Etwas überraschend hat Leslie Benzies im vergangenen Januar sein Amt als Leiter des Entwicklerstudios Rockstar North niedergelegt.Benzies war zuvor maßgeblich als Produzent an der Entwicklung der GTA-Reihe und insbesondere des letzten Ablegers Grand Theft Auto 5 beteiligt und genehmigte sich nach dessen Fertigstellung im September 2014 zunächst ein Sabbatjahr - aus dem er dann jedoch nie an seinen Arbeitsplatz zurückkehrte.
Unfreiwilliger Abgang
Wie es zu dieser Entscheidung kam, war lange Zeit unklar. Nun behauptet der ehemalige Studio-Präsident jedoch, nicht ganz so freiwillig aus dem Unternehmen ausgeschieden zu sein - und fordert eine Tantiemen-Nachzahlung in Höhe von satten 150 Millionen US-Dollar.
In einer Stellungnahme seines Anwalts, die parallel zur Klageeinreichung gegen Rockstar Games und den Mutterkonzern Take-Two veröffentlicht wurde, heißt es unter anderem, dass Benzies zu seinem Sabbatjahr überredet worden sei. Als er dann im April 2015 vorzeitig an seinen Arbeitsplatz habe zurückkehren wollen, sei sein Zugang zum Gebäude bereits gesperrt gewesen:
"Als er seinen Pflichten nach dem Ende des Sabbatjahres am 1. April 2015 wieder nachgehen wollte, sah sich Herr Benzies nicht in der Lage, die Rockstar-North-Büros zu betreten, weil seine Keykarte gesperrt war. Nachdem er von der Gebäudesicherheit hineingelassen wurde, geleitete ihn der Büromanager ohne Angabe von Gründen wieder hinaus. "
Zunächst gleichberechtigte Partner
Grund für die angebliche Intrige gegen ihn ist laut Benzies ein Tantiemen-Plan, den die beiden Houser-Brüder (Sam und Dan) 2009 gemeinsam mit ihm aufgestellt hatten. Die drei werden darin als gleichberechtigte »Rockstar Principals« (Chefs) aufgeführt, die zu gleichen Teilen an den Gewinnen des Unternehmens beteiligt werden sollten.
Die Abmachung ging dem geschassten Rockstat-North-Chef zufolge auch bis 2014 gut - während Benzies jedoch von seinen Geschäftspartnern in das Sabbatjahr komplimentiert wurde, löste Sam Houser jedoch der Klageschrift zufolge die ursprüngliche Vereinbarung einseitig auf. Sein Mandant sei auf diese Weise um mindestens 150 Millionen US-Dollar an Erlösanteilen betrogen worden, so der Anwalt.
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Vorwürfe gegen Take-Two
Auch der Publisher und Mutterkonzern Take-Two kommt in der Klage nicht schadlos weg: Das Unternehmen sei seinen Schlichtungs-Verpflichtungen nicht nachgekommen und habe stattdessen eine abwegige und unangemessene Pressemitteilung bezüglich des Sabbatjahres und der Kündigung von Benzies veröffentlicht.
Rockstar Games und Take-Two haben auf die Vorwürfe bereits reagiert und eine Gegenklage erhoben, in der sie Schadensersatzforderungen an Benzies stellen. Darin heißt es, dass man keine weiteren finanzielle Verpflichtungen aus irgendeinem Tantiemen-Plan gegenüber Benzies habe. Zumal der Ex-Rockstar-North-Chef ohne triftigen Grund aus dem Unternehmen ausgeschieden sei - und selbst wenn er die gehabt hätte, liege eine Bonus-Auszahlung alleine in der Entscheidungsgewalt des Präsidenten von Rockstar Games - Sam Houser.
Take-Two hat zudem eigenen Angaben zufolge bereits Gespräche mit Benzies geführt, jedoch keine Einigung erzielen können. Eine gerichtliche Auseinandersetzung sei deshalb unausweichlich und angebracht.
Leslie Benzies ein schlechter Chef?
Rockstar Games hat mittlerweile ebenfalls eine Stellungnahme abgegeben. Gegenüber der englischsprachigen Webseite PC Gamer heißt es, dass Benzies trauriger Weise signifikante Leistungs- und Führungsprobleme aufgewiesen habe. Daraus resultiere letztlich auch seine Kündigung. Man habe stets versucht, diese Dinge aus der Welt zu räumen - Benzies habe sich jedoch offensichtlich für einen anderen Weg entschieden und ignoriere dabei alle zuvor geschlossenen Verträge und Abmachungen.
Die Forderungen des ehemaligen Angestellten bezeichnet man als ohne Grundlage und geradezu bizarr. Man sehe Rockstar Games stets als Team an und sei deshalb zutiefst enttäuscht davon, dass Benzies versuche, die Lorbeeren für eine gewaltige Team-Leistung im Bezug auf GTA 5 für sich allein zu beanspruchen.
Offensichtlich wird hier noch einiges an schmutziger Wäsche gewaschen werden. Sollten sich die beiden Parteien nicht außergerichtlich einigen können, dürfte sich die ganze Auseinandersetzung noch eine ganze Weile hinziehen: Mit einer Entscheidung des Gerichts ist erfahrungsgemäß nicht vor Ende 2016 zu rechnen - wenn überhaupt.
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