Splatoon 3 im Test: Clever ausgebaute Spielspaß-Kleckserei

Splatoon 3 setzt im Test auf die gleichen Stärken wie die Vorgänger, übertrifft diese aber dank einiger gelungener Neuerungen und dem gesteigerten Umfang.

Splatoon 3 im Test für Nintendo Switch Splatoon 3 im Test für Nintendo Switch

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Splatoon ist für Nintendo-Verhältnisse noch immer eine recht junge Marke. 2015 hatten die kunterbunten Tintenfische ihren ersten Auftritt auf der Wii U. Zwei Jahre später folgte der Nachfolger, der mit vielen Verbesserungen und dem Sprung auf die damals neue Nintendo Switch überzeugen konnte. 

Seither verkaufte Teil zwei über 13 Millionen Einheiten und bis heute sind die Multiplayer-Server gut bevölkert, mit vielen Updates hat Nintendo das Spiel über die Jahre stets aktuell gehalten. Einen dritten Ableger hätte es zum aktuellen Zeitpunkt also gar nicht unbedingt gebraucht. Warum Splatoon 3 trotzdem der beste Teil der Serie geworden ist und ihr der Reihe spätestens jetzt eure Aufmerksamkeit schenken solltet, erfahrt ihr in unserem Test.

Splatoon 3 - Neuer Trailer feiert Launch des kunterbunten Tinten-Shooters Video starten 0:30 Splatoon 3 - Neuer Trailer feiert Launch des kunterbunten Tinten-Shooters

Malerhandwerk

Eins vorweg: Splatoon 3 ist eher eine Evolution und keine Revolution der Serienformel. Wenn ihr einen der Vorgänger gespielt habt, findet ihr euch sofort zurecht. Nintendo behält das gut funktionierende Grundgerüst bei und zieht nur ein paar Stellschrauben an. 

Im Kern ist Splatoon 3 ein bunter Third-Person-Shooter mit starkem Fokus auf den Multiplayer. Die Besonderheit liegt darin, dass alle Waffen Tinte in verschiedenen Farben verschießen, die dann auf dem Boden und an Wänden kleben bleibt. Überall dort, wo ihr Tinte in eurer Farbe findet, könnt ihr eintauchen, um euch in der Pfütze schneller fortzubewegen und euren Tintentank wieder aufzuladen. 

Splatoon 3 setzt erneut auf einen kunterbunten Look. Splatoon 3 setzt erneut auf einen kunterbunten Look.

In den klassischen Revierkämpfen, die der Hauptmodus des Multiplayer sind, geht es passend dazu darum, zu viert möglichst viel Fläche der Map in drei Minuten einzufärben. Das gegnerische Team verfolgt natürlich gleichzeitig dasselbe Ziel und so trifft man früher oder später aufeinander, was in wilden Positionskämpfen und viel vergossener Tinte gipfelt. Das Konzept hat 2015 gut funktioniert und macht auch heute noch genauso viel Spaß.

Einzigartiger Gameplay-Mix

Splatoon hat dabei dasselbe “Problem” wie viele andere Nintendo-Reihen. Durch die knuffige und kunterbunte Optik wird die Serie schnell als “casual” oder “für Kinder” abgestempelt. Gerade Shooter-Fans sind eine deutlich ernstere und bodenständigere Präsentation gewohnt. Selbst das bunte Fortnite setzt auf klassische Waffen mit passenden Sounds und Explosionen.

Der alberne Ton und die farbenfrohen Karten sollten allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Splatoon 3 mindestens genauso kompetitiv und intensiv sein kann, wie seine “realistischeren” Genre-Kollegen. Noch viel mehr als bei der Optik hebt sich Splatoon außerdem durch die einzigartigen Spielmechaniken von der Konkurrenz ab.

Das Einfärben des Bodens ist spielentscheidend. Das Einfärben des Bodens ist spielentscheidend.

Im Vordergrund stehen hier eben nicht Abschüsse und Kill-Serien, sondern das Einfärben des Bodens. So kann jedes Teammitglied einen wertvollen Beitrag leisten. Die gefärbten Flächen sind aber nicht nur für das Endergebnis entscheidend, sondern auch für die Kämpfe. 

Es gibt nämlich keinen Sprint, kein Klettern und auch kein Nachladen. Für all diese Aktionen braucht ihr Tinte in der Farbe eures Teams. In gegnerische Flächen könnt ihr nicht abtauchen, außerdem werdet ihr drastisch verlangsamt und nehmt Schaden, wenn ihr darin steht. Dadurch ergibt sich ein einzigartiger Mix aus direkten Kämpfen und dem möglichst schnellen Einfärben großer Flächen. 

Am Ende jeder Runde wird abgerechnet. Am Ende jeder Runde wird abgerechnet.

