Season im Test: Das PlayStation-Exclusive hat uns trotz seichtem Gameplay tief berührt

Season: Ein Brief an die Zukunft schickt uns auf einen emotionalen Fahrrad-Roadtrip, auf dem wir eine geheimnisvolle Welt erkunden, die sich bald für immer verändern wird.

Season nimmt uns mit in eine malerische Welt, die voller Geschichten steckt. Season nimmt uns mit in eine malerische Welt, die voller Geschichten steckt.

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Season: Ein Brief an die Zukunft vermittelt die Stimmung eines flüchtigen Traums, an dem wir uns kurz vor dem Aufwachen noch ein bisschen festklammern. Die surreale Geschichte des Adventures schickt uns auf eine wunderschön melancholische Radtour am Ende eines Zeitalters. Gemeinsam mit Protagonistin Estelle bereisen wir eine Welt, die sich schon bald für immer wandeln wird, mit dem Ziel, sie für künftige Generationen zu dokumentieren. Dafür treten wir in die Pedale, erkunden, schießen Fotos, machen Audioaufnahmen und erstellen unser persönliches Reisetagebuch – den titelgebenden Brief an die Zukunft.

Ein bittersüßer Roadtrip

Bevor Estelle zu ihrem Roadtrip aufbricht, lebt sie mit ihrer Mutter im ebenso abgeschiedenen wie gut geschützten Bergdorf Caro. Die Grenzen des kleinen Örtchens hat noch nie jemand überschritten, seit sie geboren wurde. Das will Estelle nun ändern. Zwar wäre sie in Caro sicher vor den ungewissen Folgen der Zeitenwende, aber das reicht ihr nicht. Sie will mehr von der Welt und der untergehenden Ära sehen, bevor es zu spät ist.  

Als sie aufbricht, um die Seiten ihres Tagebuchs zu füllen, hat sie aber nicht nur ihre Aufzeichnungen für künftige Generationen im Sinn. Estelle tritt die Reise auch in Gedenken an ihren verstorbenen Vater an. Der hat es nämlich nie gewagt, die Welt jenseits des Dorfes zu erkunden, obwohl er das eigentlich immer wollte. 

Auf ihrer Reise trifft Estelle Menschen, die gerade vor einem großen Umbruch stehen. Auf ihrer Reise trifft Estelle Menschen, die gerade vor einem großen Umbruch stehen.

Um sich in der “Außenwelt” vor dem zu schützen, was der große Umbruch bringt, trägt die junge Frau einen Anhänger, den sie mit ihrer Mutter in einem Abschiedsritual hergestellt hat. Auf diese Weise gewappnet, radelt Estelle los und landet im mysteriösen Tieng-Tal. Dieses wird gerade geräumt, weil es geflutet werden soll. Vorerst wartet hier aber eine ganze Flut an Eindrücken und Fragen auf Estelle:

Was hat die Gruppe der Grauen Hände vor, die das Evakuierungsvorhaben überwacht? Was ist in der Zeit des großen Krieges geschehen, der seine Spuren hinterlassen hat? Und nicht zuletzt: Warum endet das Zeitalter eigentlich und was bedeutet das? Die Suche nach Antworten bringt Estelle nicht nur den Menschen des Tals näher, sondern verändert auch ihren eigenen Blick auf die Welt. 

Season: A letter to the future - Neuer Trailer zum Fahrrad-Adventure stellt die Story vor Video starten 1:24 Season: A letter to the future - Neuer Trailer zum Fahrrad-Adventure stellt die Story vor

Die Storys, auf die wir am Wegrand stoßen, wirken immer irgendwie vertraut, haben aber gleichzeitig etwas Fremdes und Mysteriöses an sich - eben wie in einem Traum. Sie handeln von der sogenannten Zeitwahrnehmungsstörung, ewig schlafenden Soldaten, Wasserrepubliken, einem sonderbaren Mineral und immer wieder vom Erinnern, Vergessen und Loslassen. Allerdings endet Estelles Geschichte dann doch sehr plötzlich und ohne spürbar Spannung für das Finale aufzubauen. Dadurch fühlt sich die Handlung etwas unvollständig an. 

