Als Teil der Themenreihe »Make it Digital«, die Jugendliche dazu animieren soll, in die Spielebranche einzusteigen, lief das Doku-Drama »The Gamechangers« diese Woche im britischen Fernsehen - trotz Klage von Rockstar gegen den Sender BBC Two. Schon seit Mai herrscht dicke Luft dem Sender und den Entwicklern der Spielserie GTA. Und so informiert der Film den Zuschauer gleich zu Beginn, dass ohne Zustimmung der dargestellten Personen gedreht wurde.
Wenig überraschend war dann auch die Welle der Entrüstung bei den Mitarbeitern, aber auch Ex-Mitarbeitern von Rockstar, die sich bereits nach wenigen Minuten der Ausstrahlung über Twitter entlud: die Sendung sei schlechter als Kinderfernsehen, außerdem erlogen. Angeblich basiert der Film auf dem Buch »Jacked« über die Hexenjagd des amerikanischen Anwalts Jack Thompson auf gewalttätige Spiele - besonders GTA. Autor David Kushner hatte allerdings genauso wenig Einsicht in den Konflikt zwischen dem Anwalt und Rockstar Games, wie die BBC.
Über die Autorin
Lisa Theresa Downey-Dent ist in London ansässig und macht dort in ihrem Alltag die Filmindustrie unsicher. Seit Jugendtagen eine leidenschaftlichere Gamerin, beschäftigt sie sich seit ihrem Studium auch journalistisch mit digitalen Spielen.
Die Story
Nach den Erfolgen von GTA 3 und Vice City arbeitet Spieleentwickler Sam Houser (Daniel Radcliffe) mit seinem Team an GTA: San Andreas. Es soll ein Meilenstein werden: ein schwarzer Hauptdarsteller, erzählt wie sonst nur Filme, viel Realismus beim Setting und bei den Figuren.
In dieser Zeit begeht der amerikanische Teenager Devin Moore allerdings auch Nachahmungs-Morde an drei Polizisten. Das ruft Jack Thompson (gespielt von Bill Paxton) auf den Plan, der es zu seinem Lebensziel macht, über die verheerenden Folgen gewalttätiger Computerspiele aufzuklären und Rockstar Games dem Grund und Boden gleichzumachen. Der sogenannte »Hot Coffee Skandal«, bei dem eine aus dem Spiel gelöschte Sexszene im Programmcode ausfindig gemacht und ins Internet gestellt wird, spielt Thompsons Machenschaften in die Hände.
Basierend auf wahren Geschehnissen - oder so ähnlich
»The Gamechangers« verfolgt abwechselnd die Entstehungsgeschichte von GTA : San Andreas sowie den moralischen Kreuzzug im amerikanischen Fernsehen und vor Gericht. Da werden das jähzornige und eigenbrödlerische Genie Housers, der im Alleingang das Spiele-Epos auf die Beine stellt, und der besorgte Familienmensch Jack Thompson gegenübergestellt. Alles in allem umgeht die BBC eine Stellungnahme zu den Ereignissen, bevorzugt filmemacherisch aber die Kampagne Thompsons.
The Gamechangers - Bilder zum Kinofilm ansehen
Schreiber Jack Wood zwängt die Thematik des Filmes in ein »The Social Network«-Konstrukt, das ungefähr zur Hälfte des Films im Sande verläuft. Die Dialoge bestehen hauptsächlich aus klobiger Exposition (der eine Bruder zum anderen: »Hey, kleiner Bruder!«). Das restliche, hunderte Mitarbeiter große Team von Rockstar Games geht komplett unter, genauso wie Sams Bruder und Rockstar-Mitbegründer Dan Houser.
Wechselstrom statt Hochspannung
Wirklich spannend wird der Film dabei allerding nie. Die Hauptcharaktere kennen sich nicht persönlich und interagieren nur in einer Mail miteinander. Immerhin stimmt die optische Produktionsqualität und mit Radcliffe und Paxton hat man sich auch die Schauspieler etwas kosten lassen. Beachtlich ist auch die Kameraführung: Einige Szenen, die in Atmosphäre und Darstellung Spiele nachahmen, funktionieren überraschend gut.
Bald wird aber klar, dass der Film durch digital nachgezeichnete Silhouetten und vereinzelte Jargonbegriffe ein Wissen über die Branche vorzugaukeln versucht, das die Drehbuchautoren offensichtlich nicht hatten.
Ob »The Gamechangers« demnächst auch in Deutschland ausgestrahlt oder On Demand veröffentlicht wird, ist noch offen. Technisch Begabte können den Filmüber BBCs iPlayer streamen - dazu muss allerdings ein Proxy-Umweg gegangen werden, da der Zugriff außerhalb Großbritanniens gesperrt ist.
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