The Turing Test im Test - Knapp am Mindfuck vorbei

Kann eine Maschine bessere Entscheidungen treffen als ein Mensch? The Turing Test will dem auf den Grund gehen. Im Test zeigt sich ein cleveres Spiel mit Abschluss-Schwäche in der Story.

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Im Jahr 1950 entwickelte der Mathematiker Alan Turing den mittlerweile legendären Turing-Test. Bei diesem Test stellt ein Mensch einem anderen Menschen und einem Computer Fragen, ohne dass dabei Sichtkontakt besteht. Gelingt es dem Computer, den Fragesteller davon zu überzeugen, dass er ein Mensch ist, wird der Maschine Denkvermögen zugesprochen.

Das Spiel The Turing Test vom Entwicklerstudio Bulkhead Interactive greift diesen Test auf und macht daraus ein 3D-Puzzlespiel, das - so die Entwickler - die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen lässt und dabei den wahren Preis menschlicher Moral enthüllt. Kann das Spiel die großen Ambitionen erfüllen und was noch wichtiger ist: Macht es Spaß?

Abgewandelte Turing-Tests

Wir spielen Ava Turing, die auf einer leeren Raumstation im Orbit des Jupitermonds Europa aufwacht und von einer künstlichen Intelligenz namens Tom aufgefordert wird, das Verschwinden der Bodencrew auf Europa zu untersuchen. Auf Europa stellen wir fest, dass uns Rätselräume den Weg ins Herz der Bodenstation versperren. Beinahe jeder der 70 Knobelsektoren beginnt mit einem Dialog zwischen Ava und Tom, der die Story vorantreibt. Lösen wir zusätzlich die Rätsel in speziellen Nebenräumen, bekommen wir Zugang zu mehr Informationen darüber, was auf Europa geschehen ist.

Tom klärt uns darüber auf, dass es sich bei den Rätseln um eine Art Turing-Test handelt, gebaut von der Bodencrew, um künstliche Intelligenz fernzuhalten. Um das Team und den Grund für die Sicherheitsmaßnahmen zu finden, müssen wir, das »menschliche Element«, die Tests bestehen, die der Computer angeblich nicht bestehen kann.

Philosphie und Mindfuck

Wir können und wollen die Story nicht spoilern, denn sie gehört unbedingt zum Gesamterlebnis dazu. Die behandelten Themen und ihre einfache Präsentation entwickeln eine spannende Dynamik: Freier Wille, Determination, Verantwortung und Moral - das diskutieren Mensch und Maschine in teils pointierten Dialogen. Kann eine Maschine besser wissen, was gut für Menschen ist, als es Menschen selbst können? Diese Frage wird zur Gretchenfrage des Spiels und lässt uns auf das Finale hin fiebern.

Doch leider fehlt der Geschichte ein konsequentes Konzept, um sie herausragend zu machen. Viele Informationen, die wir frühzeitig in den Nebenräumen finden, werden viel zu spät von Ava thematisiert, was die Glaubwürdigkeit unterminiert. Trotzdem kommt es zu diesem großartigen Moment, in dem die philosophische Diskussion in Verbindung mit den Puzzles dazu führt, dass beinahe der ultimative Mindfuck, (eine kognitive Dissonanz zwischen unserer Überzeugung und dem, was wir wirklich tun) stattfindet und wir uns unwillkürlich fragen: Moment, sind wir ... Ups, fast gespoilert!

Wenn wir, das heißt Hauptcharakter Ava Turing, uns mal komplett sehen wollen, müssen wir eine Kamera nutzen. Wenn wir, das heißt Hauptcharakter Ava Turing, uns mal komplett sehen wollen, müssen wir eine Kamera nutzen.

Anstatt darauf aufzubauen, verliert sich die Geschichte in theoretischen Betrachtungen (beispielsweise in Texten des Philosophen John Searle, der mit seinem Experiment des Chinese Room die Theorie von bewussten Maschinen widerlegen wollte). Auch der Schluss ist ein Videospiel-Stereotyp: Der feinsinnige Twist bleibt aus, wir bekommen nur ein enttäuschendes, eindimensionales und gescriptetes Ende. Klar, man kann das Ende mit Interpretationen hinbiegen. Aber die Entwickler haben es versäumt, die vielen höchst intelligenten Ansätze zu einem narrativen und überraschenden Höhepunkt zu führen.

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