David gegen Goliath
Weniger beeindruckend sieht es spielerisch aus: A Plague Tale ist im Kern ein simples Schleichabenteuer. Das bietet später zwar eine Fülle an Möglichkeiten, die können aber nicht über fehlende Spieltiefe hinwegtäuschen. Als Amicia lenken wir Wachen ab, indem wir zum Beispiel Steine an Metall werfen, um Lärm zu verursachen. Ist kein Metall in der Nähe, knallen wir Töpfe auf den Boden.
Das funktioniert mit der Controller-Steuerung sehr intuitiv: Mit der L1-Taste auf der PS4 wird gezielt und mit "R2" losgelassen. Für Amicias Steinschleuder nutzt man stattdessen den L2- und R2-Knopf. Mit der können wir auch kämpfen, allerdings sind Amicia und Hugo jeweils nach einem Treffer tot.
Mit der Zeit werden wir aber stärker und spielen neue Munition frei. Die wählt man über ein Waffenrad, was mit dem Controller ebenfalls sehr gut funktioniert. Generell überzeugt der hier als Eingabegerät mehr als die Maus, weil das Zielen mit der Schleuder leichter von der Hand geht und sich gerade eine mächtige Kraft, die man später im Spiel erhält, weniger fummelig bedienen lässt.
Können wir anfangs mit der Schleuder nur Soldaten ohne Helm mit einem Stein ausschalten, dürfen wir später beispielsweise mit ekliger Stink-Munition Soldaten zwingen, ihre Helme abzunehmen und sie anschließend erledigen. Da wir reichlich Material finden, wird das Töten von Gegnern mit der Zeit zu einer validen Option. Amicias Hemmungen lassen hier irgendwann dann auch nach, obwohl andere Figuren ihr Vorgehen hinterfragen.
Das Töten komplett vermeiden kann man nicht. Spätestens bei den Bosskämpfen ist es soweit. Die drei im Spiel sind nicht sonderlich anspruchsvoll, stören aber die Atmosphäre, wenn Amicia plötzlich riesige Ritter umhaut.
Schleichen und Schleudern
Andere Munitionsarten craften wir aus herumliegenden Materialien. Alternativ können wir das Material auch nutzen, um an einer Werkbank unsere Ausrüstung zu verstärken. Basteln wir zum Beispiel mit anderen Bändern eine leisere Schleuder, reagieren Soldaten in der Umgebung nicht mehr so schnell alarmiert, wenn wir diese einsetzen.
Zu unseren Feinden gehören auch die beklemmenden Rattenschwärme, für die wir Köder oder Feuermunition benötigen. Mit Letzterer zünden wir Lichtquellen an, um die Ratten zu vertreiben, denn die können sich nur im Schatten bewegen. Oder wir löschen sie mit anderer Munition.
Damit entstehen zahlreiche Möglichkeiten, Situationen anzugehen. Zum Beispiel, wenn wir erst eine Lichtquelle verdunkeln, um Ratten aus dem Boden zu rufen und dann blitzschnell die Laterne eines Gegners per Steinschleuder ausknipsen, um ihn so zum Rattenmahl zu degradieren.
Durch viele Tutorial-Einblendungen, klare, sehr lineare Level-Strukturen und Speicherpunkte an jeder Ecke haben wir aber eigentlich fast nie zu befürchten, die falsche Strategie zu wählen. Und wenn doch, macht es nichts. Später können wir uns sogar mit einem Item retten, wenn Soldaten oder Ratten uns erwischen - sofern wir es gerade im Inventar haben. Bei so vielen spielerischen Möglichkeiten hätte der Anspruch deutlich höher sein dürfen.
Ein sattes Singleplayer-Paket
Mit zehn bis zwölf Stunden Spielzeit aufgeteilt in 17 Kapitel bringt A Plague Tale dafür aber in der Breite mehr als genug Inhalt mit. Außerdem entdecken wir abseits des Weges neben den Hugo-Momenten auch Sammelobjekte mit Beschreibungen, aus denen wir mehr über das Mittelalter lernen.
Hat man die verpasst, kann man auch einzelne Kapitel erneut laden. Für genug Wiederspielwert um A Plague Tale noch einmal von vorne anzugehen, sorgen die aber nicht.
Hier hätten wir uns richtige Entscheidungen oder alternative Enden gewünscht, die uns die Beziehung der beiden mit unseren Handlungen beeinflussen lassen. A Plague Tale bietet aber trotzdem ein so emotionales und packendes Singleplayer-Erlebnis, wie wir es seit The Last of Us nicht mehr erlebt haben.
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