HD-Remakes sind eine sinnvolle Strategie für Titel die zwei Dinge gemeinsam haben: Sie sind wirklich gut, haben sich aber wirklich mies verkauft. So auch Oddworld: Stranger’s Vergeltungaus dem Jahr 2005. Just Add Water hat nun den vernachlässigten Klassiker auf Hochglanz poliert: die Charaktermodelle wurden überarbeitet, der Sound verbessert und die Texturen, die feine Auflösung von 720p angepasst, die Framerate auf 60 fps hochgeschraubt und drei Schwierigkeitsgrade eingebaut.
Abseits davon gibt es im Vergleich mit der Xbox-Version keine Neuerungen oder Innovationen, aber Oddworld: Stranger’s Vergeltung war und ist so kreativ und einfallsreich, dass es sich auch heute noch in die Zocker-Herzen schleicht.
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Oddworld: Stranger’s Vergeltung ist der vierte Teil der preisgekrönten Oddworld-Reihe. Anstatt sich wie die ersten drei Serienteile einfach als enorm stimmiges Jump’n’Run zu inszenieren, lotet Stranger’s Vergeltung lieber Genregrenzen aus. Ihr schlüpft in die Haut von besagtem Stranger. Der Gringo in Löwengestalt verdingt sich als Kopfgeldjäger, weil er Kohle für eine Operation zusammenkratzen muss.
So streift Stranger durch ein Western-Szenario der etwas anderen Art. Staubige Straßen und stimmige Wüstenstädte sind zwar vorhanden, doch von schrägen Tieren bevölkert. In Gizzard Gulch wohnen etwa gackernde Hinterwäldler-Hühner, mit denen ihr entweder freundlich quatscht oder sie hinterrücks ausraubt. Aber die paar Münzen sind nur Peanuts, richtig dicke Kohle kommt über Kopfgeldaufträge rein.
Gar nicht nett: Die Haustier-Kanone
Seid ihr auf der Pirsch ist es ratsam, mit Bedacht vorzugehen, denn meistens steht ihr allein gegen eine Übermacht an Feinden. Für lebendige Halunken gibt’s klarerweise mehr Zaster als für verblichene Schergen. So schleicht ihr euch behutsam an die Gegner ran und knipst sie einen nach dem andern aus. Dazu nutzt ihr beispielsweise die Levelausstattung selbst und lockt die Fieslinge in überdimensionale Saftpressen oder zwischen einschneidende Rotorblätter. Meistens jedoch nutzt ihr Strangers Armbrust.
Wie das Szenario, so ist auch die Munition für die Waffe von der seltsamen Sorte. Anstatt Projektile zu kaufen, sammelt ihr kleine Tierchen ein, um sie dann in die Armbrust zu spannen. Jedes Vieh hat dabei eine spezielle Wirkung. Chippunks etwa locken Feinde mit Schimpfwörtern an und Bolamites wickeln die Gegner in Spinnennetze. Im Laufe des Spiels steht euch eine große und vor allem kreative Bandbreite an »Munition« zur Verfügung. Lustig: Habt ihr die Tierchen eingespannt, zappeln sie vor eurer Nase rum und fauchen beleidigt aus den Boxen.
Weird Weird West
Ihr merkt schon: Stranger’s Vergeltung bedient sich zwar klassischer Spielelemente garniert diese aber mit vielen frischen Ideen. First-Person-Schießereien werden durch die aberwitzige Armbrust aufgelockert, das Einsammeln von Feinden etwa durch eine Art Personen-Staubsauger mit coolem »Pop«-Geräusch zu einem beinahe surrealen Erlebnis oder einfaches Herumrennen noch einen Tick interessanter, weil Stranger ab einer bestimmten Geschwindigkeit auf allen Vieren läuft.
Die vielen netten Kleinigkeiten werden durch eine tolle Story zusammengehalten. Wir wollen hier nichts spoilern, aber Strangers Geschichte präsentiert alte Motive wie Rache in einem annehmbaren moralischen Gewand, das wirklich zum Nachdenken anregt. Und sowas schaffen Spiele viel zu selten.
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