Nach dem PC, der Xbox 360 und der Xbox One erobern die Wargaming-Panzer jetzt auch die Playstation 4. Seit dem 19. Januar 2016 gibt es World of Tanks auch auf der Sony-Konsole. Das Spiel kann kostenlos aus dem PlayStation Store heruntergeladen werden und verbindet sich mit eurem PSN-Konto. Wer schon auf dem PC oder der Xbox Erfahrung als Panzerkommandant gesammelt hat, schaut allerdings in die Röhre, ein vorhandener Account lässt sich nicht in die PS4-Version übertragen.
Das Free2Play-Modell
World of Tanks ist ein Free2Play-Spiel, der Download ist also gratis. Zum Spielen reicht eine einfache PSN-Mitgliedschaft, das kostenpflichtige PlayStation Plus ist nicht notwendig. Im Spiel könnt ihr für echtes Geld Premium-Inhalte kaufen. Diese beschleunigen zum Beispiel das Sammeln von Erfahrungspunkten und Silbermünzen oder bescheren auch gleich einen Premium-Panzer. Diese Tanks werfen zwar mehr Geld und Erfahrungspunkte ab, sind aber nicht kampfstärker als ihre normalen Gegenstücke. Die Premium-Elemente sind alle optional und bringen die gut ausbalancierten Gefechte nicht aus dem spielerischen Gleichgewicht.
Tonnenschwerer Download
Vor die erste Schlacht hat der Videospiel-Gott allerdings den Download gesetzt - und die Panzer haben ordentlich Gewicht: satte 41 Gigabyte belegt World of Tanks auf eurer Festplatte. Damit die Wartezeit aber nicht unerträglich wird, sind zentrale Elemente wie das ausführliche Tutorial und auch der Multiplayer-Modus schon spielbar, wenn erst rund ein Viertel der Daten auf eurer Festplatte gelandet sind. Nur die fortgeschrittenen Panzermodelle müssen erst noch langwierig auf die Konsole geschaufelt werden.
Wer schon einmal World of Tanks gespielt hat, findet sich im Hauptbildschirm gleich zurecht. In unserer Garage verwalten wir unsere eigene kleine Panzerarmee. Wir rüsten unsere Metallkolosse aus und verbessern sie, kaufen Munition oder erforschen mit unseren Erfahrungspunkten neue Tanks. Mit einem Knopfdruck stürzen wir uns dann ins Gefecht.
Das automatische Matchmaking-System teilt die Spieler in zwei Parteien mit je sieben bis 15 Teammitgliedern. Dabei gelingt stets eine ausgewogene Mischung: Leichte und mittlere Panzer bilden als Späher und Allrounder das Rückgrat einer Truppe, während die schweren Kettenmonster durch die Front brechen. Jagdpanzer und die Artillerie wiederum sind auf große Entfernungen effektiv und für manchen Hinterhalt gut. Spielerisch gleicht World of Tanks auf der PS4 den Versionen auf Xbox One und -360, es ist also etwas schneller und arcadiger als die PC-Fassung.
Das Ziel einer Schlacht ist simpel: Entweder müssen alle Gegner auf den rund einen Quadratkilometer großen Karten ausradiert werden, oder eines der Teams besetzt für einen bestimmten Zeitraum die feindliche Basis. Also donnern beide Parteien vom Startpunkt aus los, suchen hinter Häusern und Felsen Deckung und jagen sich Granaten um die Ohren, bis nach maximal 15 Minuten ein Sieger gekürt ist.
Taktik trifft Anarchie
Im Kern ist World of Tanks eine Mischung aus Präzision, Taktik und Anarchie. Der Begriff Präzision steht zum Beispiel für die griffige Steuerung, bei der wir die Fahrtrichtung des Panzers mit dem linken Stick bestimmen, während wir uns mit dem rechten Stick umsehen und damit gleichzeitig den Geschützturm drehen.
Viel Präzision erfordert aber auch das System mit den Trefferzonen, denn natürlich haben die Panzer unterschiedliche Schwachstellen - leuchtet unser Fadenkreuz beim Zielen rot, ist ein kritischer Treffer wahrscheinlich, leuchtet es dagegen orange oder sogar gelb ist die feindliche Panzerung vermutlich zu dick für unsere Geschosse. Sehr löblich übrigens: World of Tanks bietet auch einen alternativen Farbmodus für Spieler mit Rot-Grün-Schwäche.
