Seite 2: Outlast 2 im Test - Das muss man aushalten

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Von Anspannung zu nackter Panik

Dieser Horror macht Outlast zu Beginn genial, da er fast ausschließlich auf unserer Vorstellung basiert. Wir malen uns aus, was gleich passieren könnte und das Spiel unterfüttert das mit kleinen Details. Fühlen wir uns vorher schon beobachtet, jagt uns eine ferne Gestalt im Kamera-Zoom Schauer über den Rücken. Jedes noch so kleine Geräusch lässt uns zusammenzucken. Immer wieder ertappen wir uns dabei, wie wir grundlos in ein sicher scheinendes Versteck kriechen und minutenlang darin ausharren, unfähig weiterzugehen.

Und solche Verstecke gibt's zum Glück reichlich, vom dreckigen Boden unter einem Bett über Fässer bis hin zu staubigen Schränken. Auch wenn uns nicht alle Gegner gleich töten, haben wir keine Möglichkeit, uns zu verteidigen. Wie in Spielen wie Amnesia oder Soma heißt es also Weglaufen und nach einem möglichst sicheren Ort Ausschau halten. Und dann gebannt den Atem anhalten. Denn die Jäger verfolgen uns nicht nur lange, sondern brechen auch Türen auf und durchsuchen sogar allzu offensichtliche Verstecke. Einfach bei Gefahr in den nächsten Schrank zu schlüpfen, reicht also nicht.

Erwischen Gegner uns sind wir meistens sofort tot, manchmal haben wir aber die Chance, uns noch zu befreien. Erwischen Gegner uns sind wir meistens sofort tot, manchmal haben wir aber die Chance, uns noch zu befreien.

Hier wandelt sich die Anspannung in nackte Panik. Oft durchstreifen mehrere Feinde ein Gebiet, in dem wir von A nach B kommen müssen, um zum Beispiel einen Generator einzuschalten. Dummerweise münden diese eigentlich spannenden Schleichpassagen immer mal wieder in nerviges Trial and Error, bei dem wir die Feindrouten nahezu auswendig lernen müssen.

Durch die spärlich gesetzten Speicherpunkte kann die Spannung da schnell in Frust umschlagen, zumal uns manche Feinde gleich mit dem ersten Schlag töten. Später können wir zwar teilweise per Quick Time Event dem Tod noch von der Schippe springen, ultraknappe Reaktionszeiten zehren aber auch hier im negativen Sinn am Nervenkostüm.

Wenn Angst sich abnutzt

Trotzdem funktioniert Outlast 2 sehr lange, was vor allem an der dichten Atmosphäre liegt. Im Gegensatz zum Vorgänger, der uns einfach mit Verrückten konfrontiert, hat Outlast 2 ein klares Thema, das sich durch das ganze Spiel zieht: Religion. Unsere Peiniger gehören zwei Gruppen an, den Gläubigen und den Ketzern, die mitten in der Wüste ihren persönlichen Glaubenskrieg führen.

Und der Glaubensgedanke wird permanent pervertiert. Wir finden Dokumente voller entfremdeter religiöser Zitate und Leichen, die brutal im Namen der Kirche hingerichtet wurden. Echte Highlights und erinnerungswürdige Personen wie der irre Doktor im ersten Teil fehlen aber fast vollständig. Je länger wir spielen, desto mehr kehrt Routine ein.

Ein großes Problem für ein Horrorspiel, das hauptsächlich davon lebt, dass sich der Spieler permanent fürchtet. In den rund fünf Stunden des Vorgängers funktionierte die Kombination aus Anspannung, Panik und Ekel nahezu perfekt. Outlast 2 ist fast doppelt so lang und schneidet sich damit ins eigene Fleisch.

Spätestens nach vier oder fünf Stunden fühlt sich das Erlebte deutlich gestreckt an. Wenn wir zum gefühlt zehnten Mal in einem Kornfeld landen oder zum zwanzigsten Mal von einem psychopathischen Hinterwäldler gejagt werden, wird aus dem Zusammenzucken irgendwann nur noch ein Schulterzucken.

Auch Splatter und Ekel gibt es in Outlast 2 genug – nichts für schwache Nerven. Auch Splatter und Ekel gibt es in Outlast 2 genug – nichts für schwache Nerven.

Dabei bemüht sich die Fortsetzung sogar immer wieder um Abwechslung: Neben verlassenen Dörfern, Wäldern und Minenschächten erkunden wir auch immer wieder unsere alte Schule, in der sich ein scheußliches Verbrechen abgespielt hat. Die Flashbacks fühlen sich nie fehl am Platz an, sondern ergänzen die Handlung um einen interessanten Aspekt. Was hier passiert ist, fühlt sich nämlich viel realer und bedrohlicher an, als all der unheimliche Zauber in der Gegenwart.

Aber selbst in der Schule gibt es zu viele gleiche Gänge mit zu vielen gleich ablaufenden Verfolgungsjagden. All die Abwechslung nützt nämlich nichts, wenn das Spielprinzip an sich gleichbleibt und die Spielzeit einfach nicht tragen kann. So kämpfen wir am Ende nicht mehr gegen unsere Angst, sondern vor allem mit unserem Durchhaltevermögen, weil wir halt irgendwie doch wissen wollen, was es mit dem Horror auf sich hat.

Umso enttäuschender dann die ebenso unlogische wie verschwurbelte Auflösung, die uns schon die Frage stellen lässt, warum wir uns das alles eigentlich angetan haben. Sowohl den anfänglichen Horror, als auch das gestreckte Finale.

Outlast 2 - Das erste Gameplay Video starten 9:48 Outlast 2 - Das erste Gameplay

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