Perfektes Gameplay
Dabei sind die eigentlichen Puzzles hervorragend konzipiert. Es geht immer darum, eine verschlossene oder schwer zugängliche Ausgangstür zu erreichen. Dazu müssen wir unter anderem Energiekugeln und -kisten in Vorrichtungen befördern, die Pforten öffnen, Magnetfelder aktivieren oder Mechanismen auslösen. Es gibt unterschiedliche Energiekugeln, die unterschiedliche (dauerhafte oder sequentielle) Impulse abgeben.
Während wir die Energiekugeln auch über größere Entfernung mit einem Energiemanipulator zu uns saugen oder in die Energievorrichtung schießen können, müssen wir die Energiekisten manuell in passenden Vorrichtungen platzieren. Zusätzlich gibt es Druckplatten, Roboter, die wir steuern können und einiges mehr. Ja, The Turing Test erinnert stark an die Portal-Spiele oder an The Talos Principle.
Je nach Aufbau des Puzzles müssen wir eine bestimmte Reihenfolge ausbaldowern, um die entscheidende Tür zu erreichen. In einem Level müssen wir beispielsweise eine Energiekiste eine Treppe herunterstoßen, damit sie unten eine Druckplatte beschwert und einen Durchgang öffnet. Gleichzeitig schließt die Druckplatte aber auch eine andere Tür, weswegen wir fix durch die Tür sprinten, bevor die Kiste unten ankommt.
Das große Verdienst der Entwickler ist, dass wir mit Ruhe und Überlegung immer irgendwann auf die Lösung kommen. Wir jedenfalls haben nur einen Sektor durch schnödes Rumprobieren geknackt, alles andere wuchs zuvor in unserer Denkmurmel. Die Puzzles sind manchmal einfach, manchmal komplex, aber immer intelligent. Und es sind eine ganze Reihe Aufgaben dabei, die uns bei der Lösung ein begeistertes Jauchzen entlockten. Das motiviert und sorgt für Kurzweil. Die ausnehmend gute Spielerfahrung fußt aber auch auf einer guten Technik.
Saubere Technik trifft sterile Präsentation
Die Ego-Perspektive ist sehr gut umgesetzt. Wir benötigen kein Tutorial: Die wichtigen Interaktionsmöglichkeiten werden uns jederzeit angezeigt. Die Abläufe des Spiels - laufen, springen, bedienen, schießen - sind wie in einem guten Shooter sauber integriert und es kommt kein Frust durch ungenaue Bedienung auf. Auch Bugs haben wir kaum gefunden.
Die Präsentation ist aber ziemlich steril. Wäre hier mehr Realismus, mehr »echte Station« drin gewesen? Sicher, aber das künstlich-sterile Leveldesign funktioniert aus zweierlei Gründen gut: Einerseits unterstützt es das Puzzle-Gameplay durch Minimalismus (Konzentration auf Wesentliches) und auf der anderen Seite untermalt es die philosophische Geschichte durch Abstraktion. Was ist Wahrheit, was ist Illusion?
Dass wir alle möglichen Sachen in die Hand nehmen können (beispielsweise jede Menge Kaffeebecher) ist nett, spielerisch aber meist sinnlos. Allerdings gibt es zwischendurch hin und wieder interessante Notizen zu lesen oder Audio-Logs anzuhören. Besonders Letztere sind grandios gemacht und verursachen eine beklemmende Atmosphäre. Leider finden wir diese Logs zu selten und zu konzentriert auf zu wenige Orte.
Die (ausschließlich) englischen Sprecher machen allerdings einen famosen Job und unterstützen das ruhige, entspannte, aber nicht spannungslose Spielgefühl. Trotzdem schafft The Turing Test es nicht, den ganz großen Wurf zu landen - dafür ist die Dramaturgie zu inkonsequent, und das Finale enttäuscht. Als Gesamtpaket fordert es aber unser Denkvermögen auf einzigartige Weise heraus und verknüpft philosophische und wissenschaftliche Fragen auf äußerst anregende, spannende Weise mit einem cleveren Puzzle-Spiel.
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