Portal 2 zählt für uns mit seinem Mix aus cleveren Rätseln aus der Egoperspektive und ganz viel Humor zu den besten Spielen aller Zeiten. Wie cool wäre es also, wenn sich ein Entwicklerstudio diese Formel zum Vorbild nimmt, jedoch genug Eigenständigkeit in sein Spiel bringt, um mehr als einen plumpen Klon zu basteln?
The Entropy Centre für PS4, PS5, Xbox-Konsolen und PC schafft genau das! Hier sollen wir von einer verlassenen Raumstation aus den bevorstehenden Weltuntergang verhindern … indem wir mit Hilfe einer sprechenden Waffe Rätsel lösen und dadurch Energie gewinnen, um die Zeit zurückzuspulen!? Was zugegeben ziemlich seltsam klingt, hat sich im Test als hervorragende Grundlage entpuppt, die über zehn bis 15 Stunden hinweg voll aufgeht und die wir Fans von Knobelspielen wie The Witness, Antichamber und Portal nur wärmstens empfehlen können – zumindest, wenn ihr Abstriche bei der Präsentation in Kauf nehmen könnt.
Den Weltuntergang einfach mal mit Humor nehmen
Geschlüpft wird in die Rolle der frischgebackenen Puzzle-Agentin Aria Adams, die keinen blassen Schimmer hat, wie sie auf einer menschenleeren und ziemlich verwüsteten Forschungsanlage mitten im Weltall gelandet ist, in der sich offenbar alles um das Lösen von Rätseln und die drohende Zerstörung unseres blauen Planeten dreht.
Doch glücklicherweise finden wir in der riesigen – und optisch leider auch arg eintönigen Forschungseinrichtung – schnell eine recht eigenartige "Waffe". Eigenartig deswegen, weil der Anblick der klobigen SciFi-Knarre täuscht. Halten wir sie zum ersten Mal in den Händen, entpuppt sie sich als fröhlich plappernde KI-Assistentin namens Astra, mit der wir Objekte in der Zeit zurückspulen können.
Und mit Astra fängt der Spaß nicht nur in puncto Gameplay an. Die auf Englisch vertonten Gespräche mit wahlweise deutschen Untertiteln zwischen Aria und ihrer neuen KI-Begleiterin haben uns immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Während unserer frischgebackenen Puzzle-Agentin nämlich aufgrund der nahenden Katastrophe verständlicherweise mächtig die Düse geht, bringt Astra flapsige Kommentare über das Alter von Aria, erklärt ihr mit Seelenruhe die technischen Details der Anlage oder hält einen Monolog über Katzen. Warum auch nicht? Wenn die Welt eh schon untergeht, dann aber bitte mit Humor!
Generell nimmt sich The Entropy Centre nicht ernst und hat uns von seinen witzigen Dialogen nicht nur einmal an The Stanley Parable erinnert. Das Spiel hat es mit seinem Humor sogar geschafft, dass wir alle Räume nach eingeschalteten PCs abgesucht haben – und das, obwohl wir absolut keine Fans von Questlogs sind. Hier ist nämlich stets der Mailordner offen, in dem nicht nur interessante Hintergründe zur Forschungsanlage und ein Newsletter über Katzenfakten schlummern, sondern auch witzige Gespräche zwischen den verschwundenen Angestellten. Die humorvollen Dialoge und Texte sind erzählerisch übrigens ganz klar der Star der Narrative, während wir die Geschichte samt ihrer interessanten Weltuntergang-Prämisse mehr als Hintergrundrauschen wahrgenommen haben. Eines, das bis zum Schluss aber durchaus neugierig macht.
Wenige Worte zum technischen Zustand: Hier können wir uns kurz fassen. Beim Test auf der PS5 sind uns keinerlei Bugs oder sonstige Auffälligkeiten begegnet. Das Spiel läuft in flüssigen 60 fps und 4K-Auflösung.
Wie The Entropy Centre in Bewegung aussieht, könnt ihr hier im Trailer sehen:
Essalkartxe red Tsoklestär
Doch in The Entropy Centre schlummert noch ein viel größeres Highlight: Die fantastischen Rätsel, die mit einer überaus motivierenden Lernkurve daherkommen und uns dank der schrittweisen Einführung neuer Rätselelemente über alle 15 Akte hinweg motiviert und Spaß gemacht haben.
Dreh- und Angelpunkt der Knobeleien ist die zeitliche und räumliche Manipulation von Objekten wie Kisten, Jumppads oder beispielsweise Laufbändern. Klingt kompliziert, bedeutet aber lediglich, dass wir für das Lösen der Rätsel permanent zum Rückwärtsdenken gezwungen werden.
Ein einfaches Beispiel: Um einen Rätselraum zu durchqueren, müssen wir nicht nur eine höher gelegene Tür erreichen, sondern sie auch mit einem Druckschalter öffnen. Im Raum befindet sich aber lediglich ein Jumppad. Sind wir also erst einmal nach oben zur Tür gehüpft, wie sollen wir dann noch den Schalter drücken? Für des Rätsels Lösung müssen wir rückwärts denken und das Objekt in der Zeit zurückspulen. Wir platzieren das Pad also zunächst auf dem Schalter, dann unter der Anhöhe, springen hoch und feuern dann mit Astra auf das Pad, das sich rückwärts in der Zeit bewegt, wieder an seinen Ausgangspunkt schwebt und den Schalter betätigt. Einfach, oder?
Nach diesem Grundprinzip funktionieren alle Knobeleien im Spiel und es erstaunt, wie schnell man sich an den Twist gewöhnt. Es erstaunt aber auch, dass die Mechanik bis zum Schluss nicht langweilt und es Entwickler Stubby Games gelungen ist, stets frische und clevere Puzzle-Elemente hinzuzufügen.
Dabei ist der Aufbau des Spiels recht simpel: Wir durchqueren auf einer Ebene mehrere Rätselräume, lauschen zwischendurch den witzigen Dialogen von Aria und Astra und erfahren nach Abschluss eines Aktes mehr darüber, wie wir die Welt retten sollen. Hin und wieder werden zur Auflockerung kurze Action-Passagen eingestreut, in denen wir beispielsweise unter Zeitdruck aus einem Raum fliehen müssen, dessen Treppen und Säulen kollabieren und auf uns hinab stürzen. Diese Abschnitte sind zwar bei weitem nicht die Stärke des Spiels und können ab und an durch ihren Trial&Error-Charakter ein wenig frustrieren, für etwas Abwechslung taugen sie aber allemal.
Dürstet es euch also nach Spielen wie The Witness, Antichamber oder Portal nach frischer Rätselkost aus der Egoperspektive, können wir euch The Entropy Centre zum aktuellen Preis von schmalen 25 Euro nur ans Herz legen. Erwarten solltet ihr nur keinen optischen Leckerbissen oder ein Spiel, das mit aufwendigen Cutscenes daherkommt. Hier hat das kleine britische Team aus Brighton gespart. Gewiss aber nicht an cleveren und spaßigen Rätseln.
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