Mit der eigenen Konsole im Gepäck durch die Welt reisen? Angesichts der Corona-Pandemie ein abstruser Gedanke. Wir haben dennoch einen ausführlichen Blick auf den POGA Pro von INDIGAMING geworfen, welcher uns direkt von besseren Zeiten fantasieren ließ, auch wenn es sich lediglich um ein paar Kurzstreckenfahrten per Bahn handeln würde. Nun ja, zumindest war das unser Vorhaben, bevor Ende November die Infektionszahlen durch die Decke schossen.
Von der echten Mobilerfahrung sahen wir daher ab und überlegten uns neue Verwendungszwecke, was uns gar nicht so leicht fiel, entdeckt haben sie dann aber doch.
Was ist der POGA Pro überhaupt und wer braucht so etwas?
Grundsätzlich handelt es sich beim POGA Pro um einen Koffer, in dem wir unsere Konsole sicher transportieren können. Auf einem in die obere Schale eingebetteten Bildschirm können wir beispielsweise während eines Hotelaufenthalts oder einer Bahnfahrt dann spielen. Notwendig ist lediglich ein Stromanschluss.
Der POGA Pro richtet sich also primär an Vielreisende, was auch zur Entstehungsgeschichte des Herstellers INDIGAMING passt. Die Firmengründer vereint eine Vergangenheit sowohl im elektronischen als auch im analogen Rasensport, sogar auf professioneller Ebene. Dort ist man im Wochentakt unterwegs und findet bei der Übernachtung nicht immer einen Fernseher mit Anschlüssen für die eigene Xbox oder PlayStation vor. Die Lösung des Problems soll nun im POGA-Lineup liegen.
Kommt ihr also trotz der Pandemie beruflich viel herum oder steckt nach einer Infektion im Ausland in reisebedingter Quarantäne fest, dann ist der POGA Pro sicherlich der perfekte Zeitvertreib.
Für uns - und vermutlich auch die meisten von euch - gilt das jedoch nicht, weshalb wir den Koffer letztendlich nur für den Elternbesuch zur Weihnachtszeit nutzten. Die Konsole wird sicher verstaut, vor Ort mussten keine Kabel mehr gezogen bzw. das Wohnzimmer unnötig blockiert werden. Aber auch von einer kleineren Konsolen-LAN im Freundeskreis oder Grillabenden samt elektronischer Unterhaltung auf dem Balkon ließ uns der POGA Pro träumen. Wobei der Anschaffungspreis von 649 Euro im krassen Gegensatz zu den sporadischen Einsätzen steht.
Ausstattung und Verarbeitung
Günstig ist der POGA Pro nicht, dafür fühlen sich die verwendeten Materialien hochwertig an, die Aluminiumkonstruktion bildet einen festen Rahmen, der selbst große Belastungen überstehen sollte. Kunstledergriffe runden das dezente, wahlweise in Schwarz oder Weiß gehaltene Design ab. Soll es auffälliger sein, kann für einen Aufpreis von 100 Euro ein eigenes Design aufgedruckt werden.
Im Inneren offenbart sich uns ein mit Hartplastik verzierter Block aus Schaumstoff, der Aussparungen für zwei Controller, eine Konsole und das Kabelmanagement lässt. Erhältlich ist der POGA Pro für die PS4, PS4 Pro, Xbox One X und Xbox Series S. Wir haben uns für letztere Variante entschieden, da der kleine Game-Pass-Kasten wunderbar kompakt ist und rasch mit Spielen gefüllt werden kann. Zumal ein Disc-Laufwerk ja grundsätzlich fehlt und somit keine Einschränkungen durch den Koffer entstehen.
Der Einbau der Xbox Series S war schnell erledigt und ging flott von der Hand. Bei der Konsole mussten wir ein wenig nachdrücken, bis diese samt der Gummifüßchen im Plastikrahmen einrastete, dafür verrutschte sie dann aber auch nicht mehr. Die kleinen Widerhaken sorgen beim Ausbau für ein Erschwernis, mit ein wenig Zugkraft auf der gegenüberliegenden Seite lässt sich die Xbox Series S aber wieder befreien. Zwar dehnt sich der Plastikrahmen um ein paar Millimeter nach oben, für das Material ist das jedoch kein Problem.
Zusätzlich verfügt der POGA Pro über USB-Zubehör in Form eines Hubs, an dem wir verkabelte Peripherie verwenden, sowie unser Smartphone aufladen können, und eines Wireless Chargers, ebenso zum Aufladen des Smartphones. Diese mit der Konsole zu verbinden, gestaltete sich aber als fummelig, da für eines der Kabel nur eine geringe Länge zur Verfügung steht.
Trotz der kleinen Störfaktoren und des ordentlichen Gewichtes ist der Koffer aber leicht in der Handhabung, der innere Aufbau wohldurchdacht. Dafür sprechen auch unsere Temperaturmessungen, die wir während langer Sessions vorgenommen haben.
Die schmalen Kanäle blockierten die Kühlung nicht, der Unterschied im Vergleich zum normalen Betrieb lag lediglich bei 1,5 bis 2 Grad Celsius. Der Lüfter schwieg die ganze Zeit über. Gemessen haben wir jeweils mit einer Temperatursonde an der Schnittstelle zwischen der Kupferplatte oberhalb der APU und der zentralen Heatpipe des Kühlers sowie außen am Koffer, um die Umgebungstemperatur zu ermitteln und gegenrechnen zu können.