Disclaimer: Seasons: Ein Brief an die Zukunft wurde von Scavengers Studios entwickelt. Ehemalige und gegenwärtig angestellte Mitarbeiter*innen berichteten von einem toxischen und frauenfeindlichen Arbeitsumfeld. Der ehemalige Creative Director Simon Darveaus wurde beschuldigt, dieses unangebrachte Verhalten zu fördern, indem er beispielsweise Personen erniedrigt habe (via GamesIndustry.biz). Das Studio hat laut eigenem Statement disziplinarische Maßnahmen ergriffen. Eine von Scavengers engagierte Firma für Arbeitsplatz-Auditierung habe außerdem zwar keine systematische sexuelle oder psychologische Belästigung festgestellt, trotzdem gebe es "noch Arbeitsplatzverhalten, das verbessert werden müsse".

Radeln und gestalten

Während die Story von Season aus vielen verschiedenen Facetten und Komponenten besteht, sind die Spielmechaniken sehr simpel gehalten. Wir schwingen uns auf den Drahtesel, erkunden das Tal und gestalten Estelles Tagebuch mit allem, was uns vor die Linse oder den Rekorder läuft. Für jeden neuen Bereich, den wir entdecken, gibt es eine Doppelseite, auf der wir unsere Erinnerungsstücke frei arrangieren dürfen.

Die Seite zum westlichen Waldweg ist frei gestaltbar mit Fotos, Skizzen zu Audioaufnahmen und Sammelstücken. Die Seite zum westlichen Waldweg ist frei gestaltbar mit Fotos, Skizzen zu Audioaufnahmen und Sammelstücken.

Zur Verfügung stehen uns dafür nicht nur die Fotos, die wir geschossen haben, sondern auch Audioaufnahmen, die in Skizzen bildlich dargestellt werden, sowie gefundene Notizen. Haben wir die Seite ausreichend gefüllt, fasst Estelle ihre Eindrücke in ein paar Sätzen zusammen. 

Neben den frei gestaltbaren Seiten gibt es auch solche, auf denen Estelle sich Fragen notiert, deren Antworten wir nur erfahren, wenn wir die richtigen Hinweise finden. Dort abgebildete Umrisse geben uns einen Anhaltspunkt zu dem, was wir fotografieren, aufnehmen oder finden müssen, um alles zu erfahren.

Um Antworten zu erhalten, müssen wir die richtigen Infos finden. Um Antworten zu erhalten, müssen wir die richtigen Infos finden.

Folglich verbringen wir unsere Zeit damit, jeden Winkel zu erkunden, um schönes oder passendes Material zu sammeln. Ab und zu lernen wir auf dem Weg andere Menschen kennen, helfen ihnen, schwere Entscheidungen zu treffen und teilen emotionale Momente mit ihnen. Wir beraten beispielsweise eine Frau, welche Erinnerungsstücke an ihren verstorbenen Mann sie bei der Umsiedlung aus dem Tal mitnehmen soll. 

Die meiste Zeit sind wir aber alleine mit unserem Drahtesel. Beim Radeln kommen die Funktionen des DualSense auf kreative Weise zum Einsatz: Wenn wir mit L2 und R2 in die Pedale treten, verstärkt sich bergauf der Widerstand durch die adaptiven Trigger. Außerdem können wir durch das haptische Feedback spüren, ob wir auf einer Schotterpiste oder Asphalt unterwegs sind. Etwas störend ist dabei nur, dass die Kamera schnell mal in der Botanik oder Wänden hängen bleibt. Auch Pop-Ins und stellenweise kleine Ruckler haben wir beim Radeln durch unsere Vorabversion erlebt.

Beim Radeln kommen die DualSense-Features zum Einsatz. Beim Radeln kommen die DualSense-Features zum Einsatz.

Die Spielmechaniken passen zur Geschichte und sind sehr entspannend, aber auf Dauer auch etwas gleichförmig. Wir lernen alle Komponenten am Anfang des Spiels kennen und bekommen während der rund fünfstündigen Reise keine neuen Elemente an die Hand. Ein wenig mehr Abwechslung hätte den Roadtrip auflockern können. Trotzdem ist Season ein lohnenswertes Story-Erlebnis für alle, die sich auf eine ruhige und entspannte Spielerfahrung einlassen möchten.

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