Sechs Millionen verkaufte Exemplare innerhalb von vier Tagen und Spielerrekorde auf Steam. Wer aktuell einen Blick auf Social Media wirft, kommt um Videos und Meinungen zu Palworld nicht herum.
Woher der Hype stammt und wie es Pocketpair als recht unbekannter Entwickler geschafft hat, in aller Munde zu sein, das will ich euch nach meinem überraschend Palworld-intensiven Wochenende erklären.
Palworld macht Spaß!
So selbstverständlich es bei einem erfolgreichen Spiel klingen mag. Damit ein kostenpflichtiges Early Acces-Spiel solche enormen Zahlen erreichen und halten kann, muss es was auf dem Kasten haben und Spieler*innen weltweit Spaß machen. Palworld kostet derzeit reduziert 26 Euro auf Steam und 30 Euro auf Xbox und ist zudem im Game Pass erschienen
Palworld schaut im Vergleich zum technisch oft (und zurecht) gescholtenen Pokémon nicht nur ansprechend aus, sondern hat gleich zwei Motivationsspiralen, die das typische “Huch, schon 5 Stunden gespielt?” hervorrufen.
Zum einen wird der Jagd-und Sammeltrieb durch das Einfangen der 111 Pals geweckt und zum anderen motiviert der stufenweise Ausbau des eigenen Lagers enorm. Noch ein Pal, noch ein Charakter-Level, noch ein neues Gebäude.
Wollt ihr mehr zu den spielerischen Qualitäten von Palworld wissen, unsere Kolleg*innen von GameStar Plus haben bereits einen Early Access-Test für euch:
Palworld ist abgedreht
Die Beschreibung “Pokémon mit Waffen” habt ihr in den vergangenen Tagen sicher aufgeschnappt. Zwar ist die Formulierung stark vereinfacht und geht sogar etwas am Survival-Kern des Spiels vorbei, dennoch macht sie klar, warum das Early Access-Spiel so viel Aufmerksamkeit generiert.
Palworld ist perfekt für Social Media und Twitch geeignet, da wir permanent entweder lustige, absurde, teils fragwürdige und auch “verbotene” Dinge erleben, die sich im Internet wie ein Lauffeuer verbreiten.
Pals werden in Granatwerfer gestopft und als Munition missbraucht. Im eigenen Camp an die Arbeit geschickt, um beispielsweise Holz abzubauen oder am Steinofen das Feuer zu entfachen – um ein paar der eher harmlosen Beispiele zu nennen.
Ihre Leichen kullern grotesk durch die Gegend und das Fleisch wird von anderen Pals gefressen. Fangen wir ein Feuer-Pal, können wir es als Flammenwerfer benutzen und baut Pal Depresso im Lager Steine ab, na ja, seht selbst:
Palworld setzt auf “Pokémon”, lässt uns jedoch im Gegensatz zum kindgerechten Vorbild all die Dinge tun, die in einem Nintendo-Spiel undenkbar wären. Ich weiß beim Spielen nie, welche Absurdität oder welcher Gag mir in den kommenden Minuten begegnet. Absurdität, die oft als bitterböser Humor durchgeht, manchmal aber auch über das Ziel hinausschießt.
Palworld ist zugänglich
Dank verschiedener Schwierigkeitsgrade, Einstellmöglichkeiten und leicht verständlicher Tutorials und Menüs ist der Einstieg in Palworld wenig kompliziert und spricht auch Gelegenheitsspieler*innen an.
Seichtes Survival: Zwar lässt sich Palworld durchaus als Survival-Spiel umschreiben, abseits der (zu Beginn recht geringen) Gefahr durch Pals und des Basenbaus, steckt hier aber kein vielschichtiger Überlebenskampf im Spiel.
Um zu überleben, muss ich alle 10 bis 15 Minuten etwas essen und mich vor Hitze und Kälte schützen, das war’s. Trinken, schlafen oder der permanente Angriff von Feinden bleiben hier aus. Auf Wunsch kann ich in den Einstellungen sogar deaktivieren, dass die gesammelten Items beim Tod am Boden liegen bleiben.
