Hardcore-Modus und Herausforderungen
Nach einer erfolgreich erledigten Mission im normalen Schwierigkeitsgrad werden zusätzliche Ziele, sogenannte "Badges" als Auszeichnungen pro Level sichtbar. Diese fordern indirekt dazu auf, die eben erledigte Mission mal "ohne durch das Wasser zu schwimmen" oder "niemanden zu töten" zu bewältigen. Diese Badges stellen einen hohen Reiz und Wiederspielwert dar. Für Experten gibt es zusätzliche Speedrun-Ziele und richtig knackig schwere Aufgabenstellungen, die nur mit absolut präziser Planung und stundenlanger Hingabe an den einen, perfektionierten Schlachtplan erreicht werden können.
Wem das alles zu anstrengend ist, der hat neben dem Normal- und Hardcore-Modus (Wachen sind bei Sichtkontakt sofort alarmiert, Charaktere haben weniger Lebenspunkte) auch die Wahl einer einsteigerfreundlichen Easy-Variante. Die verzeiht extrem viel und lässt Wachen weniger aggressiv reagieren. Zusätzlich besitzt jede Figur mehr Lebensenergie, sodass diese auch in der direkten Konfrontation mehr einstecken kann. Das Spiel wird auf diese Weise für Anfänger weniger frustrierend, zur Strafe werden dafür die Badges der jeweiligen Mission nicht freigeschaltet.
Da es sich bei Shadow Tactics um ein Echtzeitspiel handelt, ist das richtige Timing von enormer, alles entscheidender Bedeutung. Anders als in Rundenstrategiespielen wie XCOM müssen Aktionen oft in schneller Reihenfolge hintereinander abgewickelt werden, ohne dass es die Möglichkeit zum Durchatmen oder Pausieren gibt. Ein wenig Erleichterung bietet immerhin der Shadow Mode. Ist der aktiviert, reagieren die Charaktere nicht auf den nächsten Befehl, sondern merken sich diese Aktion, bis wir den Startschuss für die Durchführung geben. So können mehrere Aktionen, aber jeweils nur eine pro Figur, parallel ausgeführt und minutiös miteinander abgestimmt werden.
Rückkehr der "Quick Load"-Orgien
Kenner des Genres wird es wenig überraschen, dass zumindest im ersten Durchlauf jede Mission nur mit der exzessiven Nutzung der Schnellspeicher- und Schnelladen-Funktion geschafft werden kann. Alle anderen sollten vorgewarnt sein: Diese Art von Spiel lebt vom aufmerksamen und geduldigen Sondieren, dem Einstudieren der gegnerischen Bewegungsabläufe und viel, viel Trial & Error.
Das ist in diesem Fall ok! Scheitern gehört nämlich zum Spielkonzept und nur ein beherzter Versuch wird zeigen, ob die Idee, den Felsen auf die Wache fallen zu lassen, funktioniert oder nicht. Wenn uns das Ergebnis nicht gefällt oder ein Plan misslingt, setzen wir den aktuellen Zustand mit der Quickload-Funktion in wenigen Sekunden zurück und probieren es auf eine andere Weise. Vielleicht mit der Falle von Yuki? Nein, zu auffällig. Quickload. Man könnte auch mit dem Wurfstern … Nein, auch nicht. Quickload. Aber hier von der Seite über das Gebüsch, ja, das hat funktioniert. Schnell speichern und auf zur nächsten Wache.
Die Münchner Entwickler von Mimimi Productions sind nach eigenen Bekunden große Fans der beiden geistigen Väter Commandos und Desperados und wissen, wie elementar das Speichern und Laden zum Spielkonzept gehört. Glücklicherweise haben sie viele Komfort- und Sicherheitsstufen eingebaut, um Frustmomente zu vermeiden. Es ist uns einige Male nach dem Schnellspeichern passiert, dass wenige Augenblicke später doch noch eine Wache unsere Spielfigur erblickt und erschossen hat.
Dieser Spielstand und der gesamte, stundenlang erarbeitete Missionsfortschritt wären in solchen Situationen ruiniert. Um das zu verhindern, legen sich automatisch jeweils drei Quicksaves chronologisch an, so dass jederzeit auch alternativ die zwei vorherigen Speicherungen aufgerufen werden können, quasi abgestufte Schnellspeicherstände. Zusätzlich dazu können unbegrenzt viele manuelle Saves angelegt werden, auch außerhalb der drei Quicksave-Slots. Vorbildlich!
Wo ist die deutsche Sprachausgabe?
Die englische Sprachausgabe in den Dialogen und Reaktionen der Figuren ist professionell, und die gewählten Stimmen passen sehr gut zu den Figuren und unterstreichen ihren Charakter. Passend zum Setting kann die Sprachausgabe auch auf Japanisch gestellt werden, was dem Spiel einen zusätzlichen Atmosphäreschub gibt. Eine deutsche Sprachausgabe ist nicht geplant. Menü, Missionsbeschreibungen und auch Untertitel sind im Spiel auf Deutsch (und vielen weiteren Sprachen) verfügbar.
Unterschiede zur PC-Version
Shadow Tactics ist bereits 2016 für den PC erschienen und kommt nun mit leichter Verzögerung auch endlich auf die Konsolen. Die zusätzliche Optimierungsarbeit, die in die Portierung geflossen ist, macht sich auch spürbar bemerkbar, die Ladezeiten vor den Level sind auf der von uns getesteten PS4-Version sogar schneller als noch in der PC-Version. Auch störende Dinge wie das "Einfrieren" des Ladebalkens am PC sind gewichen, ein Quicksave & Load dauert auf der PS4 Pro keine fünf Sekunden.
Die Bedienung mit dem Controller ist wunderbar gelungen und lässt uns die genretypische Maussteuerung der PC-Version nicht vermissen. Das Bedienlayout ist durchdacht und alle Funktionen und Kommandos komfortabel ausführbar. Wie auch bei der Umsetzung von Diablo 3 weicht die indirekte Maus- und Tastatursteuerung der direkten Bewegung der Spielfgur über den Analogstick und kontextsensitiven Befehlen.
Das Spielgefühl verändert sich dadurch zwar leicht, aber der Anspruch und die taktische Freiheit werden nicht eingeschränkt. Inhaltlich unterscheiden sich die Versionen nicht. Auch auf der Konsole ist Shadow Tactics ein Pflichttitel für alle Couch-Taktiker und Echtzeitstrategen.
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