Höllisch viele Fehler
Bis auf seltene Szenen könnt ihr euch nicht gegen Feinde wehren, stattdessen müsst ihr ihnen Ausweichen. Solche Stealth-Passagen finden meist in Labyrinthen statt, die euch genügend Bewegungsfreiheit bieten. Die Routen der Monster wirken zufällig, aber da ihr euren Atem anhalten oder eine Fackel zur Ablenkung werfen könnt, ist es verhältnismäßig einfach, ihnen zu entkommen. Davonlaufen nützt allerdings nur, wenn gerade ein enger Durchgang in den nächsten Raum in der Nähe ist. Ohne den holt die Kreatur sehr wahrscheinlich auf.
Selbstverständlich braucht es in einem Horrortitel einen hohen Schwierigkeitsgrad, um ein Gefühl von Risiko und Unterlegenheit zu vermitteln. Doch in Agony wirken einige Szenen durch schlampige Programmierung schlicht unfair. An einer Stelle sollt ihr zum Beispiel einen Dämon einen Abgrund hinunter stoßen. Egal wie vorsichtig ihr dabei seid, kann euch die Bestie trotzdem dabei erwischen. Da hilft auch das Einsammeln von Äpfeln nicht weiter. Sie erinnern nicht nur an Garten Eden, sondern fungieren auch als Fertigkeitenpunkte, die in einen überschaubaren Talentbaum investiert werden. Ihr könnt damit leiser schleichen, eurem Atem länger anhalten oder etwas mehr einstecken. Eure Ausdauer steigt dadurch zwar, aber gegen fehlerhaft gescriptete Ereignisse ist kein Kraut gewachsen.
Was sich in Agony als Puzzle tarnt, sind in Wirklichkeit ziemlich dröge Such- und Sammelaufgaben. Um Tore zu öffnen, sucht ihr in Labyrinthen nach Herzen, Schädeln oder anderen Körperteilen. Diese landen als Opfergabe in einer Schale. Oder ihr müsst mit Blut ein Zeichen auf einer Tafel nachmalen, auf das irgendwo in der Umgebung versteckt hingewiesen wird. Das Spiel bedient sich dieser Aufgaben immer und immer wieder, wobei auch hier Scriptfehler auftauchen. Manchmal werden Schlüsselereignisse nicht ausgelöst, und ihr dürft einen ganzen Abschnitt neu starten.
In Kombination mit der eher gemächlichen Spielgeschwindigkeit wird Agony deshalb zur Geduldsprobe. Darüber hinaus hat die Konsolenversion mit etlichen technischen Problemen zu kämpfen. Es gibt massives Bildzerreissen, Tonaussetzer (nur Xbox One), nicht ladende Levelobjekte oder fehlerhafte Shader. Die Framerate ist ausnahmslos auf allen Plattformen schlecht.
Die Hölle in der Kunst
Künstlerische Darstellungen der Hölle sind seit jeher umstritten. In japanischen Illustrationen aus der späten Heian-Zeit schmoren nackte Menschen in Bädern glühender Magma. Feuer zeigen auch Bilder von islamischen Schriften. Die Bildende Kunst ging über Jahrhunderte hinweg immer einen Schritt weiter: Monogrammisten fertigten etliche Werke mit Massenmord und Verstümmelung an. Identifizierte Künstler wie Hieronymus Bosch zeigten Orgien und Fäkalien.
Die Faszination von Ekel
Die technischen Probleme stehen der zweifellos größten Stärke von Agony im Weg: Die audiovisuelle Darstellung der Hölle ist einmalig. Auf künstlerische Weise greifen surreale Architektur und bizarre Erscheinungen zu einem grotesken Gesamtwerk ineinander. Da müssen wir durch riesige, erstarrte Finger hindurchgehen, die über den Rand eines Labyrinths in den Pfad langen. Unheimliche Statuen werden von blutigen Schlingpflanzen umrungen, während schwefelgelbes Licht ihnen eine giftige Aura verleiht. Klaustrophobische, verworrene Höhlenspalten wechseln sich mit unendlich wirkenden Panoramen mit blutrotem, blitzendem Horizont ab. Die kafkaeske Raumwirkung ist ungeheuer beeindruckend und wird mit wechselnder Gravitation garniert.
Die Hölle ist ein eigenwilliger, verwirrender Ort, voll mit Böden und Wänden, die aus Blut, Gedärmen und Knochen bestehen. Folter und Leid überall, begleitet von bizarren Schreien und unheimlichem Flüstern in dunklen Ecken. Irgendwo dazwischen eine Vielzahl von obszönen Objekten, die an Genitalien erinnern. Und da die Umgebungen angenehm verwinkelt sind, gibt es Gelegenheit zum Erforschen. Bloß hat all dieser hypnotisierende, ekelhafte Albtraum eben keinen tieferen Sinn für unseren Protagonisten. So wirkt Agony letztlich wie eine absonderliche Kunstinstallation, der man keinen Kontext verliehen hat.
Unterschiede PS4 & Xbox One
PS4:
- keine Pro-Optimierung, massives Kantenflimmern
- mit 1.03 ist Bildzerreißen verschwunden
- Framerate sinkt oft unter 30fps
- in Dunkelheit reflektieren manchmal Flächen, die nicht reflektieren sollten
- manchmal Fehlermeldung beim Speichern des Spielstands
Xbox One:
- keine Xbox One X-Optimierung, dafür bessere Performance als PS4
- viele Grafikeffekte und Details fehlen, wirkt oft sehr flach
- kein Kantenflimmern, sehr weicher Look durch geringere Auflösung
- grausiger Soundbug: Dialoge und Hintergrundgeräusche brechen nach wenigen Sekunden ab und fangen neu an. Manchmal gibt es laute Störgeräusche (Knacksen, Zischen)
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