Eigentlich gehört Lara Croft in Therapie. Nicht, weil sie eine Gefahr für sich selbst oder andere ist, sondern weil sie in letzter Zeit ganz schön viel zu verarbeiten hatte. Schließlich hat sie im 2013 erschienen Tomb Raider nicht nur nach einem lebensbedrohlichen Sturm auf einer einsamen Insel Schiffbruch erlitten. Nein! Es stellt sich heraus, dass die Insel zusätzlich auch noch von einer Armee aus Söldnern bevölkert ist, die von einer fanatischen, an die Illuminati erinnernden Sekte befehligt wird: Trinity. Als zu allem Überfluss dann auch noch Laras beste Freundin entführt wird, weil sie einer japanischen Hohepriesterin ähnlich sieht, ist Lara auf einmal mutterseelenallein auf einer Insel voller Feinde. Und das frisch von der Uni, ohne jegliche Erfahrungen im Überleben.
Eigentlich müsste es nach so einem Erlebnis einen DLC geben, in dem Lara im Telltale-Stil einem Psychologen von ihren Erlebnissen erzählt. Oder zumindest einen sehr, sehr langen Urlaub macht. Aber Lara ist eine waschechte Action-Heldin, und Helden machen keine Wellness-Reisen. Stattdessen ist sie bereits 2015 in Rise of the Tomb Raider wieder unterwegs, dieses Mal, um sich in Sibirien auf die Suche nach der Unsterblichkeit zu machen.
Urlaub? Was ist das?
Eigentlich ist Lara schon seit dem letzten Jahr auf der Suche. Allerdings nur auf der Xbox One und dem PC. Rise of the Tomb Raider erschien nämlich Microsoft-exklusiv. Ab dem 11. Oktober 2016 ist das Action-Adventure endlich auch in der 20-Jahre-Jubiläumsedition für die PlayStation 4 erhältlich.
Und wie sich das für einen Geburtstag gehört, packt Entwickler Square Enix neben dem Hauptspiel und allen bisher herunterladbaren Inhalten auch das ein oder andere Geschenk hinzu, damit sich das Warten für die PlayStation-Spieler auch wirklich gelohnt hat. Season-Pass-Inhaber der Xbox-One- oder PC-Version können sich übrigens ebenfalls über einen Großteil der Inhalte freuen.
Da ich im letzten Jahr bereits die Microsoft-Versionen ausführlich getestet habe, habe ich natürlich auch wegen der PS4-Version freundlich nachgefühlt (lies: gebettelt und gedroht), ob ich den Test machen soll. Ich bekam Rise of the Tomb Raider mit in den Urlaub und habe und hatte ausgiebig Zeit, mich dem Spiel zu widmen. Nach zwanzig Stunden Spielzeit kann ich sagen: Auch beim wiederholten Durchspielen bleibt Rise of the Tomb Raider ein tolles Spiel.
Sammeltrieb oder Zwangsneurose?
In der PS4-Version hat Rise of the Tomb Raider auch nach einem Jahr nichts von seiner beeindruckenden Optik eingebüßt. Sibirien ist mit seinen glitzernden Gletscherhöhlen, den von heißen Quellen zersetzten grünen Tälern und den beeindruckenden Gebirgen nach wie vor ein begehbarer Tourismus-Werbefilm.
»Lara Croft empfiehlt die schönsten Landschaften Sibiriens« würde meiner Meinung nach die Urlauberzahlen enorm ankurbeln. Und mit der bald erscheinenden PlayStation Neo sollen die eisigen Hügel zudem noch in knackscharfen 4K dargestellt werden.
Aber Sibirien nicht nur hübsch: Es macht auch richtig Spaß. Dank unzähliger Kletterhänge, versteckter Passagen und geheimnisvoller Höhlen fühle ich mich manchmal wie auf einem Abenteuerspielplatz. Menschen wie ich, die erst beruhigt schlafen können, wenn sie jeden einzelnen Winkel eines Gebäudes ausgekundschaftet haben, sind hier genau richtig.
Mit äußerst schlechtem Gewissen muss ich zugeben, dass ich Widerstandskämpfer, die ich eigentlich retten sollte, für mehrere Stunden sich selbst überlassen habe. Aber es gab immer noch eine Höhle mehr, die ich noch nicht entdeckt hatte. Alle Teil für meinen Compound-Bogen zusammenzusammeln hilft ihrer Sache ja auch. Irgendwie.
Mehr Infos und Tipps zum optimalen Spielstart von Rise of The Tomb Raider findet ihr übrigens hier
Indiana Jones trifft … Jesus?
Im Hauptspiel greift das, was Tomb Raider so erfolgreich macht: Das perfekte Zusammenspiel aus Klettern, Rätseln und Entdecken. Das Gamedesign sorgt in Rise of the Tomb Raider dafür, dass ich nicht nur stumpf der Hauptstory folge, sondern wie Rotkäppchen regelmäßig vom Weg abkomme.
Und genau wie Rotkäppchen finde ich im tiefen Wald auch den ein oder anderen Wolf. Ganz anders als die Märchenfigur sammle ich aber im Laufe des Spiels ein vielfältiges Waffenarsenal zusammen, gegen das Wölfe, Bären und Berglöwen keine Schnitte haben.
In den versteckten Gräbern, die ich nicht nur entdecken, sondern auch meist noch durch Rätsel- und Klettereinlagen freilegen muss, läuft die Formel ebenfalls perfekt zusammen. Hinzu kommt eine Indiana-Jones-würdige Geschichte voller Freundschaft, Verrat und einem Bösewicht, der mit seinen blutenden Stigmata an den Händen perfekt in die Reihen der religiösen Eiferer von Trinity passt.
Einziger Wermutstropfen bleibt für mich nach wie vor die zwischendurch hakelige Steuerung. Oft springt Lara an einem Abhang oder einem Haken vorbei, den sie eigentlich hätte erwischen müssen, nur weil sie bei ihrem Sprung nicht ganz genau ausgerichtet war. Das sorgt oft dafür, dass manche Wege nicht begehbar wirken, obwohl sie es eigentlich sind. Gerade bei den Rätseln, wo ich viel ausprobieren muss, ist es wirklich frustrierend, nicht zu wissen, ob ich jetzt wirklich nicht an einen bestimmten Hang springen kann oder ob ich einfach ein bisschen mehr nach links schauen muss, bevor ich losrenne.
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