Mehr vom Guten
Trotz ihrer Sega-freundlichen Historie verbünden sich Core Design mit Sony, die sich die Konsolenexklusivität von Tomb Raider für die kommenden Jahre sichern – mit der Folge, dass bereits Teil 2 ein Jahr später nur noch für Playstation und PC veröffentlicht wird. Der Deal zahlt sich für Sony aus: Tomb Raider 2 übertrifft die Verkäufe des Erstlings noch und findet Eingang in die Top 10 der meistverkauften Playstation-Titel.
Trotz der kurzen Entwicklungszeit ist die Fortsetzung gelungen: Laras zweites Abenteuer schickt die Heldin nach China, Venedig und in den Himalaya. Technisch ist der Teil leicht verbessert, fügt ein paar spielerische Details (wie Fahrzeuge) hinzu, verpasst Lara endlich einen richtigen Zopf und setzt auf intensivere Baller-Action.
Lara Croft ist zu diesem Zeitpunkt bereits weltbekannte Videospiel-Ikone und Medienliebling. Sie treibt sich auf Zeitschriftentiteln und Konzertbühnen, in Comics und Werbung herum und hält so das Interesse an der eigenen Person und neuen Abenteuern hoch. Eidos Interactive verdient viel Geld mit der Marke Tomb Raider und melkt sie leidenschaftlich.
Core Design darf weiter im Jahresrhythmus Fortsetzungen entwickeln und schickt den Spieler 1998 in Tomb Raider 3: Adventures of Lara Croft nach Indien, in die Antarktis und sogar zur legendären Area 51. Die alternde Grafik-Engine wird erneut ein wenig überarbeitet, Lara erweitert ihr Bewegungsrepertoire (sie kann nun z.B. kriechen und sprinten), spielerisch tritt die Serie aber auf der Stelle. Tomb Raider 3 ist immer noch ein Millionenseller, erste Ermüdungserscheinungen beim Star und seinen Fans sind jedoch unübersehbar.
Schwindende Lara-Lust
Und auch bei Core wird man Lara langsam überdrüssig, das hat erhebliche Folgen: Die Entwickler begraben die Archäologin am Ende des 1999 erscheinenden Tomb Raider 4: Die letzte Offenbarung unter Tempeltrümmern, wollen Heldin und Serie sterben lassen. Dabei konzentriert sich das vierte Abenteuer erfreulicherweise wieder auf die klassische Grabräuberei und bleibt fast durchgehend einem weitläufigen Schauplatz treu – Ägypten. Die Technik aber wird nicht jünger, und auch die hakelige Steuerung von Lara gehört endlich überarbeitet.
Doch die Show muss weitergehen: Eidos schicken Lara auch auf Dreamcast und Game Boy zum Räubern, zudem ist ein Tomb Raider-Kinofilm in der Mache. Die Kreativen von Core Design umgehen zwar die Wiedererweckung ihrer Heldin in einem direkten weiteren Serienteil, lassen sie aber zwölf Monate später in Tomb Raider: Die Chronik wenigstens in der Erinnerung ihrer Weggefährten wieder auferstehen.
Die vier spielbaren Episoden aus Laras Leben sind abwechslungsreich, das Abenteuer ist aber arg kurz und fühlt sich spielerisch antiquiert an. Viele Kritiker sind gelangweilt und das zahlende Publikum schmilzt massiv zusammen: Das fünfte Tomb Raider markiert mit etwa 1,5 Millionen Einheiten den vorläufigen Tiefpunkt der Serie.