Eines der am meisten beeindruckenden Spiele der letzten Jahre tauchte ganz unscheinbar im Spätsommer 2008 als WiiWare- und PC-Titel auf. World of Goo begeisterte Tester und Käufer auf der ganzen Welt. Es hagelte hohe Wertungen und Auszeichnungen auf fast jedem wichtigen Videospiel-Event. Bis heute hält der originelle Titel den Rekord im Wertungsdurchschnitt: 98% lassen sich als Metakritik herausfiltern.
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Dabei folgt das Spiel im Grunde der Nintendo-Doktrin: Spielspaß geht vor Inszenierung und Geschichte. In World of Goo begleitet man kleine, bunte Bälle, die Goos, auf ihrem Weg in die Freiheit. Ziel jeden Levels ist es, eine möglichst große Anzahl Goos zum Ausgang zu bringen, meist dargestellt durch eine Pipeline, die sich wie ein Staubsauger verhält, sobald die Bälle in ihre Nähe kommen. Um diesen Fluchtweg zu erreichen, müssen jedoch allerlei Hindernisse überwunden werden: Windräder, Zahnräder, Kreissägen, Feuersbrünste, Stachelfallen und dergleichen mehr. Alle diese Schikanen vernichten einen Goo bei Kontakt – und zwar sofort. Um die Fallen zu umgehen, müssen Konstruktionen errichtet werden. Das können Brücken, Türme und bisweilen kurvige Gebilde sein, die auch noch der Schwerkraft unterliegen und daher geschickt abgestützt werden müssen.
Hier kommt der Spieler zum Zuge. Die Goos befinden sich in der Regel in größerer Anzahl am Startpunkt des Levels, der auch eine Anfangskonstruktion aufweist. Mit dem Finger packt man nun einen der Goos und zieht ihn auf eine bestimmte Position. Die kleinen Farbbälle verbinden sich mit der Startkonstruktion und vergrößern sie auf diese Weise, ähnlich einem Spinnennetz wächst der Bau also mit jedem eingesetzten Goo.
Dieses Kernelement des Spiels wird im Laufe der Levels in einer Vielzahl und Abwechslung variiert, die den Ruf des Titels begründet haben. Man bastelt nicht nur Brücken und Türme, sondern muss beispielsweise auch riesige Kugeln transportieren, die auf einem Goo-Seil langsam zum Ziel gerollt werden sollen. Einige Windräder gefährden aber die Protagonisten, doch glücklicherweise kann das Seil mit Luftballons in die Höhe gebracht werden. Andere Levels warten mit unterschiedlichen "Helden" auf: grüne, rote oder auch durchsichtige Goos können wiederverwertet, entzündet oder zu einer Schnur verbunden werden. Wieder andere sehen aus wie Totenköpfe und sind deswegen unempfindlich gegen Stacheln. In den letzten Leveln wandelt sich das Spiel dann komplett und fährt nochmal völlig neue Ideen auf – das Design ist bis heute einzigartig. Ein großer Motivationsfaktor ist dann die Goo-Fabrik: In diesem Sonderlevel werden Goos gesammelt, die überzählig die Levelausgänge erreicht haben. Waren also einmal acht Bälle zum Lösen gefordert und elf konnten vom Spieler gerettet werden, addiert das Programm die drei überzähligen zur Goo-Fabrik. Mit diesen Bonus-Bällen muss ein möglichst hoher Turm gebaut werden. Über Game-Center-Anbindung werden dann immer wieder andere Spieler eingeblendet, die ebenfalls gerade an Türmen basteln. Sichtbar gemacht werden diese Konkurrenten in Form kleiner Wölkchen, die den Namen und das Land sowie die Höhe des Baus anzeigen. Allein in diesem Bonus lassen sich etliche Stunden verbringen.
Spielerisch unterscheiden sich iPad- und iPhone-Version recht deutlich. Auf dem iPad ist es möglich, mit mehreren Fingern gleichzeitig Goos zu bewegen – im Test erwies sich das simultane Verbauen von zwei Bällen als probates Mittel zur Level-Lösung. Über zwei Goos hinaus ist dann aber Fingerakrobatik notwendig, die Klavierspieler in jahrelangem Training erlernen – der durchschnittliche Gamepro-Redakteur lässt solche Experimente lieber sein. Dieses Simultanbauen geht auf dem iPhone nicht. Das Bild ist viel zu klein für derartige Versuche. Stattdessen hat 2D-Boy dem kleinen Gerät einen Zwei-Finger-Zoom spendiert, mit dem sich die Szene vergrößern lassen und damit besser gemeistert werden können. Ein weiterer Tribut an die Bildgröße ist das "Verbindungsleuchten" auf dem iPhone: Da der Spielerfinger oftmals wichtige Teile der sichtbaren Fläche abdeckt, leuchten die Anschlusspunkte der Verbindungsstreben ganz schwach auf. So lässt sich erkennen, ob der Goo nun drei, zwei oder gar nur eine Strebe an die Hauptkonstruktion ausbildet. Diese Anpassung an die Begebenheiten des iPhone ist löblich, andere Entwickler hätten ihr Programm vielleicht unverändert und damit den Spieler im Regen stehen gelassen. Die iPad-Fassung sehen wir als beste Umsetzung von World of Goo an – sowohl auf dem PC als auch auf der Wii lässt sich das Spiel nicht so intuitiv steuern wie hier.
Technisch hat sich eigentlich nichts getan bei World of Goo. Der Titel gefällt mehr mit seiner Gestaltung denn mit grafischem Bombast. Die iPad-Version läuft in HD und ist als Multiversion mit Retina-Unterstützung auch auf dem iPhone- und iPod 4 spielbar. Der tolle Soundtrack ist zeitlos genial: sphärische Klänge wechseln mit flotten Rhythmen und transportieren die bisweilen mystische Stimmung des Spiels hervorragend. Aber Vorsicht: World of Goo benötiogt mindestens ein 3GS, auf älteren Maschinen läuft es nicht mehr.
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