Wenn Robert Downey Jr. alias Tony Stark in »Iron Man 2« vor die Tür tritt, holen ihn erst F16-Kampfjets vom Himmel, und dann macht Mickey Rourke aus seinem sündhaft teuren Rolls Royce auch noch ein Cabriolet mit Abwrackprämie. Wenn Vanquish-Held Sam Gideon vor die Tür tritt, kracht ein Sternenzerstörer der Uranov-Klasse in seine Weltraumkolonie, reißt ein gewaltiges Loch in die Außenhaut, lässt Menschen wie Tennisbälle durch die Gegend wirbeln und lädt eine ganze Armee von Robotern, Panzern und Mechs aus. Gleich zu Beginn der Materialschlacht für PlayStation 3 und Xbox 360 macht Resident Evil-Erfinder Shinji Mikami klar: Hier wird’s krachen, hier geht die Post ab, hier warten Bossgegner im 30-Meter-Titan-Massiv-Format; ein Spiel wie ein Hollywood-Streifen mit 10-Stunden-Vollgas-Action.
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San Francisco in der Mikrowelle
Der Held im Stahlmantel heißt hier Sam Gideon und wird im Jahr 2111 von der US-Behörde DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) gegen den durchgeknallten General Zaitev entsandt, der nicht nur eine gewaltige Roboterarmee unter seinem Kommando hat, sondern auch eine fiese Mikrowellen-Waffe. Mit der vaporisiert er die Golden Gate Bridge und lässt die Köpfe der Einwohner von San Francisco wie Eier in der Mikrowelle platzen. Sein nächstes Ziel ist New York -- die Uhr tickt. Nur Professor Candide von DARPA kann die Katastrophe verhindern. Den genialen Wissenschaftler hat der clevere Zaitev allerdings vorsorglich entführen lassen: Sam muss sich mit den Marines durch die komplette Weltraumkolonie SC-01-Providence ballern, um ihn zu finden, Zaitev zur Strecke zu bringen und die schreckliche Waffe zu entschärfen. Die dramatisch geschnittenen Rendersequenzen kommen technisch fast schon an Metal Gear Solid 4 ran, werden aber eher kurz und knackig präsentiert. Sam ist kein Mann großer Worte, und auch die ständig besorgte Stimme seiner Kommunikations-Offizierin, der süßen Elena, sowie die markigen Sprüche seines Buddys Captain Burns dienen mehr der Atmosphäre, als die Story voranzutreiben. Die gibt sich zwar überraschend wendungsreich, dreht sich um Energieknappheit, Hunger sowie Machtgeplänkel und Korruption im Weißen Haus, fühlt sich durch die simpel gestrickten Charaktere aber eher wie ein typischer Bond-Streifen an.
Schnell, brachial, hart am Limit
Der Übergang von Zwischensequenz zu Spielgrafik ist bei Vanquish nahtlos. Ohne Ladebildschirme startet die Action sofort wieder durch: Ein Mech, hoch wie ein Haus, breit wie ein Laster, bohrt sich aus dem Erdreich. Es ist der Kreon-WE-T1, ein zunächst panzerförmiges, später spinnenähnliches Monstrum aus Titanbolzen und Hydraulikgelenken. Seine vier Bordkanonen sind groß wie Triebwerke, und mit der zusätzlichen Strahlenwumme könnte er locker eine ganze Stadt einäschern. Unzählige Raketen rauschen über die Plaza der Providence Galleria Shopping Mall und stürzen sich wie ein Bienenschwarm auf unseren Helden. Unfassbar, wie einen schon die ersten vier Bossgegner ans Limit bringen, wie der Controller glüht, das Adrenalin brodelt. Wenn der Spinnen-Mech mit seinem Laser einen alles vernichtenden Kreis über die Plaza zieht, Soldaten im gleißenden Licht verglühen und der Strahl des Todes immer näher rückt, dann spürt ihr eine Faust im Nacken, den Zwang, genau jetzt richtig reagieren zu müssen. Wie gut dass wir vorher im gut gemachten Tutorial gelernt haben, was unser Augmented-Reaction-Hightech-Anzug alles kann. Auf Tastendruck schlittern wir mit einem Affenzahn über die Plaza, Treppen hoch, Rampen runter, an Hindernissen vorbei und ballern dabei aus der »von hinten«-Perspektive, was das Zeug hält. Die Mech-KI heizt uns richtig ein, denkt clever mit, hält uns mit ganzen Schwärmen von Raketen auf Distanz und schaltet sofort in den todbringenden Gatling-Modus, wenn wir zu nahe kommen. Die Spielmechanik von Vanquish ist wenig innovativ: Die Schwachstellen des Blechbosses leuchten orange auf, hin und wieder öffnet sich seine stählerne Brust, entblößt den empfindlichen Kern und lädt zum Draufballern ein. Wer jetzt schnell hintereinander den linken Bumber und die rechte Schultertaste drückt, schaltet in die Zeitlupe. Alles wird verlangsamt, nur das Zielen funktioniert noch in Echtzeit. Die Zielfunktion ist zwar sehr präzise, aber die Zeitlupe funktioniert aber während eines Slides -- hier sind echte Pad-Akrobaten gefragt, da ihr permanent nachjustieren und die Munition gut einteilen müsst. Ihr solltet es aber nicht mit dem Rutschen übertreiben, denn sonst überhitzt der Anzug und muss sich erst langsam wieder regenerieren.
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