Der Hexer taktiert
Doch ob nun an besonderen Schauplätzen, im Sumpf oder im Weizenfeld: Gegner lauern in The Witcher 3 überall - prima, da kann man doch gleich mal das Kampfsystem ausprobieren. Wie gehabt zerhackt Geralt Menschen mit dem Eisen- und Monster mit dem Silberschwert. Außer mit temporären Ölen lassen sich die Klingen erstmals permanent aufrüsten, CD Projekt verrät jedoch noch nicht, womit. Ein Trailer zeigt ein rotglühendes Runenschwert - gut möglich, dass Geralt seine Schwerter mit Zauberzeichen aufmotzen darf.
Vielleicht ist der Runenschnitter aber auch eine der Waffen, die der Hexer selbst schmieden kann. Auch Bomben kann er wieder basteln, etwa Spreng- und Silbergranaten, Letztere versprühen Silberstaub und schwächen silberallergische Bestien, beispielsweise Werwölfe. Das geht auch mit Silberbolzen für die neue Armbrust. Die Fernwaffe richtet zwar wenig Schaden an und dient so vor allem dazu, einen Kampf einzuleiten, etwa wenn sich Geralt an ein unachtsames Monster angeschlichen hat.
Dank herstellbarer Spezialbolzen lässt sich der Schießprügel aber auch taktisch einsetzen, neben den erwähnten Silbergeschossen hat's uns vor allem der Verwundungsbolzen angetan: Der sorgt dafür, dass ein angeschossenes Monster regelmäßig Blutstropfen verliert. Dann kann Geralt in die Hexersicht schalten, einen Detektivmodus à la Batman, in dem das Spiel Monsterspuren, -geräusche und eben -blutlachen leuchtrot hervorhebt.
In der E3-Demo folgt er so der Körpersaftspur eines flüchtenden Greifen zu dessen Versteck. Ebenfalls hilfreich: Sobald man in der Hexersicht die Spur einer bereits bekannten Bestienrasse wittert, weist The Witcher 3 im Meditationsmenü darauf hin, welche Tränke sich für den Kampf gegen das Vieh am besten eignen. Wie gehabt sollte man nämlich vor härteren Auseinandersetzungen eine Pause einlegen und ein paar selbstgebraute Elixiere schlucken.
Doch Vorsicht: Exzessiver Trankgenuss ist ungesund, weil sich Geralt mit jedem Fläschchen ein bisschen vergiftet. Beim Meditieren lässt sich auch die Tageszeit vorspulen, ein weiterer Taktikkniff. Geisterhafte Noonwraiths etwa tauchen erst auf, wenn die Sonne am höchsten steht. Werwölfe wiederum sind um Mitternacht stärker, also sollten wir ihnen das Fell bei Tageslicht über die Ohren ziehen. Übrigens spricht CD Projekt zwar davon, dass Werwölfe »bei Vollmond« am mächtigsten seien, Mondphasen simuliert The Witcher 3 aber nicht.
Der Hexer flambiert
Schwert-Upgrades, Spezialbolzen und -bomben sowie Tränke und Tageszeiten: Geralt kann im Gefecht viele taktische Register ziehen. Aber auch seine Gegner beherrschen individuelle Manöver, Sumpfhexen etwa verkleistern den Bildschirm mit Matschklumpen und können auf nassem Untergrund jederzeit ab- und anderswo wieder auftauchen. Man sollte das Weibsvolk also tunlichst auf trockenen Untergrund locken - und mit Geralts Flammenzauber Igni abfackeln, Sumpfhexen mögen nämlich kein Feuer.
Die Zauberzeichen gibt's nun in jeweils zwei Varianten: Wenn man die zugehörige Taste nur kurz drückt, führt der Hexer einen einfachen Angriff durch, beispielsweise stößt er mit dem Aard-Schubser einen einzelnen Gegner zu Boden oder verschießt einen Igni-Feuerstoß. Längeres Drücken führt dann zu entsprechend mächtigeren Attacken wie einer Aard-Schockwelle, die alle umstehenden Schurken von den Beinen holt, oder einem anhaltenden Igni-Feuerstrahl, der sich wie ein Flammenwerfer auf mehrere Gegner richten lässt.
