Von Wolkenstädten und Robo-Piraten
Das macht es Menschen, die für den Preis ihrer Kinotickets eine lineare oder zumindest schlüssige Geschichte erwarten, nicht immer leicht, dem bunten Treiben zu folgen. Eben noch betreten Emmet, der Auserwählte, und seine Freunde, die Meisterbauer, eine rosafarbene Wolkenstadt, in der Einhörner auf Regenbögen umhertänzelt, da springen zwei Szenen später schon Roboter-Piraten und Cowboys durchs Bild. Ach, und dann ist da noch Batman. Und Abraham Lincoln. Aber der tut nichts zur Sache.
Wie übrigens so Vieles in The Lego Movie, das inmitten der ganzen Ideen und Verweise ganz gern und leider viel zu häufig zu vergessen scheint, um was es eigentlich geht. Oder gehen sollte. Natürlich präsentiert man dem Zuschauer am Ende die süßliche Moral von der Geschicht'. Und natürlich kredenzt man ihm - ganz nach Blockbuster Einmaleins - nach jedem Tempotief eine durchaus ansehnliche Actionsequenz.
Eher voll als humorvoll
Aber mittendrin vergisst The Lego Movie immer wieder Spaß zu machen. Es ist bunt und laut und »whoa« und »ohhhh«. Aber abgesehen von zwei, drei richtig guten Lachern, ist zumindest an der Humor-Front wenig zu holen. Das ist umso tragischer, wo doch mit all den Lizenzen (Star Wars, DC, Turtles) so unendlich viel Schabernack möglich gewesen wäre. Zahllose Popkulturzitate, Referenzen oder böse Abrechnungen. Davon gibt es einige Wenige, aber den Erwartungen wird The Lego Movie hier niemals gerecht.
Stattdessen sind Miller und Lord viel zu beschäftigt damit, die ordinäre Geschichte eines Jedermanns der zum Helden wird zu erzählen - erfrischend ist sicher anders. Und mindestens genauso viel Zeit geht dafür drauf, möglichst aufgeregt und freakig zu sein. Aber: ein Film wird nicht atemberaubender, nur weil sein Hauptcharakter pausenlos wild mit den Armen rudert. Auch nicht, wenn es ein Lego-Film ist.
Ignoriert man diesen Fakt aber und lässt sich auf den wilden Ritt auf der Leinwand ein, wird man dennoch seinen Spaß haben. Wenn es schon nicht die Wortspiele oder Zitate reißen, dann wenigstens die exzellenten Sprecher (zumindest im Original). Und hat man sich erst einmal an den nervös wirkenden (und machenden) Animationsstil gewöhnt, scheint auch der seinen ganz eigenen Charme zu entwickeln.
Fazit
David Hain: Eine der Kernaussagen des Films ist am Ende eine, die wohl bezeichnend für das gesamte Spielerlebnis Lego steht: "Lass die Anleitung einfach mal Anleitung sein und tu, was immer du willst mit den Steinen." Es wirkt fast wie bittere Ironie, dass Lego the Movie nun genau diese Regel selbst so sträflich missachtet. Statt frech, schwarzhumorig und unberechenbar zu sein, fahren die Drehbuchautoren eine uralte Story auf und vermengen sie mit den üblichen Stereotypen.
Wer den "Alles ist möglich"-Ansatz der Videospiele und des Spielzeugs fälschlicherweise als Ansatzpunkt für den Film missinterpretiert, wird milde enttäuscht sein. Wild und zügellos ist hier nur das Tempo in dem The Lego Movie seine Schauplätze wechselt und Hauptcharakter Emmet seine Arme durch die Luft schleudert. »Der Zappel-Film« wäre möglicherweise der bessere Filmtitel gewesen. Ob man dies als schlecht oder positiv wertet, sei hier dem persönlichen Geschmack überlassen.
Wie Lego, das Spielzeug, es ja auch tat, als man es damals zum ersten Mal aus der Packung holte und statt des gigantischen Superraumschiffs nur ein paar dröge Steinchen aus dem Plastikbeutel holte, überzeugt dann auch der Film erst auf den zweiten Blick. Wenn man sich an den abgehakten Animationsstil erst gewöhnt hat und ein paar der tollen Setpieces auf sich wirken und die genialen Sprecherstimmen ins Trommelfeuer einziehen lässt, dann vergisst man schnell, dass hier so viel mehr drin gewesen wäre. Am Ende wird Lego the Movie zur herrlich bunten Ode an die Kreativität - und die kann man einfach nicht genug feiern.
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