Nachdem sich LittleBigPlanet-Schöpfer Media Molecule voll und ganz dem Kreativbaukasten Dreams verschrieben hat, klemmt sich Sumo Digital nach LBP3 abermals die knuddeligen Stoffkreaturen unter die Arme und wagt mit Sackboy: A Big Adventure jetzt den Sprung in die nächste Generation.
Ein Element hat das britische Studio beim neuen Sack-Abenteuer allerdings in den Abgrund gepfeffert: Den Level-Editor, der LittleBigPlanet einst von anderen 3D-Jump&Runs abhob. Kann das Spiel für PS5 (und PS4) also als reiner Plattformer bestehen? Ja das kann es! Auch wenn dabei nicht jede Backpfeife ins Schwarze trifft.
Die Kerninfos
- Release: 19.11.2020 (PS5), 12.11.2020 (PS4)
- Genre: Jump&Run
- DL-Größe: 30GB
- Spielzeit: 12 Stunden
Präzises Sackhüpfen und Sackhauen
Diesmal muss sich Sacky mit dem Bösewicht Vex herumschlagen, der unsere Stofffreunde und -freundinnen gefangen hält und deren künstlerische Schaffenskraft unterdrückt.
Um den fies grinsenden Clown aufzuhalten und der Kreativität wieder freien Lauf zu lassen, hüpfen wir durch etliche liebevoll zusammengenähte, -geklebte und -geschweißte 3D-Levels. Dort sammeln wir Punktblasen für unseren Highscore, neue Kostüme und Traumkugeln, mit denen wir neue Gebiete wie ein malerisches Unterwasserkönigreich oder eine abgespacete Robowelt freischalten. So kämpfen wir uns allmählich zu Vex' dunklem Reich vor.
"Herumschlagen" und "Vorkämpfen" könnt ihr hier wörtlich nehmen, denn der niedliche Sackling hat sechs Jahre nach dem Release von LittleBigPlanet 3 ordentlich an seinen Moves gefeilt: Es gibt jetzt eine Schlagtaste, oder eher: Ohrfeigentaste, dank der wir Vex' Schergen mit dem flachen Stoffhändchen ordentlich eins auf die Schnauze geben, während uns der Controller übers Mikro mit einem beherzten "Klatsch!" ein befriedigendes Trefferfeedback gibt.
Zusätzlich dazu führen wir beschwingte Drehangriffe aus, katapultieren uns in die Luft und zermalmen Gegner mit einem wuchtigen Smash. Ab und an finden wir sogar Waffen wie einen kleinen Regenschirm oder einen Fisch. Damit macht das Verprügeln unserer Widersacher gleich doppelt so viel Spaß, einfach weil's so verdammt witzig aussieht.
Aber keine Sorge, nur weil unser Eierwärmer zum Haudrauf mutiert ist, heißt das nicht, dass er das Sackhüpfen verlernt hat. Im Gegenteil: Mit Sacky können wir jetzt nicht nur springen, sondern auch mitten in der Luft Hechtrollen ausführen, um weit entfernte Plattformen zu erreichen. Gegnerischen Angriffen weichen wir mit einem gekonnten Salto aus oder rollen blitzschnell wie eine angeschnittene Bowlingkugel durch die Areale und lassen so unsere Feinde in einer Staubwolke zurück.
Wie in den Vorgängern spielt zudem das Greifen eine große Rolle beim Leveldesign: Wir heben Gegner hoch und werfen sie in den Abgrund. Wir springen an rotierende Schwammrollen, halten uns daran fest und lassen uns durch den Schwung extra weit nach vorne katapultieren. Und später nutzen wir sogar den aus LBP2 bekannten Greifhaken und schwingen uns damit über Abgründe oder bewegen Plattformen, um neue Wege zu öffnen.
All das steuert sich im Vergleich zu den ersten drei Teilen wesentlich präziser. Frustmomente, in denen Sacky aufgrund der schwammigen Sprungmechanik einen Untergrund verfehlt und in den Tod segelt, sind endlich passé.
