Seite 2: The Order: 1886 im Test - Die Linearität trägt Schnauzbart

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Deckung! Schießen! Deckung!

Doch kommen wir zur Action, denn die ist für das komplette Spielerlebnis ebenso wichtig wie das Drumherum. The Order geht beim Ballern keine Experimente ein: Immer wieder kommen wir an Stellen, an denen Kisten, Mauern und Säulen praktisch darum betteln, in Schießereien eingebunden zu werden. Also klemmen wir uns hinter eine Deckung, ziehen den Kopf ein und warten die Feuerpausen der Gegner ab, bevor wir zurückballern. Überraschungen erleben wir dabei nicht viele, doch es kracht und explodiert an allen Ecken, unsere Kugeln bringen Inventar zum Splittern, und auch die eine oder andere Bretterbude muss spektakulär dran glauben, wenn eine Granate oder ein rotes Klischeefass hochgehen.

Gepanzerte Gegner... Diesem gepanzerten Gegner mit der dicken Flinte ist gar nicht so leicht beizukommen.

...brauchen probate Gegenmittel Zum Glück haben wir aber unser Blitzgewehr dabei und verpassen dem Kerl zwei gepflegte Ladungen, damit er zu Boden geht.

Gut so, denn das ist es schließlich, was wir von einem Shooter erwarten. Spektakel. Wenn wir im gediegenen Ballsaal in der Deckung hockend unsere Waffe nachladen, die Gegner auf den Balustraden und hinter Türrahmen verschanzt das Feuer eröffnen, überall um uns herum Glas splittert und Vasen zerbersten, fühlen wir uns mittendrin. Da geht uns das Herz auf.

Nicht so toll ist hingegen die relative Ideenlosigkeit, was das Gegnerverhalten angeht: Die Shooterpassagen sind letztlich nicht viel mehr als Schießbuden mit aufploppenden Zielen. Allerdings ist das in unseren Augen kein wirklicher Beinbruch, denn das Tempo und die Inszenierung sind äußerst gelungen. Wir hätten uns bloß gewünscht, dass die in den Schießereien nachrückenden Gegner sich nicht immer pixelgenau auf den Platz ihres Vorgängers stellen und öfter so etwas wie Eigeninitiative zeigen würden. Besondere Gegner wie die Flintenspezialisten, die vorstürmen, um uns aus nächster Nähe eine Schrotladung zu verpassen, sind zu selten, als dass wir unsere Gefechtsstrategie irgendwie anpassen müssten.

Schwarzwasser statt Zielwasser

Am spannendsten wird es deshalb immer dann, wenn gepanzerte Flintenmänner das Schlachtfeld betreten: Die Kerle sind in dicke Ritterrüstungen gehüllt, die den meisten Kalibern standhalten. Hat es solch ein Gegner geschafft, in unsere Nähe zu kommen, dreht sich die komplette Dynamik des Kampfes: Wir müssen aus der sicheren Deckung heraus und im Rückzug irgendwie versuchen, die Panzerung des Gegners zu knacken - während uns weiterhin die Kugeln seiner Freunde um die Ohren pfeifen.

The Order: 1886 - Entwickler-Video zum Waffendesign des Shooters Video starten 5:07 The Order: 1886 - Entwickler-Video zum Waffendesign des Shooters

In solchen Momenten ist es gut, einen gefüllten Schwarzwasserbalken in der Anzeige zu erblicken. Gehen wir nämlich zu Boden, haben wir einmalig die Chance, einen Schluck aus der Phiole zu nehmen, um unsere Wunden zu heilen und uns wieder aufzurappeln. Allerdings sind wir in der kurzen Zeitspanne zwischen dem Aufbrauchen des letzten Gesundheitspixels und dem Trinken des Schwarzwassers schutzlos und können nur langsam über den Boden kriechen. Der perfekte Moment für Gegner in der Nähe, uns den Gnadenschuss zu verpassen. Das Schwarzwasser macht die Ritter schließlich nicht unsterblich.

Die mysteriöse Flüssigkeit verlängert aber nicht nur unser Leben, sondern kann richtig eingesetzt auch das der Gegner in Sekundenschnelle beenden. Drücken wir auf die linke, obere Schultertaste des Controllers, wechselt das Spiel in eine Abwandlung der Dead-Eye-Sicht aus Red Dead Redemption: Alles um uns herum verlangsamt sich, und wir können Gegner in unserem Sichtfeld mit Markierungen versehen, denen prompt eine Salve aus der Pistole folgt.

Wir können dabei entweder den Blick über das Schlachtfeld schweifen lassen und alle Feinde eliminieren, die gerade den Kopf aus der Deckung strecken, oder unser gesamtes Feuer auf einen einzelnen Gegner konzentrieren. So spicken wir auch gepanzerte Flintengegner innerhalb von Sekunden mit genug Kugeln, um sie zu Fall zu bringen.

Spielanteile: Schießen The Order ist zu 50% Deckungs-Shooter,...

Cutscenes ...zu 40% Filmsequenz,...

Stealth ...zu 5% Schleichspiel,...

