Kanon der Vorlage so munter und freizügig Schlitten, dass wir uns unwillkürlich gefragt haben, warum 20th Century Fox den Unsinn überhaupt genehmigt hat - bis uns »Prometheus« eingefallen ist.

Der Koop-Modus
Im Koop-Modus von Colonial Marines können bis zu vier Spieler die ganz normale Einzelspielerkampagne bestreiten. Die macht im Verbund mit Freunden naturgemäß mehr Spaß als alleine, allerdings wirkt der Koop-Modus aufgesetzt. An einigen Eckpunkten der Handlung (die wir an dieser Stelle natürlich nicht »spoilern« wollen) ergibt die Anwesenheit von mehr als einem Spieler schlicht keinen erzählerischen Sinn - zumal die einzelnen Mitstreiter keine individuelle Figur übernehmen, sondern alle die gleiche Geschichte aus den Augen von Colonel Winter nachspielen. Ärgerlich: In unserem Test wurde die Gegnerzahl nicht spürbar angehoben; die tendenziell recht einfache Kampagne wurde im Koop also noch einfacher.

Fängt da an, wo Aliens nie aufgehört hat

Colonial Marines fängt genau dort an, wo »Aliens: Die Rückkehr« nie aufgehört hat: Mit einem Funkspruch von Corporal Hicks. Der meldet sich von der USS Sulaco und berichtet, dass die Mission auf LV-426 gescheitert sei und seine Kameraden gefallen sind. Also schicken die Marines Verstärkung zur Sulaco - und wir sind als Colonel Winter mittendrin.

Die Story wird in kurzen Zwischensequenzen erzählt, die technisch nicht unbedingt taufrisch aussehen. Die Story wird in kurzen Zwischensequenzen erzählt, die technisch nicht unbedingt taufrisch aussehen.

Vor Ort stellt sich raus: Inzwischen haben es sich gefühlte dreihundert Xenomorphs auf der Sulaco gemütlich gemacht. Das sei doch Quatsch, sagen Sie? Hicks habe überhaupt kein Notsignal abgesetzt, sagt ihr? Und selbst wenn er das getan hätte - wo sollen denn die dreihundert Xenomorphs hergekommen sein, so ganz ohne dreihundert Wirtskörper, fragt ihr? Da drüben: ein dreiköpfiger Affe!Okay, im Ernst: Wir können uns auf die Story von Colonial Marines auch keinen Reim machen.

Wer die Filme nicht kennt, der wird ohnehin kein Wort verstehen - schließlich gibt sich das Spiel keine Mühe, die komplexe Vorgeschichte auch nur ansatzweise zu erklären. Wer die Filme hingegen sehr genau kennt, der wird sich am Kopf kratzen und wundern, warum Gearbox diese komplexe Vorgeschichte kurzerhand ignoriert, wenn sie den Autoren gerade nicht in den hanebüchenen Kram passt.

Wenigstens gruselt die Grafik

Diese Ignoranz zieht sich übrigens wie ein roter Faden durch die rund achtstündige Handlung; immer wieder passieren Dinge, die mit den Ereignissen der Filme offenbar nicht kompatibel sind - erklären tut sie das Spiel trotzdem nicht. Wenn uns Colonial Marines nach einem spektakulär miesen »Endkampf« schließlich mit einem ebenso offenen wie unbefriedigenden Ende entlässt, dann ist das bloß konsequent. Konsequent schlecht erzählt nämlich.

Matschtexturen, Kantenflimmern, miese Effekte: Die Grafik von Colonial Marines ist ein Graus. Matschtexturen, Kantenflimmern, miese Effekte: Die Grafik von Colonial Marines ist ein Graus.

»Aber ist es denn wenigstens gruselig?«, fragt an dieser Stelle ein Alien-Fan hoffnungsvoll. Und wie! Die Grafik ist sogar furchteinflößend: unscharfe Texturen, statische Beleuchtung, steife Animationen, teilweise werfen die Figuren überhaupt keine Schatten - da sah Doom 3 im Jahr 2005 nicht nennenswert schlechter aus.

Klar: Das Artdesign der Film-Vorlage ist nach wie vor fantastisch. Wenn Gearbox die USS Sulaco oder Hadley’s Hope (die von Aliens überrannte Kolonie auf LV-426) rekonstruiert, dann geht uns das Herz auf; bloß liegt das eben nicht an einer tollen spielevisuellen Umsetzung, sondern am schlicht großartigen Setdesign von »Aliens: Die Rückkehr«.

Zwar fallen einige Abschnitte - zum Beispiel eine kurze (aber spielerisch leider völlig anspruchslose) Schleich-Passage in der Kanalisation - optisch und atmosphärisch positiv aus dem ansonsten tristen Rahmen, aber insgesamt hinken die Colonial Marines dem aktuellen Stand der Technik um Jahre hinterher. Viele Effekte wie Wasser und Feuer sind schlicht ein schlechter Scherz und hätten in dieser katastrophalen Form schon vor vier Jahren mies ausgesehen. Dazu gesellen sich auf beiden Konsolen an vielen Stellen undefinierbare matschige Texturen, außerdem gibt es starkes Kantenflimmern und hässliches Tearing. Kurz: Jedem Shooter-Fan werden nach spätestens einer halben Stunde die Augen bluten.

Aliens: Colonial Marines - Die ersten 10 Spielminuten Video starten 10:38 Aliens: Colonial Marines - Die ersten 10 Spielminuten

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