Wie nutzt Sackboy die Features des PS5-Controllers? Sackboy: A Big Adventure setzt das haptische Feedback und die adaptiven Trigger des PS5-Controllers angenehm dezent ein und lässt uns dadurch die Welt und ihre zahlreichen Oberflächen und Objekte besser spüren: Wenn unser Sackling beispielsweise durchs hohe Gras läuft, fühlt sich die Vibration leicht krisselig in den Händen an.
Rutschen wir über glatte Oberflächen wie Rampen aus Metall, dann merken wir das wiederum in Form einer gleichförmigen, stromartigen Vibration. Und halten wir uns an Oberflächen wie rotierenden Schwämmen fest oder heben Gegner hoch, dann haken die Adaptive Trigger beim Herunterdrücken ein und geben uns damit das Gefühl, im wahrsten Wortsinne alles im Griff zu haben.
Aller Anfang ist zu einfach
Bis unser Sackling sein neues Move-Repertoire voll ausspielen kann, dauert's allerdings ein bis zwei Stündchen.
Die Levels der ersten Welt starten verhalten und langweilen uns, weil sie uns weder spielerisch fordern noch besonders kreativ gestaltet sind. Mit einfachem Hüpfen und Laufen von A nach B ist's hier getan, und zum Glück haben wir danach nicht schon den Controller beiseitegelegt. Denn erst ab der zweiten Welt entfaltet Sackboy: A Big Adventure seinen Charme, seinen Witz und wird vom öden Jump&Run zur Wundertüte der Ideen.
Ab jetzt werden die Levels anspruchsvoller und verspielter: An einer Stelle müssen wir beispielsweise Stachelfischen ausweichen und surfen dazu auf Plattformen, die wir dank Bewegungssteuerung des Controllers durch Neigen nach vorn, nach hinten oder zur Seite manövrieren.
An einer anderen Stelle tunken wir unsere Füßchen in Honig und können dadurch an der Decke oder an Wänden weiterlaufen, was plötzlich ganz neue Perspektiven eröffnet und das Herumgehüpfe und -gekämpfe ordentlich auflockert.
Das Spiel kann an einigen Stellen richtig knackig werden, bleibt dabei aber stets fair, weil in jedem Level mehrere Checkpoints verteilt sind und wir stets zusätzliche Leben finden. Die Bossgegner enttäuschen uns allerdings, sie bleiben durch die Bank weg zu leicht: Im Laufe des Abenteuers treten wir beispielsweise mehrmals gegen Vex an und jedes Mal müssen wir einfach nur explodierende Jonglierbälle auf ihn schleudern.
Cool für Eltern: Wer mit Kindern spielt oder sie mit Sackboy alleine lässt, kann im Menü unendliche Leben einstellen, sodass ihnen der Frust nach dem Bildschirmtod komplett erspart bleibt.
Ich mach den Sack, wie er mir gefällt: Wie in den Vorgängern können wir auch in Sackboy: A Big Adventure unseren Stoffschützling nach Herzenslust einkleiden: Dazu sammeln wir in den Levels wie gewohnt Kostümblasen ein. Mit der Ingame-Währung Schellen können wir im Shop von Zom Zom zusätzliche Kostüme kaufen: Von Yeti über Raupe bis Quallenkönigin ist hier alles dabei.
Wer will, kann die unterschiedlichen Kleidungsstücke natürlich beliebig miteinander kombinieren: Eine Raupen-Qualle ist ebenso möglich wie ein Yeti mit buntem Punker-Iro und Daunenjacke. Kleiner Wermutstropfen: Wir können unsere Kleidung nicht mehr "on the fly" in den Levels wechseln, sondern müssen dafür jetzt jedes Mal mühselig Zom Zoms Kostümshop aufsuchen und dort in die Garderobe wechseln.
