Nicht mal eine Minute ist in Rise of The Tomb Raider vergangen, da haben wir uns schon verliebt. Nicht etwa in die brünette Schönheit, die da vor uns bibbernd über einen schmalen Felsgrat balanciert. Sondern in den Schnee, den das Action-Adventure von Crystal Dynamics in seiner Eröffnungssequenz geradezu zelebriert. Die weiße Pracht sieht so realistisch aus, dass uns vor der Konsole fast ein bisschen kalt wird.
Die Oberfläche funkelt und glitzert, die Stiefel von Lara Croft ziehen tiefe Spuren im Schnee. Während wir uns langsam auf die Spitze eines steilen Berges zubewegen, wirbelt der pfeifende Wind Tausende Flocken durch die Luft. Irgendwo hier muss sie sein, die geheimnisvolle Stadt Kitezh, in deren Mauern der Sage nach die Formel für die Unsterblichkeit schlummern soll. Wir können den Blick endlich von der weißen Decke losreißen und gehen weiter. Lässt sich gut an, dieses Rise of the Tomb Raider!
Lawinenunglück
2013 glückte Crystal Dynamics mit Tomb Raider ein Reboot wie aus dem Bilderbuch. Das Action-Adventure konnte nicht nur Kritiker begeistern, sondern war auch verkaufstechnisch ein voller Erfolg. Rise of the Tomb Raider spielt zeitlich nach dem ersten Teil, Abenteurerin Lara Croft ist mittlerweile besessen von der Suche nach mysteriösen Artefakten.
Scheint in der Familie zu liegen, denn schon ihr Vater Richard war ein berühmter Archäologe, verlor bei seiner Arbeit aber zunächst den Verstand und dann sein Leben. Lara eifert ihm nach und verfolgt eine Spur zur geheimnisumwitterten Stadt Kitezh, die irgendwo in Sibirien liegen soll.
Exzellenter Reboot noch etwas besser:Tomb Raider: Definitive Edition im Test
In der ersten Sequenz klettern wir zusammen mit unserem Partner Jonah an fantastisch aussehenden Eisplatten herum, hüpfen über Felsvorsprünge und genießen die Aussicht vom Berg, als plötzlich ein Gewitter aufzieht und überall um uns herum Felsbrocken in die Tiefe stürzen.
Rise of the Tomb Raider setzt in diesen Momenten wie sein Vorgänger auf gute Reaktionen und schnelles Knöpfchendrücken. Als hinter uns eine Lawine herandonnert, gleiten wir an einer Felsrutsche in die Tiefe, hinter uns die brüllenden Schneemassen. Dann plötzlich Dunkelheit und Stille. Keine Frage, die Inszenierung ist spitze!
Trial and Error in Syrien
Danach springt das Spiel in der Handlung zwei Wochen zurück. In Syrien macht sich die taffe Archäologin auf die Suche nach dem »Grab des Propheten«. Wir klettern über Felsvorsprünge und quetschen uns anschließend in eine kleine Höhle. Durch einen Spalt im Gestein fällt Licht auf eine dunkle Säule. Die Schrift darauf ist byzantinisch, Lara kann nur wenige Buchstaben entziffern.
Wenn wir allerdings weitere Inschriften in Umgebung finden, kann die Archäologin ihre Sprachkenntnisse verbessern. Das ist nicht logisch, hilft uns aber bei der Suche nach Missionszielen und lässt zudem noch Erfahrungspunkte auf unser Konto rasseln. Die Säule weist uns den Weg durch einen schmalen Gang, an dessen Ende wir auf einer Felsspitze ankommen. Vor uns liegt ein riesiger alter Tempel, Wasserfälle rauschen daneben senkrecht in die Tiefe.
Unser Entdeckerdrang ist geweckt, doch zunächst müssen wir erst mal dorthin gelangen. Mehrere brüchige Säulen sind unser Weg, die - natürlich - unter unserem Gewicht zusammenkrachen. Hier ist wieder geschicktes Knöpfchendrücken gefragt, wir verpassen aber den richtigen Zeitpunkt und stürzen beim ersten Versuch in den Abgrund.
Diese nervigen und zudem spielerisch nicht wirklich anspruchsvollen Quicktime-Trial-&-Error-Passagen hat Crystal Dynamics anscheinend aus dem Vorgänger übernommen, wir schaffen es nach ein paar Versuchen aber trotzdem in den Tempel. Überall liegen die bleichen Gebeine von Kriegern, teilweise noch mit Rüstungen bekleidet. Und - Überraschung - auch die Indiana-Jones-mäßigen Todesfallen wie Gruben mit angespitzten Dornen oder herunterfallende Beile sind wieder dabei. Wir manövrieren aber geschickt drumherum und stehen schließlich in der ersten Rätselkammer.
Hier müssen wir den Wasserstand anheben, um die höhergelegene Ebene zu erreichen. Die Physikrätsel sind fester Bestandteil in Rise of the Tomb Raider und fordern neben den Kampf- und Klettereinlagen immer wieder unsere Hirnwindungen. Am Ende des Tempels erreicht Lara schließlich den Sarkophag des Propheten.
Hier treffen wir auch zum ersten Mal auf die Widersacher des Spiel: Denn auch die mysteriöse Organisation Trinity unter ihrem grimmigen Anführer Konstantin ist auf der Suche nach Kitezh. Die folgende Konfrontation - wir wollen nicht zu viel verraten - endet mit der totalen Zerstörung der Höhle.
Lagerfeuer machen besser
Nach dieser Sequenz geht es im kalten Sibirien weiter, wo wir zunächst einmal ein Lagerfeuer entzünden müssen. Dafür stapfen wir durch den tiefen Schnee und suchen nach Holz. Das Sammeln von Rohstoffen ist in Rise of the Tomb Raider generell wichtig, damit lassen sich nämlich unsere Waffen und Ausrüstungsgegenstände verbessern.
Dies funktioniert leider weiterhin nur an den Lagerfeuern, nicht unterwegs. Überhaupt kommt den Feuerchen wieder eine zentrale Bedeutung zu, sie sind nämlich Speicherpunkt und Hub für Charakterverbesserungen, die wir mit Erfahrungspunkten freischalten.
Zu den beiden Talentbäumen des Vorgängers (Hunter und Survivor) kommt in Rise of the Tomb Raider ein dritter (Brawler), in dem Lara nach und nach ihre Nahkampffertigkeiten verbessert. Und die können wir auch direkt einsetzen, denn durch den verschneiten Wald bei unserem Rastplatz patrouillieren einige Trinity-Söldner.
Generell gibt es in Rise of the Tomb Raider mehrere Möglichkeiten, dem Feind zu begegnen. Die lukrativste (was den Zuwachs an Erfahrungspunkten betrifft) ist die vorsichtige Variante. Wer zum Beispiel schleichend durch ein feindliches Lager kommt ohne gesehen zu werden, kann sich danach über einen satten Punkte-Bonus freuen.
Praktisch: Wie in Assassin's Creed 4: Black Flag kann sich Lara in Gebüschen verstecken und unvorsichtige Gegner lautlos im Gestrüpp ausschalten. So getarnt erledigen wir dann auch zwei Gegner, der dritte bekommt einen Pfeil in den Kopf. Die Steuerung funktioniert dabei grundsätzlich ausgezeichnet, nur das Zielen klappt noch nicht wirklich reibungslos - Laras Abenteuer ist eben kein Shooter.
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