Sekiro: Shadows Die Twice ist eine einzige große Lüge! Dass From Software in seinem neuen Action-Adventure treue Fans nach all den Jahren so hinters Licht führt, das enttäuscht. Da ich jetzt eure volle Aufmerksamkeit habe, will ich das Ganze ein klein wenig relativieren. Natürlich ist der Ausflug der Entwickler in die japanische Sengoku-Ära mit Shinobi Sekiro bei Weitem keine Enttäuschung.
Es ist vielmehr ein frischer Wind für Souls-Fans und Futter für alle, denen es nach einer gnadenlosen (!!!) Herausforderung dürstet. Und hier kommen wir zur ersten Behauptung meiner nicht ganz ernst gemeinten Einleitung, der Lüge. Schatten sterben nämlich, wie der Titel suggeriert, nicht nur zweimal. Sie sterben aus meiner Testerfahrung in den gut 30 Stunden bis zum Abspann immer und immer und immer wieder.
Sie sterben so lange, bis ihr das Kampfsystem perfekt meistert, wofür die Ausdauer und das Durchhaltevermögen eines Marathonläufers nötig sind. Wer sich dieser Aufgabe nicht mit voller Hingebung widmet, für den - und das ist eine große Warnung vorab - für den ist Sekiro nicht das richtige Spiel.
Angreifen war gestern
Nach dem Abspann von Dark Souls 3 hatten viele Fans einen großen Wunsch: Das nächste Spiel der japanischen Entwicklerschmiede soll zwar seinen Wurzeln bestehend aus einem packenden Kampfsystem und einer Welt voller Geheimnisse treu bleiben, rein spielerisch aber eine neue Erfahrung bieten. Mit der Meinung waren sie wohl nicht allein, denn auch die Entwickler wollten die Reihe vorerst ruhen lassen und neue Wege beschreiten. Und siehe da, der Wunsch ging in Erfüllung.
Sekiro bleibt der Formel von From Software treu und bietet eine Welt voller Geheimnisse, die man nach und nach erkundet, während man mit einem packenden Kampfsystem Widersacher ausschaltet. Just dieses Kampfsystem haben die Mannen um Chefdesigner Miyazaki gründlich überarbeitet: Früher haben wir Gegner umkreist, den Blick stets auf die Ausdauerleiste geheftet. Denn ging die zu Neige, haben wir unser Heil in der Defensive gesucht.
Jetzt ist alles anders.
Um die Schwertkampf-Action in Sekiro zu meistern, müsst ihr offensiv agieren. Müsst speziell bei stärkeren Gegnern ihre Angriffe lesen. Anstatt vor Attacken auszuweichen, pariert ihr sie mit eurem Katana. Schafft ihr das, füllt sich Stück für Stück eine Leiste am oberen Bildschirmrand. Ist die voll und ihr habt euren Gegenüber ins Straucheln gebracht, folgt auf die nächste Parade ein vernichtender Todesstoß. Bei Mini-Bossen und Bossen müsst ihr diesen Ablauf wiederholen. Eigene Angriffe - und das ist für den Erfolg im Spiel entscheidend - sind abseits von Duellen gegen Standard-Fußsoldaten nur wenig effektiv.
Zwischen Leben und Tod
Wer wie ich jahrelang Dark Souls "gelernt" hat, muss sich hier drastisch umgewöhnen - sonst sieht man kein Land. Das Kampfsystem verzeiht (fast) keinen Fehler und erinnert an manchen Stellen fast schon an ein Rhythmus-Spiel. Verbaselt ihr nämlich eine Parade und einer der mächtigen Samurai setzt einen Treffer, ist ein Großteil eurer ohnehin schon winzigen Lebensleiste futsch. Dann heißt es entweder einen der knappen Flakons zur Heilung benutzen - von denen gibt es übrígens weitaus weniger als in den Souls-Spielen - oder ihr sterbt.