Ihr könnt eigene Routen halten und Rückzugsmöglichkeiten des gegnerischen Teams abschneiden. Wer Wände färbt, erschließt höher gelegene Positionen für sein Team. Besonders in kompetitiven Matches kommt es dann auch auf die Zusammenstellung der Gruppe an. Die Waffen mit dem meisten Schaden färben nämlich kleinere Flächen, weshalb als Ausgleich streuendere, aber schwächere Waffen benötigt werden. Diese Mechanik ist im Genre einzigartig und gibt Splatoon 3 tatsächlich eine Sonderstellung.

Revierdecks

Während alle anderen Modi nur erweitert oder im Detail verbessert werden, bietet Splatoon 3 mit den Revierdecks auch einen völlig neuen Modus. Dabei handelt es sich um eine Kartenspielvariante des Revierkampf-Modus. Ein Deck besteht aus 15 Karten, von denen immer vier aufgedeckt sind. Neue Karten kann man in den anderen Spielmodi verdienen.

Jede Karte hat ein Muster aus Blöcken, die ähnlich wie in Tetris aussehen und einen Wert, der angibt, wie viele Blöcke dafür genutzt werden. Diese müssen dann in zwölf Runden auf einem länglichen Spielfeld angeordnet werden. Das Ziel ist auch hier, einen möglichst großen Teil der Spielfläche einzufärben. 

n den Revierdecks spielen wir die Multiplayer-Partien mit Karten nach. n den Revierdecks spielen wir die Multiplayer-Partien mit Karten nach.

Die Muster müssen immer an schon eingefärbte Bereiche anschließen. Wenn beide Spieler*innen dasselbe Feld belegen wollen, sticht die Karte mit dem niedrigeren Wert. Bei einem gleichen Wert entsteht eine Wand. Nach kurzer Eingewöhnung spielen sich die Runden angenehm kurzweilig, wobei es sich weniger um ein klassisches Kartenspiel, sondern eher um Knobeleien mit taktischem Ansatz handelt.

Revierdecks wird wohl kaum das neue Gwent werden, für zwischendurch ist es aber wirklich gut geeignet. Gerade im Handheld-Modus kann man so entspannt nebenbei ein paar spaßige Runden spielen. Das funktioniert auch komplett offline, ist also auch für Solo-Spieler*innen interessant. Komisch ist nur, dass man zuerst Level vier im Multiplayer erreichen muss, um Revierdecks freizuspielen. Ohne Nintendo Online ist das Kartenspiel also nicht zu haben.

Mehr Maps, mehr Waffen, mehr Abwechslung

Die längste Zeit werden die allermeisten Spieler*innen aber sowieso im klassischen Multiplayer verbringen. Nintendo liefert hier die gewohnte Kost, aber mit mehr Umfang als je zuvor. Ganze zwölf Maps stehen zum Release zur Verfügung, darunter ein paar Rückkehrer und viele Neuzugänge.

Die Waffen aus dem Vorgänger sind ebenfalls allesamt wieder an Bord, dazu gibt es zwei spannende Neuzugänge. Der Stringer-Bogen hat unterschiedliche Feuermodi und erweitert das Fernkampf-Repertoire, während das Splatana im Nahkampf zum Einsatz kommt. Die Waffen werden wie zuvor mit Level-Aufstiegen freigeschaltet und kommen jeweils in Verbindung mit einer taktischen Fähigkeit wie Granaten oder Haftbomben und Spezial-Attacken.

Waffenauswahl: Kleckser Der Standard-Kleckser ist vielseitig und leicht zu bedienen.

Klecksroller Mit der Klecksrolle rollen wir über Gegner hinweg.

Airbrush MG Mit dem Airbrush MG färben wir in Windeseile ganze Levels ein.

Splatana Das Splatana macht uns im Nahkampf zum Tinten-Samurai.

Klecks-Konzentrator Der Klecks-Konzentrator ist auf größere Entfernungen tödlich.

Tri-Stringer Die Projektile des Bogens explodieren nach dem Aufprall.

Diese können wir einsetzen, wenn wir die dazu passende Anzeige gefüllt haben, indem wir möglichst viel einfärben. Auch hier gibt es ein paar neue Fähigkeiten. So verwandeln wir uns in einen mächtigen Panzer mit unterschiedlichen Feuermodi, der nur von hinten verwundbar ist, oder reiten auf einem explosiven Hai mitten in Gegnergruppen.

Die Gefechte spielen sich zwar noch immer sehr ähnlich, aber der Umfang und die Abwechslung sind deutlich größer als zuvor. Die neuen Waffen und Fähigkeiten fügen sich nahtlos ein und bieten neue Taktiken, die Maps sind allesamt hübsch gestaltet und ändern sich teilweise dynamisch innerhalb der Runde.