Ehrensache, dass man solche fortschrittlichen Zaubereien erstmal im zugehörigen Talentbaum freischalten muss. Doch trotz aller möglichen Finessen wirkt ein Bosskampf der Gamescom-Demo geradezu lächerlich: Ein böser Baumgeist droht, die Kräften der Natur zu entfesseln, doch dann muss der Hexer bloß ein paar Riesenkäfer und Wurzeln zerhacken, schon haucht das Pflanzenphantom sein Leben aus. CD Projekt sagt, der Schwierigkeitsgrad des Gefechts sei für Präsentationszwecke heruntergeregelt worden, zudem seien die Vorspieler inzwischen »einfach richtig gut«. Dennoch sind wir mal gespannt, ob da am Ende die Balance stimmt.
Gemeinschaft der Hexer
Falls der Hexer mal nicht alleine kämpfen möchte, kann er in The Witcher 3 ja auch mit seinen Kumpanen zusammenarbeiten: Im Verlauf der Story wird er anderen Hexern begegnen, die er für seine Zwecke einspannen kann - aber nicht muss. »Wer möchte, kann sie auch einfach ignorieren und auf eigene Faust weiterkämpfen«, erklärt Michael Stec. Doch selbst wenn sich die anderen Monsterjäger Geralt anschließen, kann man sie nicht herumkommandieren oder gar wie in Dragon Age: Inquisition eine eigene Armee gründen.
»Es gibt keine Bruderschaft der Hexer wie in Assassin's Creed«, sagt Stec, »die Hexer nehmen von niemandem Befehle erteilen. Vielmehr muss man sie davon überzeugen, dass sie für die richtige Sache kämpfen.« Diese »richtige Sache« ist diesmal sehr persönlich, Geralt sucht nach seiner Geliebten Yennefer und sinnt er auf Rache an der Wilden Jagd, einem Trupp brandschatzender Phantomsoldaten.
Doch wie so oft wird der Hexer auch in The Witcher 3 in die große Politik verwickelt, schließlich herrscht Krieg: Das Imperium von Nilfgaard fällt in den Nördlichen Königreiche ein, die auch noch untereinander im Clinch liegen. Geralt kann in diesen Konflikt eingreifen, muss aber nicht - es gibt eben stets mehrere Wege zum Ziel. Peter Gelencser nennt ein Beispiel:
»Stellt euch vor, ihr stoßt auf eine Straßensperre und kommt nicht weiter. Vielleicht trefft ihr dann ja in einem nahen Dorf auf einen Bauern, der beim Ausgraben seines Keller über ein Höhlensystem gestolpert ist, das zwar vor Untoten wimmelt, aber unter der Straßensperre hindurch führt. Oder ihr sprecht mit den Menschen, die vor der Barrikade warten, bringt ihnen Vorräte und stachelt sie zu einem Aufstand an, damit sie das Hindernis niederreißen. Oder ihr tut dem Wachpersonal der Sperre einen Gefallen, damit es euch durchlässt. Es liegt bei euch.«
Weg mit den Bugs
So verfolgt Geralt zwar in jedem Gebiet ein Reihe fester Ziele à la »Finde die Wilde Jagd«, wie er diese Ziele erreicht, bleibt aber ihm überlassen. So schaltet er dann das nächste Gebiet frei und erfüllt die dortigen Ziele, und so weiter - wobei er jederzeit in bereits besuchte Gebiete zurückkehren darf und vielleicht sogar muss. Eine Schlüsselrolle in der Story spielt übrigens Ciri, die aus den Büchern bekannte Nachwuchs-Hexerin hat mit Geralt schon einiges durchgemacht - mehr können wir kaum erzählen, ohne böse zu spoilern.
Also kommen wir lieber zum Schluss und fragen, was CD Projekt nun eigentlich noch zu tun hat. »Bugfixing«, sagt Michael Stec, »so viel Bugfixing. Es fühlt sich so an, als würden wir mehrere Spiele gleichzeitig testen, weil wir ja auch jede mögliche Quest-Entscheidung mit einbeziehen müssen.« Und wie sieht's auf technischer Seite aus? Auf der E3 hatten die Designer ja geklagt, man habe The Witcher 3 auf Februar 2015 verschoben, weil, die Framerate »unannehmbar« gewesen sei.
»Es wird besser«, verspricht Peter Gelencser, »wir optimieren das Spiel derzeit Stück für Stück.« Nur ob man »feature complete« sei, ob also alle Spielsysteme und -elemente festgezurrt seien, das will man uns nicht verraten. »Kein Kommentar«, sagt Gelencser, und wir vermuten, dass die Polen derzeit noch an einzelnen Bestandteilen herumdoktern. So lange sie keine bereits angekündigten Elemente rauswerfen, soll's und recht sein. Denn das wäre nicht nur eine Enttäuschung für die Spieler, sondern auch für ganz Polen. Das können sie ihrem Minsterpräsidenten doch nicht antun!
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