Der eingebaute Monitor ist die große Schwachstelle
Die Grundidee für den vorinstallierten Full-HD-Bildschirm ist so simpel wie genial: eine Wandhalterung nach VESA-Standard ist im Kofferdeckel befestigt, der Monitor daran aufgehangen.
So gut das Konzept ist, so schlecht erscheint uns allerdings die Wahl des Monitors. Der Bildschirm mit der Produktkennung “VP228HE” verwendet ein TN-Panel, ist also reaktionsschnell und vergleichsweise günstig. Bei der Farbtreue und den Kontrasten schwächelt der Panel-Typ allerdings massiv.
Besonders störend ist beim ASUS-Monitor die eklatant schlechte Blickwinkelstabilität. Weichen wir nur wenige Grad von der perfekten Position ab, verschiebt sich das Farbprofil komplett, vornehmlich auf der vertikalen Achse. Genau diese ist aber unmöglich auszugleichen, da sich der Bildschirm nicht kippen lässt. Die meiste Zeit über blickten wir daher von leicht schräg oben auf das Display, dementsprechend blass wirkten die Farben.
Zudem wies der Monitor unseres Testexemplars eine sehr ungleichmäßige Ausleuchtung auf. Die Hintergrundbeleuchtung des Bildschirms schien in der unteren Hälfte stark durch, wodurch diese ständig zu hell wirkte.
Ein Monitor mit TN-Panel ist unserer Ansicht nach völlig ungeeignet für die Verwendung im Koffer. Ein IPS-Panel würde die Problematik hingegen komplett eliminieren. Entsprechende Monitore sind zwar nicht ganz so reaktionsschnell, die Bildqualität würde davon jedoch immens profitieren. Ein paar Millisekunden Verzögerung wären für die allermeisten Spieler*innen außerdem kaum bemerkbar.
Interessanterweise scheint das Team von INDIGAMING ähnliche Überlegungen bereits ins Portfolio einzubringen. Der 220 Euro teurere POGA Lux verfügt über einen Monitor mit IPS-Panel, ist aber exklusiv der PS5 vorbehalten. Wir würden uns das Modell für alle Konsolen wünschen.
- hochwertige Materialien
- stabile Kofferkonstruktion
- Anschlussmöglichkeiten via USB
- Smartphone lässt sich verkabelt als auch kabellos laden
- Kühlung wird kaum beeinträchtigt
- Einbau ist schnell erledigt
- Trolley lässt sich einfach abmontieren und wieder anbringen
- unauffälliges Design
- übersichtlich strukturiert
- Display-Panel für Verwendungszweck ungeeignet
- unterirdisch klingende Lautsprecher
- bringt viel auf die Waage
- Controller und Stromkabel werden nicht völlig fixiert
- USB-Verkabelung kurz
- Konsolenausbau leicht störrisch
Fazit: Der POGA Pro ist ideal, wenn ihr viel auf Reisen geht, für eine gelegentliche Nutzung ist der Preis aber zu hoch und das Display zu schlecht.
Chris Werian
@DrChrisRespect
Die Zeit mit dem POGA Pro ließ mich ein wenig wehmütig zurück - wir haben uns etliche spannende Szenarien für einen realistischen Erfahrungsbericht überlegt, wussten aber von vornherein, dass uns die Corona-Pandemie einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen könnte. So kam es dann auch, weshalb wir uns für einen ausschließlich faktenbasierten Test entschieden haben. Auf der einen Seite ist das natürlich schade, auf der anderen bin ich mir aber auch nicht sicher, ob sich die Zeit mit dem POGA Pro gelohnt hätte.
Der verbaute Monitor bereitete mir ordentlich Kopfzerbrechen. Stundenlang versuchte ich das Beste aus den Einstellungen herauszuholen, am Ende scheiterte es aber immer an der ungleichmäßigen Ausleuchtung. Zudem ist das Panel dermaßen blickwinkelabhängig, dass ich den Bildschirm trotz gestapelter Spielehüllen und Bücher so gut wie nie in eine Position bekommen habe, an dem die Farben nicht völlig falsch dargestellt werden. Wird die Neigung nach hinten zu stark, kippt der Koffer einfach um, da das Gewicht des Monitors zu groß wird. Das ist einfach nur nervig und wäre vermeidbar, würde man auf ein IPS-Panel setzen.
Für den schnellen Zock im Hotel sollte die Technik aber ausreichen, vor allem wenn die liebsten Spieletitel nur auf einer stationären Konsole verfügbar sind und sich der Spielstand nicht auf mehreren Plattformen abrufen lässt, wie es etwa bei FIFA der Fall ist. Sofern das örtliche WLAN genug hergibt, steht sogar Online-Partien nichts mehr im Weg.
Ich persönlich würde aber doch lieber zur Switch oder einem Laptop greifen und meinen Pile of Shame um ein paar Indie-Perlen erleichtern. Echt ärgerlich, dass das Produkt so stark unter dem Monitor leidet, denn das grundsätzliche Konzept gefällt mir wirklich gut.
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