Mangelhafte Map-Rotation
Schon im Vorgänger hatten wir kritisiert, dass Nintendo auf unnötig limitierende Kartenrotationen setzt. So sind immer nur zwei Karten spielbar, die alle zwei Stunden ausgetauscht werden. Für die anderen Modi gilt dasselbe. Es ist schade, dass wir hier nicht selbst wählen dürfen, auf welchem Schlachtfeld wir antreten wollen. Besonders in Lobbys, die über mehrere Runden hinweg gleich bleiben, wäre ein Abstimmungssystem ein Segen. So spielt man häufig dieselbe Map immer wieder und kommt gar nicht in den Genuss der großen Vielfalt. 

Von lockeren Runden und bockschweren Matches

Ab Level zehn kommen dann die schon aus dem Vorgänger bekannten Ranglisten-Modi dazu. In Herrschaft, Turm-Kommando, Operation Goldfisch und Muschelchaos kommt es deutlich mehr auf die richtige Taktik und die direkten Kämpfe gegen andere Spieler*innen an. Hier wird Splatoon 3 richtig kompetitiv und steht anderen Shooter-Serien an Intensität in nichts nach.

Mitunter kann es richtig stressig und kompetitiv werden. Mitunter kann es richtig stressig und kompetitiv werden.

Grundsätzlich macht die Herangehensweise an das Spiel in vielen Fällen aus, wie fordernd das Spielerlebnis wird. Revierdecks und Kampagne eignen sich etwa hervorragend für den Handheld-Modus der Switch. Auch ein paar lockere Online-Matches können so gut gespielt werden. Am Fernseher mit dem passenden Controller ist die Steuerung aber am griffigsten. Gerade in den Multiplayer-Schlachten kann das den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.

Elegant gekleidet

Um euren Spielstil zu spezialisieren, könnt ihr in verschiedenen Läden wieder Kleidungsstücke erwerben. Diese geben euch unterschiedliche Boni und können mit gespielten Matches aufgelevelt werden. So bewegt ihr euch schneller durch eure eigene Tinte, ladet den Vorrat zackiger auf oder nehmt weniger Schaden durch Sekundärwaffen. Ihr könnt auch mehrere Outfits abspeichern und euch so quasi eigene “Klassen” erstellen.

Zwischen den Partien können wir in Splatsville abhängen und shoppen. Zwischen den Partien können wir in Splatsville abhängen und shoppen.

Salmon Run

Koop-Spieler*innen werden sich über die Rückkehr des Salmon Run freuen. In diesem Horde-Modus geht es darum, eine Insel gegen zahlreiche anstürmende Gegner zu verteidigen. Schon im Vorgänger waren vor allem die Bossgegner hier das wahre Highlight und Nintendo hat das verstanden. In Splatoon 3 gibt es daher eine ganze Reihe neuer Fieslinge, die allesamt mit einer eigenen Taktik aufwarten.

Nur wenn ihr die Bosse erledigt, kommt ihr an die wertvollen Fischeier, die das Ziel des Modus sind. Im Salmon Run ist gute Kommunikation wichtig, was mit zufälligen Mitspielern zwar nicht immer einfach, aber doch möglich ist. Gerade Freundes-Gruppen werden hier aber den meisten Spaß haben. Die Herausforderung ist nämlich erneut groß und wer nicht zusammenspielt, hat wenig Aussicht auf Erfolg.

Die bisher größte Kampagne

Der Hauptfokus von Splatoon 3 sind erneut die Multiplayer-Matches. Trotzdem bietet Nintendo wieder eine Solo-Kampagne an, die sogar umfangreicher ausfällt als zuvor. Die Welt der Inklinge wird von einer mysteriösen, flauschigen Substanz eingehüllt. Als Agent 3 müssen wir dem auf den Grund gehen und das Fell am besten gleich entfernen.

Oberwelt Die Hub-Welten sind von einer flauschigen Substanz überzogen, die wir entfernen müssen.

Level Die Levels fordern uns viel Geschick ab.

Die Story ist Nintendo-typisch eher nebensächlich, kann aber trotzdem mit ein paar Wendungen, lustigen Charakteren und furiosen Bosskämpfen überzeugen. Grundsätzlich bewegen wir uns über eine Oberwelt, die in verschiedene Hubs unterteilt ist und voller Geheimnisse steckt. Von dort können wir dann einzelne Levels betreten. Die Auswahl ist mit insgesamt 66 einzelnen Prüfungen inklusive einiger spaßiger Boss-Fights angenehm groß, pro Aufgabe braucht ihr so zwischen zwei und 15 Minuten.

Hier erwarten uns abwechslungsreiche Aufgaben, die mal unsere Reflexe, mal unser Logikverständnis und in seltenen Fällen auch unsere Nerven fordern. Jede Aufgabe können wir mit einem oder mehreren vorgegebenen Ausrüstungen absolvieren. Dadurch lernen wir den Umgang mit allen Waffen und Fähigkeiten, weshalb auch Online-Spieler*innen von der Kampagne profitieren können. Splatoon 3 ist insgesamt also ein schönes Paket für alle, die ihre Shooter nicht unbedingt düster, ernst oder realistisch brauchen.

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