Der Tod ist in Sekiro nämlich nicht gleichbedeutend mit dem Erwachen an den "Statuen des Bildhauers", den fair platzierten Rücksetzpunkten in der Welt. Habt ihr das Zeitliche gesegnet, gibt euch das Spiel vielmehr eine zweite Chance und schickt uns mit halber Lebensenergie zurück ins Geschehen. Wer an dieser Stelle auch nur eine Sekunde denkt "Mensch, das ist ja voll die Noob-Mechanik, die macht ja alles leichter".
Nix da! Ohne sofortige Heilung seht ihr nach dem nächsten Volltreffer nämlich erneut den Todes-Bildschirm, und das wars dann endgültig. Wirklich gut ist dieser Ansatz nicht. Im Endeffekt hätte man die "halbtote Wiedergeburt" durch ein wenig mehr Lebensenergie ersetzen können und es hätte den Moment erspart, in dem ihr für eine Weile tot am Boden liegt.
Vitalität und Angriffskraft:
In Sekiro steigert ihr eure Vitalität ausschließlich über eingesammelte Gebetsperlen. Die gibt es meist von Mini-Bossen. Habt ihr vier Perlen in eurem Besitz, könnt ihr an den Statuen des Bildhauers eure Lebensenergie ein Stück weit erhöhen. Ähnlich verhält es sich mit der Angriffskraft. Um die zu steigern sammelt ihr Erinnerungen. Das macht ihr, indem ihr für die Hauptgeschichte relevante Bosse besiegt. Jede gesammelte Erinnerung erhöht an den Statuen dann eure Stärke.
Auf leisen Sohlen
Aber gut, das Spiel bietet doch gewiss noch andere Wege und Möglichkeiten, um gegen die zahlreichen Feinde zu bestehen, sagt ihr. Und ja, die gibt es. Allen voran die hervorragende und unfassbar befriedigende Stealth-Mechanik. So könnt ihr euch - abgesehen von Bossen - an alle Gegner heimlich anschleichen oder aus luftigen Höhen auf sie herabstürzen, um ihnen einen brutalen Todesstoß zu verpassen.
Seid ihr geschickt, schaltet ihr auf diese Art einen Großteil der Feinde unauffällig aus und erleichtert euch dadurch das Spiel enorm. Werdet ihr entdeckt, hilft meist der taktische Rückzug. So flieht ihr entweder geschwind zu Fuß in Gebiete fernab eurer Widersacher oder benutzt euren Greifhaken (zu dem später noch mehr), um euch außer Reichweite zu ziehen.
Nach einer Weile könnt ihr dann einen neuen Versuch auf leisen Sohlen starten. Die Aufmerksamkeitsspanne der Aufgescheuchten ist nämlich begrenzt. Das soll aber keine Kritik an der KI sein. Die ist nämlich erstklassig, passt zum Spiel und weiß sich je nach Gegnertyp bestens zu verteidigen.
Auch cool: Es gibt einen Lausch-Modus. Wer sich leise an Feinde heranschleicht, kann per Tastendruck aus der Entfernung das Gespräch zweier NPCs mitanhören und erhält so wichtige Informationen über die Schwächen eines Gegners oder den Fundort eines geheimen Items.
Die Übel von Sekiro
Gekämpft wird in erster Linie gegen menschliche Krieger. Vom kleinen Schwertschwinger über den flinken Mönch bis hin zum riesigen Ober-Samurai ist alles dabei. Eure Widersacher patrouillieren meist einzeln sowie in kleinen Teams die Areale der Spielwelt oder befinden sich fest stationiert an bestimmten Stellen.
Darüber hinaus trefft ihr auf fantastische Figuren aus der japanischen Mythologie, beispielsweise Oger. Im Kern ist Sekiro zwar zum Ende der realen Sengoku-Ära der japanischen Geschichte angesiedelt, spielt aber in einer Art Paralleluniversum mir allerlei übernatürlichen Wesen.
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