Sehr taktisch wiederum ist World of Tanks, weil man auf seine Mitstreiter angewiesen ist - wer allein über das Schlachtfeld rattert, endet oft binnen weniger Minuten als Schrotthaufen. Erfüllt stattdessen jeder seine Aufgabe, ob ausspähen, angreifen oder Unterstützung aus der Ferne, rückt der Gesamtsieg näher.
Das klappt aber keineswegs immer - hier sind wir beim Punkt Anarchie. Denn wir merken World of Tanks in jedem Gefecht auf immer neue, mal sympathische, mal verstörende Art an, dass es nur von Menschen gespielt wird. Da fallen Verbündete nach einem Fahrfehler urplötzlich einen Abhang hinunter, lassen sich Feinde bereitwillig abschießen oder setzen gegnerische Mini-Trupps an schier unmöglichen Stellen zu Überraschungsangriffen an, die auch noch Erfolg haben. So fühlen sich die Gefechte immer ein wenig anders an, stecken voller Überraschungen.
Überzeugende Zahlenspiele
Auch in nackten Zahlen lesen sich die Inhalte der PlayStation-4-Version von World of Tanks gut: So stehen zum Beispiel bereits 22 Karten für die Gefechte zur Verfügung. Die wohl wichtigste Zahl ist aber die 120.
So viele frei verfügbare Panzer warten nämlich darauf, von euch erforscht und gekauft zu werden. Dazu sammelt ihr in den Gefechten Erfahrungspunkte und Silbermünzen. Mit den XP schaltet ihr dann in verzweigten Technik-Bäumen neue Panzer frei. Die reine Zahl der Panzer ist beachtlich uns sorgt für reichlich Abwechslung, zumal jeder Koloss wirklich eigene Stärken und Schwächen hat und eine angepasste Spielweise erfordert. Wer seinen gekauften Panzer ausprobieren will, kann das auf einem umfangreichen Testgelände mit mehreren besonderen Spielmodi tun.
Allerdings hinkt die PS4-Fassung den anderen Versionen in punkto Umfang noch deutlich hinterher: Auf der Xbox erforschen wir inzwischen sage und schreibe 285 Panzer! Bis August 2016 will Wargaming aber sämtliche Tanks auch auf die PlayStation gebracht haben. Ab diesem Zeitpunkt soll die Entwicklung aller Konsolenversionen parallel verlaufen.
Auch auf der PlayStation gibt es jede Menge Verbesserungen für unsere Panzer, sogenannte Pakete, die Feuerkraft, Geschwindigkeit oder die Panzerung eurer Ungetüme verbessern. Neben der situativen Spannung jedes einzelnen Matches sorgt die Jagd auf neue PS-Monster und Ausrüstung für Langzeitmotivation.
Auf Augenhöhe mit sich selbst
Technisch ist die PlayStation-4-Version von World of Tanks auf Augenhöhe mit ihrem Xbox-One-Pendant - im Positiven wie im Negativen. Auf der einen Seite könnten viele Texturen deutlich knackiger und Objekte wie Häuser oder Felsen viel detaillierter ausfallen. Das Gezeigte entspricht nicht dem aktuellen Standard. Auf der anderen Seite überzeugen uns vor allem die akkuraten Panzermodelle, die Framerate ist stabil und im Gegensatz zur PC-Version gibt es auf der Konsole hübsche Regeneffekte und Nachtkarten.
Auch beim Sound tun sich die Current-Gen-Konsolenversionen nichts. Die Kanonenschüsse klingen saftig und der Motorensound der Panzer ist beeindruckend. Einfach ausschalten würden wir gerne den Sprach-Chat - hier ist nämlich wenig konstruktives in Sachen Taktik, sondern hauptsächlich Blödsinn zu hören. Zumal die Kommunikation über vorgegebene Kommandos eines Ring-Menüs sehr gut funktioniert.
Wer sich bislang noch nicht als Panzerkommandant versucht hat - sei es, weil ihm die richtige Plattform fehlte oder weil er Panzerschlachten für langweilig hält - der sollte World of Tanks spätestens jetzt endlich mal ausprobieren. Auf der PlayStation 4 entwickeln die spannenden Gefechte nämlich die gleiche Sogwirkung wie am PC oder auf der Xbox. Und das komplett für lau.
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