»Genesis does what Nintendon't!« - »Genesis tut, was Nintendo lässt!« Dieser markige Werbespruch belegt, dass Sega in den frühen 1990ern eine seltene Gelegenheit hatte. Nämlich die Gelegenheit, sich über die Konkurrenz lustig zu machen, in Werbefilmen ein vor Selbstbewusstsein strotzendes Ego zur Schau zu tragen und den Heimkonsolen-Angstgegner Nintendo wenigstens ein Weilchen das Fürchten zu lehren. Was das Mega Drive - in den USA auf den Namen »Genesis« getauft, da der Markennamen Mega Drive bereits registriert ist - jedoch macht und Nintendo nicht, ist zunächst nur eines: auf den Markt kommen. Während der Konkurrent nämlich wegen blendend laufender 8-Bit-Geschäfte und dem Beschreiten einiger Irrwege (wie einer geplanten Kompatibilität mit NES-Software) bei der Super-Nintendo-Konstruktion mit dem Einläuten der 16-Bit-Ära trödelt, arbeitet Sega unter Hochdruck an einer neuen Konsole, die das global weitgehend unbedeutende Master System beerben soll.
Vorbild Spielhalle
Den Sega-Ingenieuren kommt ihre bereits bestehende 16-Bit-Kompetenz zugute: Ab Mitte der 1980er nutzt Sega in Spielhallen-Automaten Motorolas 68000er-Prozessoren, die auch in Commodore Amiga und Atari ST stecken und als zentrale Bestandteile der Arcade-Hardware Sega System 16 spektakuläre Titel wie Shinobi, Golden Axe oder Alien Syndrome auf den Monitor bringen.
Nur ein wenig zurechtgestutzt bildet das Sega-System-16-Board dann auch das Herz des Mega Drive: Neben dem Motorola 68000 arbeitet ein Z80 als Zweitprozessor in der Konsole. Er ist wie in der Spielhalle für die Kontrolle eines Soundchip-Duos zuständig und sorgt zudem für Abwärtskompatibilität - mittels günstig zukaufbarem Master System Converter, der auf den Mega Drive-Modulschacht gepflanzt wird, lassen sich Segas 8-Bit-Cartridges und -Cards in die neue Konsole stecken. In puncto Palette (512 verschiedene Farben) und Sprites (bis zu 80 gleichzeitig) kann das Mega Drive mit den Arcade-Geschwistern (4096, 128) nicht ganz mithalten, sticht dafür jedoch die 8-Bit-Konkurrenz problemlos aus. Nicht aber eine Konsole, die technisch annähernd auf Augenhöhe und in Japan bereits etabliert ist: die PC-Engine von NEC.
Obwohl das Mega Drive in der Heimat Ende Oktober 1988 und damit mehr als zwei Jahre vor dem Super Nintendo startet, kommt es doch zu spät: Wer das NES zu schwachbrüstig findet, zockt hier schon seit Monaten mit der NEC-Konsole, die sich gut gegen die Nintendo-Übermacht behauptet und dauerhaft auf dem zweiten Platz der Beliebtheitstabelle festsetzt. Sega macht es der Konkurrenz allerdings auch leicht: Man bietet gerade mal zwei Starttitel, die mit Space Harrier 2 und Super Thunderblade zwar klangvolle Namen tragen und rasante Pseudo-3D-Optik auf den Bildschirm zaubern, an die Automatenvorbilder aber nicht heranreichen und auf Dauer allzu flache Action bieten.
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