Makelatur
Außerdem vermiesen kleinere Designpatzer das Gesamtbild: Das Deckungssystem funktioniert zwar ganz gut, aber warum kann man nicht über niedrige Objekte springen, um schneller voranzukommen? Warum muss man um jeden noch so kleinen Gegenstand herumlaufen?
Und warum wird bei einem Endgegnerkampf (die allesamt ganz schön langweilig sind) nicht genau angezeigt, wie lange der Kampf noch dauert oder wieviel Energie das Vieh noch hat? Eine simple Gesundheitsleiste würde da Wunder wirken.
Solche Makel findet man in Operation Raccoon City zuhauf, viel eklatanter sind allerdings die tumben KI-Kollegen. Die treffen zwar, bewegen sich aber oft komplett sinnfrei durch die Areale, rücken nicht nach oder gehen sofort zu Boden, wo man sie dann wiederbeleben muss.
Außerdem heilen sie zwar regelmäßig, aber eher an unpassenden Punkten und nicht etwa dann, wenn die Energieleiste fast leer ist. So muss der Spieler sich wohl oder übel selbst um seine Wunden kümmern - und entgegen des Koop-Ansatzes doch wieder den einsamen Supersoldaten geben.
Das Auffüllen der Gesundheit funktioniert dank der üppig verteilten grünen Kräuter oder Heilungssprays (Shortcut über das Digipad) aber ganz gut. Schlimmer ist es, wenn euch einer der Untoten infiziert. Dann sollte man schnell eins der seltenen Antivirus-Spray benutzen, sonst wird man selbst zum Hirnfresser.
Gruselige Grafik
Jubelstürme bleiben auch bei der Technik des Titels aus. Resident Evil: Operation Raccoon City sieht nämlich bestenfalls durchschnittlich aus. Zwar sind einige Umgebungen ganz nett gestaltet (zum Beispiel ein in Nebel getauchter Park oder ein düsteres Labor), trotzdem hat man oft das Gefühl, dass die Architekten in Raccoon City einer beim anderen abgeschaut haben.
So gleichartig sehen Krankenhäuser, öffentliche Einrichtungen und Forschungskomplexe aus. Matschige Texturen, seltsame und abgehackte Animationen und ein grundsätzlicher Mangel an Details stören ebenso wie die Ruckler bei hohem Gegneraufkommen. Die PlayStation-3-Version flimmert im Vergleich noch ein wenig mehr als die Xbox-360-Variante.
Immerhin gibt’s aber schicke Feuereffekte und atmosphärische Lichtstimmung, außerdem sehen die Zwischensequenzen (von denen es leider viel zu wenige gibt) ganz okay aus. Der Sound macht hingegen eine bessere Figur: Die Waffengeräusche klingen kernig, die Schreie der Zombies gehen durch Mark und Bein, und die Musikuntermalung ist zwar unauffällig, aber passend. Die emotionslose deutsche Sprachausgabe will dagegen so gar nicht ins Bild passen und drückt die Atmosphäre entsprechend.
Lieber Multiplayer
Das KI-Kollegen-Problem ändert sich schlagartig, wenn man mit bis zu drei Freunden in Raccoon City herumstreunt. Dann macht es dank Absprachen und konsequenter Zusammenarbeit untereinander teilweise sogar richtig Spaß, die Heerscharen von Zombies ins Jenseits zu befördern. Die nervigen Kollegen-KI sind dann nämlich passe, alle anderen kleinen Macken (wie die Technik) bleiben aber trotzdem erhalten. Im kooperativen Modus kann man ebenso in die Schlacht ziehen wie gegeneinander. Hier stehen dann mehrere Modi zur Auswahl.
Unter anderem Deathmatch, objektbasierte Modi, in denen beide Teams zum Beispiel eine Probe stehlen müssen, oder andere witzige Spielvarianten – auf der Xbox 360 dürft ihr zum Beispiel im gleichnamigen Modus exklusiv die Kontrolle über einen Nemesis übernehmen und damit unter den Gegnern aufräumen.
Mit menschlichen Mitspielern macht Operation Raccoon City deutlich mehr Laune, auch wenn es sicher nicht für einen Online-Dauerbrenner reicht. So bleibt unter dem Strich ein im Mehrspieler-Modus durchschnittliches (und im Solomodus grausiges) Actionspiel, das den Resident Evil-Charakter zu sehr vermissen lässt - und in der deutschen Version um ausufernde Splatterszenen geschnitten ist.
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