Von a-ha bis Britney Spears
Das große Highlight von Sackboy: A Big Adventure sind die Musiklevels. Ähnlich wie in Rayman Legends bestreiten wir in jeder Welt mindestens einen Abschnitt, der plötzlich zur großen Hüpfparty wird und uns lizenzierte Songs wie "Toxic" von Britney Spears oder "Take on Me" von a-ha entgegenschmettert.
Plattformen hüpfen passend zum Beat auf und ab, Gegner und befreundete Wesen tanzen im Takt und auch wir können kaum die Füße still halten, nicken mit dem Kopf, während wir gerade von Objekt zu Objekt springen. Das versetzt uns nicht nur in einen unfassbaren Flow, sondern macht uns schlicht und einfach: froh.
Wir sind glücklich. Glücklich über die Musik, die wir von früher kennen und lieben. Und glücklich über den Fakt, dass wir endlich ein Sony-Exclusive vor uns haben, in dem wir zur Abwechslung mal nicht mit großem Leid und Drama konfrontiert werden (Keine Angst, wir feiern The Last of Us 2 und Ghost of Tsushima trotzdem und gerade dafür, aber die Leichtigkeit einer drolligen Sackkreatur tut uns eben gut).
Ein Sack kommt selten allein: Riesenspaß im Couch-Koop
Und noch schöner ist das Ganze mit Freund*innen: Zwar lässt sich Sackboy A Big Adventure auch gut im Alleingang spielen, macht aber im Koop am meisten Spaß. Aktuell unterstützt das Spiel einen lokalen Multiplayer, der uns zu zweit, zu dritt und sogar zu viert losziehen lässt.
Dabei können wir die gesamte Story im Koop beenden, zusätzlich dazu gibt es eine Handvoll spezieller Koop-Level, die auf Teamwork ausgelegt sind: In einem Abschnitt muss Sackling A auf einer erhöhten Plattform beispielsweise auf einen Schalter drücken, damit sich für Sackling B unten ein Tor öffnet, hinter dem ein Kostüm versteckt ist. Natürlich können wir auch unsere Mitspieler*innen hochheben und werfen, wahlweise auf andere Plattformen, um weiterzukommen. Oder in Abgründe - je nachdem, wie lieb ihr euch habt.
Was ist mit dem Online-Koop?
Sackboy: A Big Adventure bietet zum Launch lediglich den lokalen Koop-Modus, der Online-Multiplayer soll aber Ende des Jahres per Patch nachgeliefert werden. Der Online-Koop unterstützt dabei bis zu vier Spieler*innen - inklusive Sofa-zu-Sofa-Spiel, heißt: Es können sich sogar zwei Sacklinge pro Konsole in zwei Haushalten zusammentun. Cross-Gen-Multiplayer soll dabei ebenfalls unterstützt werden, sodass PS4- und PS5-Säcke nicht getrennt losziehen müssen, sondern miteinander spielen.
Die schönsten Momente von Sackboy: A Big Adventure entstehen dann, wenn wir gemeinsam mit Freunden und Freundinnen lachen, weil wir uns versehentlich (oder absichtlich) geohrfeigt haben. Wenn wir uns gegenseitig auf die Schultern klopfen, weil wir gemeinsam eine knifflige Plattforming-Passage gemeistert haben. Oder wenn wir gemeinsam im Takt von Britney Spears' "Toxic" mit den Füßen wippen und lautstark mitsingen.
Aber ganz egal, ob nun im Team oder allein: Sackboy A Big Adventure ist das perfekte Gute-Laune-Spiel, das vor Charme und Kreativität nur so strotzt. Und wenn wir gerade eines brauchen, dann ist es das.
Im Trailer könnt ihr euch einen Eindruck von Sackboy verschaffen:
Welche Launch-Spiele für PS5 gibt es noch? In unserer Liste findet ihr alle Titel zum PS5-Release im Überblick.
Sackboy: A Big Adventure ist bereits für PS4 erhältlich und erscheint am 19. November zum Launch der PS5. Alle Infos zur PS5 lest ihr in unserem Test zur Konsole.
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