Edelweiss und Explosionen
Nachdem wir unsere Einheiten auf dem Schlachtfeld positioniert haben, zieht Held Welkin mit seiner Truppe ins Gefecht. In den Strategiekämpfen kommt das sogenannte Blitz-System zum Einsatz. Die Spielmechanik von Valkyria Chronicles ist nämlich ein recht komplexer Mix aus Echtzeit und Rundentaktik: Zunächst wählt man Zug um Zug Einheiten auf der Übersichtskarte aus, danach wechselt das Geschehen aus der Vogelperspektive in die Verfolgeransicht - und damit in eine Semi-Echtzeit.
Innerhalb eines zeitlich beschränkten Zugs steuern wir den gewählten Soldaten über das frei begehbare Areal, während der Feind seinen Zug abwarten muss. Jedoch sollte man niemals unachtsam über das Schlachtfeld schlendern! Auch wenn man sich in der Spielerphase befindet, feuern Widersacher munter drauf los, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Umgekehrt funktioniert auch das Verteidigen unsererseits: Läuft der Gegner in seinem Zug sorglos durch die Sichtkegel unserer Leute, pusten unsere Jungs und Mädels ihm ganz automatisch die Lichter aus.
Um unbeschadet an der gewünschten Position anzukommen, nutzen wir und auch der Feind jede Deckungsmöglichkeit, die sich so bietet. Sandsäcke, Mauervorsprünge, erklimmbare Wachtürme - alles ideale Orte, um sich zu verschanzen. Natürlich können wir den Gegner auch aktiv angreifen. Per Tastendruck zielen wir wie in einem Shooter auf Schwachstellen und feuern drauf los; so eine Aktion beendet dann automatisch den Zug.
Dabei variieren die Missionsziele spürbar. Einmal teilen wir unsere Truppe auf, um gleichzeitig einen Punkt zu verteidigen und von der Flanke einen Gegenangriff zu starten. Oder wir erobern schlicht eine befestigte Position. Jedes Szenario bietet eigene Herausforderungen, die uns zum Planen zwingen. Geht unsere Strategie dann tatsächlich auf und der Feind läuft blindlings in unser Scharfschützennest, fühlt sich das großartig an.
Das ausgeklügelte Kampfsystem von Valkyria Chronicles sorgt für jede Menge spielerischen Tiefgang, unerwartete Überraschungsmomente und extrem packende Schlachten. Das Blitz-System mag anfangs zwar sehr kompliziert aussehen, dank der umfangreichen Einführungskapitel ist der Spaß aber recht schnell erlernt.
Genretypisch erhalten wir für gewonnene Kämpfe Erfahrungspunkte. Der Clou: Steigt beispielsweise ein Scharfschütze eine Stufe auf, entwickeln sich automatisch eure übrigen Soldaten dieser Kategorie ebenfalls weiter. Neben den handlungsrelevanten Episoden gibt's zahlreiche Zusatzmissionen in Form von wiederholbaren Gefechten. Diese Kampfeinsätze eignen sich besonders gut, um Erfahrung auf dem Schlachtfeld und im Umgang mit euren Einheiten zu sammeln.
Kunst und Krieg
Auch optisch kann sich Valkyria Chronicles Remastered sehen lassen: Die eigens entwickelte »CANVAS-Technologie« sorgt für eine extrem stimmige und wunderschöne Mischung aus Wasserfarbengemälde und Cel-Shading-Optik - und das funktioniert auch noch 2016, knapp acht Jahre nach Veröffentlichung des Originals.
Zeichentrick und Cel-Shading altern von Natur aus einfach gut. Sämtliche Kulissen und Charaktere wurden von Hand gezeichnet und sorgen für ein sehr liebevolles Anime-Setting. Dadurch erinnert der Titel an Studio Ghiblis Kriegsdrama Die letzten Glühwürmchen.
Die musikalische Untermalung reicht von lieblich-verträumten Melodien bis hin zu pompösen und wuchtigen Orchesterstücken. Die (englische) Sprachausgabe wirkt sehr authentisch: Die Entwickler verliehen sämtlichen der über 100 auftretenden Figuren eine eigene Stimme. Sogar eine japanische Tonspur wird mitgeliefert. Da ist es umso störender, dass es keinerlei deutsche Bildschirmtexte gibt. Wer in Wort oder zumindest Schrift nicht firm in der englischen Sprache ist, schaut also in die Röhre - ärgerlich.
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