Hinzu kommt als Single- oder wahlweise Multiplayer-Spiel eine weitere Komponente, die das Spiel zugänglicher macht. Zwar ist der Koop aktuell bei Weitem nicht optimal oder gar ausgereift, doch die gemeinsame Monsterjagd mit bis zu vier Spielerinnen oder auf großen Servern mit bis zu 32 Personen macht schon jetzt Laune.
Palworld ist daher auch ein sehr spaßiges Erlebnis, um mit wenig Gaming-affinen Freund*innen in kurzen oder langen Spiel-Sessions seinen Spaß zu haben.
Palworld macht das, was viele Pokémon-Fans vermissen
Es ist immer leicht, das Pokémon-Lager in Fans und Hater aufzuteilen. Zur Wahrheit gehören aber auch Personen wie meine Wenigkeit, die mit den Taschenmonstern in den 1990er-Jahren aufgewachsen sind und die GameFreak über die Jahrzehnte aufgrund mangelnder Innovation immer mehr verloren hat. Innovation, die es beim Blick auf die Verkaufszahlen der Reihe, bislang auch nicht gebraucht hat – auch das gehört auch zur Wahrheit.
Mega-Erfolg auf Steam in Zahlen: Vor wenigen Minuten hat sich Palworld noch vor Counter-Strike 2 auf Rang 2 der erfolgreichsten Steam-Spiele aller Zeiten, gemessen an gleichzeitig aktiven Spieler*innen, geschoben. Bereits am Wochenende wurden Mega-Hits wie Elden Ring, Baldur's Gate 3, Cyberpunk 2077 und Hogwarts Legacy überholt.
Ausschließlich PUBG liegt mit 3,2 Millionen weiter einsam an der Spitze – zumindest bis zum kommenden Wochenende, wenn der Erfolg von Palworld weiter anhält.
Und hier rede ich nicht nur vom technischen Aspekt. Auch gab es abseits des entscheidenden “Sammel X Pokémon”-Loops von der Spielwelt bis hin zu kleineren Komfort-Features über die Jahre hinweg aus meiner Sicht viele Versäumnisse – speziell, was die Liebe zum Detail anbelangt.
Ob Palworld diese Liebe zum Detail bietet, darüber lässt sich diskutieren. Das Spiel bringt auf jeden Fall einen frischen Wind ins Genre der Pokémon-likes und kombiniert das Ganze mit einer ansprechenden Optik.
Sei es durch den Basenbau oder allein durch den Punkt, dass ich hier spaßig auf vielen Pals reiten oder mit ihnen problemlos über die Spielwelt fliegen kann. Diese Punkte kombiniert mit dem Absurditätsfaktor reichen schon vollkommen aus, um selbst mich bei Laune zu halten.
Fazit der Redaktion
Dass Palworld mit seiner “Pokémon mit Waffen”-Formel und seiner zeitgemäßen Optik erfolgreich wird, erstaunt mich nicht. Dass der Hype solche Ausmaße annimmt und täglich neue Rekordzahlen aufploppen, damit hat wohl kaum jemand gerechnet.
Der Erfolg lässt sich nicht auf einen Punkt und schon gar nicht auf einen schicken Pokémon-Klon herunterbrechen. Die Rekordzahlen sind vielmehr die Summe mehrerer cleverer Entscheidungen während der Entwicklung. Vom Absurditätsfaktor über die Kombination aus der Pal-Jagd und Survival bis hin zum Mehrspieler – und schlicht dem Punkt, dass Palworld ein überaus spaßiges Spiel ist.
Die Frage wird jedoch sein, ob Palworld über mehrere Wochen und Monate hinaus zum Dauerbrenner wird, oder ob der Hype bereits nach wenigen Tagen vergeht. Hier kommt es vor allem darauf an, mit welchen Updates der Early Access weiter ausgebaut wird. Neue Pals, neue Bauten und vor allem Features, die das “Frische” und den Absurditätsfaktor weiter oben halten.
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