Resident Evil Mercenaries VS im Test - Multiplayershooter aus der Recycling-Hölle

Auf dem iPhone wagt sich eines der beliebtesten Franchises der Videospielindustrie in das Haifischbecken der Online-Shooter. Ob Capcom scheitert oder dem Genre neue Impulse entlocken kann, lest ihr in unserem Test.

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Ein neues Spiel aus der Resident-Evil-Reihe ist für Videospieltester eine durchaus ehrenvolle Aufgabe. Das sichere Wissen, aufgrund der bekannten Marke mit großer Wahrscheinlichkeit viele Leser zu erreichen, lässt einen in Vorfreude erschauern. Wenn dann jedoch nach drei qualvollen Spielstunden schon klar ist, dass der vorliegende Titel in keinster Weise den Hype gerechtfertigt, macht die ganze Sache keinen Spaß mehr.

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Aber der Reihe nach: Resident Evil Mercenaries VS ist ein reiner Mehrspielertitel. Das Programm bietet die Wahl aus einer lokalen Runde gegen den Computer, lokal gegen Mitspieler oder Online gegen bis zu drei menschliche Gegner. Die Schauplätze des Geschehens bestehen aus gerade mal drei Karten: den "Docks", dem "Castle" und der "Fortress". Es stehen ebenso viele (wenige) Charaktere zur Auswahl: Jill Valentine, Chris Redfield und Albert Wesker. Spielmodi gibt es nur zwei: Jeder gegen Jeden oder jeweils in Zweierteams.

Neben den menschlichen Spielern werden die Karten zusätzlich noch vom bekannten Feindvolk aus dem Resident-Evil-Universum bevölkert: in den "Docks" trefft ihr auf die Dorfbewohner aus Resi 4 nebst dem Kettensägen-Mann, im "Castle" bewegen sich die unheiligen Mönche, die "Fortress" bietet dann standesgemäß modrige Soldaten. Jede Session dauert nur wenige Minuten. Das Spielziel ist das Erreichen einer möglichst hohen Punktzahl, die durch das Ausschalten sowohl der menschlichen als auch der computergesteuerten Gegner erzielt werden kann. Im Zweierteam-Modus spielt ihr im Doppel gegen zwei andere Menschen.

Uns ist ein Nahkampfangriff gelungen. Uns ist ein Nahkampfangriff gelungen.

Leider hat Capcom vergessen, eine Rangliste in das Spiel zu programmieren. Ihr könnt auch nicht erkennen, wie gut oder schlecht eure jeweiligen Gegner sind. Es wäre doch interessant, wenn die Spieler wüssten, ob sich gerade ein erfahrener Recke im Match befindet, jemand, vor dem man sich besser hüten sollte. Stattdessen versinkt alles in vollkommener Anonymität, keine Tabelle, kein Tagesbester, jeder kämpft nur für seine Profilstatistik – das ist nicht ausreichend Motivation für ein Spiel mit großem Markennamen.

Jill ist mit der MP im Vorteil. Jill ist mit der MP im Vorteil.

Online-Shooter leben von ihrer Dynamik und der Gestaltung der Schauplätze. Dynamik entsteht durch flüssigen Spielablauf, gutes Design beweist Herzblut der Entwickler. Beides vermisst man bei Resident Evil Mercenaries VS in eklatanter Weise. Das fängt bei der Steuerung an: Capcom hat einfach die iPhone-Kontrolle von Resident Evil 4 übernommen. Das bedeutet, dass ihr euch nicht bewegen könnt, sobald ihr die Waffe gezückt habt. Das ist gegen Zombiehorden noch leidlich spannend, wird gegen Menschen aber zur Farce. Ihr steht immer wieder euren Gegnern von Angesicht zu Angesicht gegenüber, zückt die Waffen und beschießt euch mit der Grazie von Salzsäulen. Wer schnell genug schießt, schafft es dann, seinen Kontrahenten zu Fall zu bringen. Dann muss rasch nachgeladen werden, denn nach einem Sturz erhebt sich der andere Charakter schwer verletzt wieder auf seine Füße – die beste Gelegenheit, ihn endgültig zu erledigen. Ein Tipp der Redaktion: Wer das Spiel entgegen unserer Empfehlung doch gekauft hat, sollte mit Jill Valentine spielen, da diese als Zweitwaffe über eine kleine Maschinenpistole verfügt. Die Feuerrate dieser Waffe verschafft euch in der Regel einen Vorteil gegenüber den langsameren Waffen der beiden männlichen Figuren.

In Mercenaries VS ist alles in matschigen Farben gehalten. In Mercenaries VS ist alles in matschigen Farben gehalten.

Das stumpfsinnige Beschießen wird durch die träge Steuerung noch langweiliger, als es ohnehin schon klingt. Die meisten Shooter auf dem iPhone bieten inzwischen Zwei-Sticks: links wird die Kontrolle der Laufrichtung angeordnet, rechts die Blickrichtung. Nicht so in diesem Spiel! Ihr steuert die Laufrichtung ausschließlich über den linken Stick. Nach oben oder unten könnt ihr erst blicken, wenn ihr die Waffe gezückt habt – dann wird aus dem Laufstick die Zielvorrichtung. Rechts sind mehrere Buttons angeordnet, über die Türen geöffnet, Nahkampfattacken ausgelöst oder die Waffen abgefeuert werden. Keiner dieser Buttons wird grafisch hervorgehoben. Das ist besonders fatal bei den Kontextaktionen wie beispielsweise dem Öffnen der Türen. Im Getümmel reagieren geübte Spieler auf visuelle Reize – bei Resident Evil Mercenaries VS sind die Buttons jedoch nur ganz vage erkennbar und werden auch bei besonderen Aktionen nicht hervorgehoben. Die fürchterlich träge Steuerung führt zu wenig intuitivem Kampfverhalten.

Diesen Burschen haben wir schon dutzende Male niedergestreckt. Diesen Burschen haben wir schon dutzende Male niedergestreckt.

Unterstrichen wird das von geradezu unterirdischer Technik: Es ist eine Frechheit, was Capcom uns da gegen Entgelt zumutet. Alle Gegner stammen 1:1 aus dem populären vierten Resident-Evil-Teil. Grafisch sind diese Figuren sehr grob modelliert und bestechen mit königlicher Steifheit. Die drei Karten sind an Langeweile nicht zu übertreffen: Am Beispiel der "Docks" sieht man das ganz besonders. Hier wurde ein recht kleines Quadrat durch ein längliches Gebäude in zwei Hälften geteilt. Das Bauwerk ist durchzogen von zwei Gängen. Auf der einen Kartenhälfte finden sich dann zwei große Betonklötze, die wohl Häuser darstellen sollen, auf der anderen Seite ist nur ein einzelner Betonklotz. Farblich ist alles grau in grau gehalten und wartet zudem mit gruseligem N64-Nebel auf – so darf kein Topspiel aus dem Jahr 2011 mehr aussehen! Passend dazu gibt es hektische Musik und Schussgeräusche, die nach Knallerbsen klingen. Wenn dann noch Monsterköpfe durch geschlossene Türen ragen oder Mitspieler wie auf Schienen an euch vorbeifahren, schnalzen Technikkenner nicht gerade begeistert mit der Zunge.

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