Quicktime ...und zu 5% Quicktime-Sequenz

Zukunftswaffen im Retrodesign

Jede Waffe fühlt sich anders an, und je nachdem, ob wir defensiv spielen oder lieber ballernd vorstürmen (nur auf dem leichtesten der drei Schwierigkeitsgrade wirklich ratsam), kristallisiert sich schnell ein Schießprügel unserer Wahl heraus. Können wir überlegt vorgehen und uns einen Gegner nach dem anderen herauspicken, setzen wir auf starke Waffen wie das Scharfschützengewehr. In hektischen Situationen tauschen wir aber gerne die starke Flinte mit der niedrigen Schussfrequenz gegen das Maschinengewehr eines besiegten Feindes ein. Unser bärtiger Ritter ist nämlich kein Packesel und trägt deshalb immer nur ein Gewehr, eine Pistole sowie einige Rauch- und Splittergranaten mit sich herum.

Neben herkömmlichen Waffen gibt es auch einige retrofuturistische Steampunk-Kanonen. Was Q für James Bond erledigt, übernimmt in The Order der Erfinder Nikola Tesla: Er hat ein Labor im Keller des Westminster-Palasts, der als Stützpunkt der Gralsritter dient, und experimentiert dort fleißig mit Waffen jeden Kalibers. So kommen wir etwa an die Blitzkanone, den wir zwar vor dem Einsatz erst aufladen müssen, der dafür aber ungepanzerte Gegner mit einem einzigen Treffer zur Kopflosigkeit bringt. Auch der Thermitwerfer ist eine tolle Sache: Damit verschießen wir einen feinen Nebel aus Thermitpartikeln über weite Distanzen, den wir anschließend mit einem Funken aktivieren. Alles, was sich im Radius der Staubwolke befindet, wird dann gegrillt. Schade nur, dass wir den Großteil des Spiels mit konventionellen Waffen hantieren müssen.

Schleicht euch!

Neben den vielen Ballerszenen verlangt uns das Spiel aber auch Schleicheinsätze ab - und zwar immer nur dann, wenn es ihm in den Kram passt. Statt uns die Wahl zu lassen, generell entweder durch die Levels zu poltern oder leise und besonnen vorzugehen, gibt uns The Order die Spielweise immer vor. Das resultiert meist in viel Zerstörung und Explosionen, doch in zwei Missionen werden wir gezwungen, unentdeckt zu bleiben. Diese Abschnitte bringen zwar etwas Abwechslung ins Spiel, doch sonderlich anspruchsvoll sind sie nicht.

Wagen wir uns nahe an einen Gegner heran, können wir ihm mit der Faust einen Scheitel ziehen, um ihn sofort auszuschalten. Wagen wir uns nahe an einen Gegner heran, können wir ihm mit der Faust einen Scheitel ziehen, um ihn sofort auszuschalten.

Alles was wir tun müssen, ist in Deckung zu bleiben und den richtigen Moment abzupassen, um die patrouillierenden Wachen hinterrücks mit dem Messer oder einer Armbrust auszuschalten. Werden wir entdeckt, bedeutet das den sofortigen Tod durch Kopfschuss. Da hätte man durchaus mehr draus machen können, und wir würden uns wünschen, auch selbstständig in den Stealth-Modus wechseln zu können, um etwas Abwechslung in das streng nach Plan ablaufende Ballergeschehen zu bringen.

Doch genau wie mit den streng vorgegebenen Wegen haben sich die Entwickler etwas dabei gedacht, uns nur an bestimmten Stellen schleichen zu lassen. Um die Geschichte in einem konstanten Tempo am Laufen zu halten und aus dem Spiel ein filmnahes Erlebnis zu machen, sind solche Kompromisse zwar sicher unumgänglich, doch hätte man das sicher auch weniger plump umsetzen können.

DLC
Wenn ihr bei The Order ins Pausemenü wechselt, werdet ihr den Punkt Waffenkammer entdecken, der standardmäßig ausgegraut und nicht anwählbar ist. Dahinter verbirgt sich der Auswahlbildschirm für die verschiedenen Vorbesteller-DLCs, die Waffen, Kostüme und unbegrenztes Schwarzwasser beinhalten. Der Menüpunkt wird erst aktiviert, wenn ihr einen der DLCs heruntergeladen und installiert habt. Bisher gibt es folgende DLCs:

- »Ausdauer des Ritters«-Pack: Wüstenuniform, unbegrenztes Schwarzwasser und schnellere Schwarzsichtregeneration
- »Arsenal des Ritters«-Pack: rote Uniform mit Blitzwerfer-Prototyp und schwarze Uniform mit Brandgewehr

The Order: 1886 - Trailer zur Blackwater Edition mit Gameplay Video starten 1:29 The Order: 1886 - Trailer zur Blackwater Edition mit Gameplay

Die Editionen
The Order: 1886 erscheint in mehreren Editionen. Neben der Standardversion ohne Extras gibt es ein Amazon-exklusives Steelbook mit dem »Ausdauer des Ritters«-Pack als Dreingabe. Beide Versionen liegen preislich gleichauf bei knapp 70 Euro. Wer ein wenig tiefer in die Tasche greift, kann sich die Blackwater-Edition sichern, die für etwa 90 Euro neben dem Spiel (in der Standardverpackung) den DLC-Pack »Arsenal des Ritters« und einige Sammler-Goodies enthält: Fans finden in der schwarzen Box eine Nachbildung der Schwarzwasserphiole, Wappenaufnäher, Symbolaufkleber, Artwork-Postkarten und exklusives Making-of-Material.

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