Uhrwerk ohne Zahnräder
Viel Zeug zum Aufleveln und Freischalten und dazu noch viele taktische Möglichkeiten, gepaart mit schneller Action? Das klingt doch fantastisch, oder? Allerdings ist alles für die Katz, denn das Gameplay ist derart eindimensional, dass der Nutzen all dieser Spielmechaniken schlichtweg verpufft.
Jedes Squadmitglied steigt nach erfolgreicher Mission automatisch im Level auf, und das ist absolut ausreichend, um durch das gesamte Spiel zu kommen. Der ganze Krempel, den wir in der Stadt kaufen können ist ebenso unnütz wie Talentbäume, die eine nicht vorhandene Komplexität vorgaukeln.
Trotz zahlreicher Möglichkeiten ist taktisches Vorgehen in den Missionen nicht erforderlich. Das Spiel gibt sich damit zufrieden, wenn wir unserem Team befehlen, sehr offensiv zu kämpfen, während wir selbst einfach wild um uns schlagen.
Währenddessen springen die Gegner wie aufgescheuchte Hühner über das Schlachtfeld und wissen nicht, wohin. Mechpiloten laufen wortwörtlich gegen die Wand und bleiben dort erst einmal stecken. Aber auch unsere KI-Mitstreiter sind nicht besser: Befehlen wir ihnen, sich defensiv zu verhalten, laufen sie - immerhin galant geduckt und rückwärts - trotzdem in den feindlichen Trupp hinein. Zudem fühlen sie sich von Tretminen magisch angezogen und lösen diese aus, während wir noch dabei sind, sie zu entschärfen.
Na gut, aber dann funktioniert Valkyria Revolution doch bestimmt wenigstens als Actionspiel? Nein, denn dazu fehlt ein gutes Kampfsystem mit Kombos oder überhaupt ein Gefühl für Trefferfeedback. Uns bleibt zum Schlagen nur eine Taste mit der immer gleichen Animation, die Stamina-Anzeige verhindert dabei packende Action. Schlagen. Rumlaufen und Warten. Schlagen. Rumlaufen und … das fühlt sich an, als würde man uns ständig einen Stock zwischen die Beine werfen.
Zu allem Überfluss ist das Leveldesign weder klug auf Action, noch auf Taktik ausgelegt. Wir konnten uns nie sinnvoll vor Gegnern verstecken oder um sie herum schleichen, und für Gefechte sind die Areale viel zu weitläufig. Nicht einmal höhere Ebenen wie Dächer kann man sinnvoll nutzen.
Einzelne Figuren lassen sich an solchen Punkten nicht zur Rückendeckung mit Scharfschützengewehr parken, weil die Gruppenmitglieder aneinander kleben. Verstärkung taucht zudem ganz billig aus dem Nichts auf. Vorausschauende Planung ist in Valkyria Revolution aber ohnehin nicht möglich. Und wenn wir dann noch in der Leveldekoration oder sogar zwischen den Beinen eines verwirrten Roboters stecken bleiben, ist der Ofen endgültig aus.
Schöne Verpackung für ein fades Spiel
In Sachen Gameplay möchte Valkyria Revolution alles bieten, aber macht kaum etwas davon richtig. Es spielt sich stellenweise absolut katastrophal und ist mit sich ständig wiederholenden Karten sehr repetitiv. Das ist bedauerlich, weil die Präsentation eigentlich sehr gelungen ist.
Zwar haben die Animationen der Charaktere in den Zwischensequenzen das Charisma von Schaufensterpuppen, doch der aus den Vorgängern bekannte Wasserfarbenstil schafft viele wunderschöne Szenen, auch wenn sich ab und zu triste Schlachtfelder hinein mogeln. Bemerkenswert ist die vollständige englische Vertonung aller Dialoge der Hauptgeschichte.
Von hoher Qualität ist der Soundtrack von Yasunori Mitsuda. Der Komponist ist durch seine Arbeit an Chrono Trigger oder Stella Glow bekannt geworden und hat mit einem Orchester an die 40 Stücke für Valkyria Revolution einspielen lassen. Sowohl die Tragweite des Krieges als auch die Rachegeschichte werden damit meisterhaft unterlegt. Doof nur, dass die tolle Präsentation und die gute Geschichte zu einem Spiel gehören, das keinen Spaß macht.
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